Daimler hat den Nachfolger seines beliebten City-Mobils vorgestellt. Zwei- und Viertürer wurden zusammen mit Renault entwickelt

Das wird auch langsam Zeit: Nach mehr als 15 Jahren und unzähligen Studien steht jetzt ein ganz neuer Smart in den Startlöchern: Diese Woche wurde er in Berlin zum ersten Mal gezeigt, im Oktober feiert er Publikumspremiere auf dem Pariser Salon, und im November steht er für knapp unter 11.000 Euro bei den Händlern.

Er kommt zwar spät, auch weil Daimler sich für dieses Projekt vor ein paar Jahren mit Renault zusammengetan hat und noch einmal von vorne anfangen musste, damit es Synergien, aber möglichst wenig Verwechslungsgefahr mit dem Twingo gibt. Das gründliche Facelift von 2007 ging deshalb immer und immer wieder in die Verlängerung. Aber dafür kommt er jetzt um so gewaltiger. Denn nach langer Pause wird es den Smart diesmal wieder als Viertürer und Viersitzer (Forfour) geben, der für rund 600 Euro Aufpreis all jene Kunden bei der Stange hält, die einem Zweisitzer entwachsen sind.

Auch mit französischem Einfluss ist das neue Auto auf den ersten Blick ein Smart nach alter Schule. Es bleibt für die Baureihe W452 bei den ultrakurzen 2,69 Metern, der farblich abgesetzten Tridion-Sicherheitszelle und den Dreizylindern im Heck. Sonst allerdings ist so ziemlich alles neu am Mini-Daimler. Er hat ein freundliches, aber ernst zu nehmendes Gesicht mit fast eckigen Tagfahrleuchten um die matten Augen, besitzt für den Fußgängerschutz einen kleinen Vorbau und sogar etwas Speck auf den Hüften. Dazu gibt es hinten wie eh und je die zweigeteilte Heckklappe und überall die „Honigwaben“, die es den Designern so angetan haben: Ganz groß im Grill, ganz klein als Prägung auf den Rückleuchten und ausgefräst als Abdeckung der Lautsprecher.

Der Wendekreis beträgt künftig nur noch rekordverdächtige 6,95 Meter

Die wichtigste formale Änderung ist die größere Spur. Weil der Smart um zehn Zentimeter in die Breite geht, steht er nicht nur optisch satter auf der Straße und sieht aus wie ein Auto und nicht mehr wie ein Spielzeug für Riesenbabys. Er bietet endlich auch ein komfortables und stabiles Fahrgefühl, wie man es aus der Klasse von Polo & Co. kennt. „Der Smart ist erwachsen geworden, und genau so fühlt er sich an,“ umschreibt es der Projektleiter Markus Riedel. Nachdem mit Holperfahrwerk, Knattermotor und Nick-Automatik die Fahrfreude zuletzt auf der Strecke geblieben ist, will der neue Smart den Spaß zurück in die Stadt bringen.

Dafür stehen nicht nur neue Motoren mit bestenfalls 4,2 Litern Verbrauch – zum Start ein 1,0-Liter-Aggregat mit 71 und ein 0,9-Liter-Turbo mit 90 PS, später dann noch ein Einstiegsmodell mit 60 PS, aber kein Diesel mehr –, ein besseres Fahrwerk und der Wechsel auf eine sanfte Doppelkupplung. Der ganze Stolz der Schwaben ist allerdings der rekordverdächtige Wendekreis von 6,95 Metern – irrwitzige 1,25 Meter weniger als heute und der kleinste Wert unter allen Pkw.

Vom Zuwachs in der Breite profitiert auch der Innenraum: Die Sitzposition ist erhaben wie immer, und an Kopffreiheit herrscht auch künftig kein Mangel. Die Zeit zwanghafter Tuchfühlung mit dem Nebenmann ist bei dem neuen Format endlich vorbei. Außerdem muss man auf den großen Integralsesseln nicht mehr versetzt sitzen, wenn man mal die Arme anwinkeln will.

Bleiben wird die Farbenfreude, die sich der Smart aus seiner Zeit als Swatch-Auto bewahrt hat: Vier Interieur-Welten mit bunten Türtafeln, Stoffbezügen im Cockpit und sogar der passenden Hintergrundfarbe auf dem großen Touchscreen über dem Mitteltunnel sind fürs Erste geplant.

Obwohl bei einem Auto wie dem Smart jeder Cent zweimal umgedreht wird, leisten sich die Schwaben ein paar kleine Extrawürstchen. Die Klimaanlage zum Beispiel steuert man mit einem verchromten Schieber, der wie eine Lupe über die Temperaturskala gleitet. So clever kann ein Smart sein. Dafür gibt es aber kein Xenon-Licht und erst recht keine LED-Scheinwerfer.

Neu aufgelegt wird die Idee des Viertürers, auf den angeblich so viele Möchtegern-Kunden gewartet haben. In der internen Nomenklatur dann als W453 geführt, soll er eine Alternative zu Fiat 500, Opel Adam oder VW up werden. Der neue Viertürer ist konsequent aufs Familiengesicht getrimmt. Die Entwickler haben aber den Radstand von 1,87 auf 2,49 Meter und die Länge um 80 Zentimeter auf 3,49 Meter gestreckt sowie eine zweite Tür in die markante Sicherheitszelle gequetscht.

Die Tür ist zwar ziemlich kurz, öffnet sich dafür aber fast 90 Grad und erleichtert so den Zustieg zum Fond. Die Rückbank ist betont praktisch: Mit einem Zug lassen sich die Sitzkissen umdrehen, auf den Boden klappen und flachlegen. Wer keine Lust auf die Hightech-Klappstühle hat, kann die zweigeteilte Rücklehne umlegen. Dann hat der Smart eine ebene Ladefläche, die wegen des Heckmotors allerdings ein wenig höher liegt. Bei voller Bestuhlung beladen, fassen beide Smarts rund 260 Liter, legt man die Rückbank um, gehen in den Forfour bis zu 975 Liter.

Die Zeit, die Daimler sich mit dem Start des Nachfolgers gelassen hat, wurde von der Konkurrenz nicht genutzt. Der Toyota iQ fährt langsam ins Vergessen, Mini wächst in die andere Richtung, und im VW-Konzern ist von einem Modell unterhalb des Up schon keine Rede mehr. Smart-Chefin Annette Winkler blickt daher optimistisch in die Zukunft: „Als Erfinder der individuellen urbanen Mobilität verbindet niemand Funktion und Emotion so gut wie wir. Jetzt mit noch mehr Platz, mehr Farbe, mehr Ausstattung… und noch mehr Freude in der Stadt!“