Mit einem Facelift wird er zum Golf des kleinen Mannes – ganzer Stolz der Entwickler ist eine neue Infotainment-Funktion

Zwar ist der Golf in Wolfsburg noch immer das Maß aller Dinge und auch weiterhin der Bürger liebstes Kind. Doch weil der Bestseller mit all seinen vielen Extras für den Durchschnittsdeutschen mittlerweile oft schon ziemlich schwer erreichbar geworden ist, rückt jetzt von unten sein kleiner Bruder nach: Spätestens wenn kurz nach Ostern die überarbeitete Fassung in den Handel rollt, gibt es einen Grund mehr, keinen Golf zu kaufen. Zwar ändert sich nichts am Grundpreis von 12.450 Euro, und auch am Design gibt es nur kleine Retuschen. Aber wer dem Polo unter die Haube schaut, der sieht lauter neue Motoren. Und wer ihn fährt, kann auf ein Heer neuer Assistenz- und Infotainmentsysteme bauen, die in Details sogar den großen Bruder ausstechen.

Zur Halbzeit hat VW das komplette Motorenprogramm erneuert, die Triebwerke auf Euro6 umgestellt und den Verbrauch mal eben um bis zu 21 Prozent gedrückt. Den größten Sprung macht der 90 PS-Diesel mit Direktschaltgetriebe, der nur noch 3,2 Liter braucht. Möglich wird das durch den Wechsel auf drei Zylinder. Das spart bei der inneren Reibung und beim Gewicht – schließlich ist der neue 1,4-Liter-Einheitsmotor fast ein Drittel leichter als zum Beispiel der alte 1,6-Liter.

Nennenswerte Einbußen beim Komfort gibt es dagegen nicht: Zwar knattert der Sparmotor so charakteristisch wie alle Dreizylinder, doch mit seiner Ausgleichswelle und dem Zweimassen-Schwungrad läuft er genauso rund und harmonisch wie ein Motor auf vier Flammen. Auch die Kraftentfaltung ist ordentlich: Mit bis zu 230 Nm hat der Dreizylinder einen ordentlichen Antritt. Feinfühlig vom DSG im schmalen Band der optimalen Drehzahl gehalten, beschleunigt der Polo in 10,9 Sekunden von null auf 100 und zieht mit bis zu 184 km/h über die Autobahn. Nur die 3,4 Liter sind im Alltag nicht zu schaffen: Nach fast 200 Kilometern durch die Stadt, über Land und mit Vollgas auf der Autobahn zeigt der Bordcomputer um die fünf Liter – auch da ist der Polo also nahe am Golf. Den neuen Vorzeige-Diesel gibt es nicht nur mit 90, sondern auch mit 75 oder 105 PS. Außerdem haben die Niedersachsen natürlich wieder eine Blue-Motion-Version aufgelegt, die mit 3,1 Litern in der Liste steht.

Zum ersten Mal bei VW wird es im Polo nach den Sommerferien allerdings auch einen Benziner als Blue Motion geben, dessen Dreizylinder-Turbo bei 95 PS auf einen Verbrauch von 4,1 Litern kommt. Schon zum Start stehen die Dreizylinder mit 60 und 75 PS sowie die Vierzylinder mit 90 und 110 PS beim Händler. Später folgen noch der Polo Blue GT mit Zylinderabschaltung und jetzt 150 PS sowie der Polo GTI, der künftig mit 192 PS punkten will.

Auch haben die Niedersachsen die Elektronik auf Vordermann gebracht und sich dabei am Golf orientiert – von schaltbaren Dämpfern über Tempomat mit Abstandsregelung und City-Notbremsfunktion bis Online-Navigation. Serienmäßig an Bord sind die neue, elektrische Servolenkung, die Müdigkeitserkennung sowie die Multikollisionsbremse, die den Unfall nach dem Unfall verhindern soll.

Der ganze Stolz der Entwickler ist aber die Infotainment-Funktion Mirrorlink, die selbst der Golf nicht zu bieten hat. Mit einer USB-Verbindung und zwei Klicks auf dem Touchscreen lässt sich die Oberfläche des Smartphones auf dem Bildschirm des Wagens spiegeln, sodass man alle Apps nutzen kann. Im eigenen Appstore gibt es zahlreiche Zusatzprogramme wie Internetradios oder Reiseführer. Bei den Digital Natives lässt der kleine Polo den großen Golf damit ziemlich alt aussehen.