Das größere Eigengewicht der Fahrzeuge kann von Nachteil sein

SUV sind groß und darum besonders sicher? Dieser Annahme widerspricht ein Crashtest des amerikanischen Insurance Institut for Highway Security (IIHS). Die Prüfer untersuchten den sogenannten Frontalaufprall mit geringer Überlappung. Damit ist gemeint, dass das Auto nicht auf gesamter Breite oder mit dem Großteil der Front auf ein Hindernis prallt, sondern mit einer Ecke der Front z.B. in einen Laternenmast oder Baum einschlägt.

Neun SUV, die in den USA unter der Bezeichnung „mid-size“ laufen, ließen die Tester derart auf ein Hindernis auffahren. Nur zwei der SUV schnitten gut ab, eines akzeptabel, drei weitere mäßig und drei mangelhaft. Darunter waren auch zwei Modelle, die in Deutschland verkauft werden: Der Kia Sorento bekam eine mangelhafte Wertung, der Jeep Grand Cherokee konnte ein mäßiges Ergebnis verzeichnen. Üblicherweise schneiden die hochbauenden SUV aufgrund ihrer Masse und der höheren Sitzposition in Crashtests besser ab. In dem Fall ist das größere Eigengewicht aber von Nachteil. Denn in diesem Unfallszenario werden die Crashstrukturen in der Front, umgangssprachlich Knautschzone genannt, umgangen.

Üblicherweise wird die Aufprallenergie von zwei Längsträgern aufgenommen, die sich deformieren. „Das ist der Hauptpfad, über den sich die Energie abbaut“, erklärt Volker Sandner, Bereichsleiter Fahrzeugsicherheit beim ADAC. „Das Verheerende an dieser Unfallkonstellation ist: Die eigentliche Crashstrukturen werden gar nicht getroffen.“ Damit können sie auch keine Energie aufnehmen. Dieses Problem haben viele Fahrzeuge bei dem „small overlap front crash“. Zusätzlicher Nachteil des SUV: Es hat eine größere Masse und damit höhere Crashenergie, die es nicht abbauen kann. Nach den Ergebnissen des IIHS kann infolgedessen die Fahrgastzelle zerstört werden.

Dieses Unfallszenario ist bei Autoherstellern teilweise umstritten, da es nur einen kleinen Teil der Frontalunfälle umfasst. „Etwa ein Viertel bis ein Fünftel aller Frontalunfälle passieren in dieser Konstellation“, erklärt Sandner. „In den kommenden Jahren werden Fahrzeuge auf den Markt kommen, die wesentlich besser mit diesen Szenarien umgehen.“ Das von amerikanischen Kfz-Versicherungen finanzierte IIHS hatte den Frontalaufprall mit geringer Überlappung erst im Jahr 2012 eingeführt, seitdem verschiedene Fahrzeuggattungen darauf getestet.