Bernie Ecclestone ist stolzer Inhaber mehrerer Talente: Zu diesen zählt nicht nur, dass er mit zunehmendem Alter Andy Warhol immer ähnlicher sieht, sondern auch, dass er stets mit einer von keinerlei Selbstzweifel getrübten Meinungsstärke auftritt. Aktuelles Lieblingsmeckerthema des schwerhörigen, Pardon, schwerreichen Briten sind die Motoren der höchsten Motorsportklasse, der Formel 1, die Ecclestone gehört, Pardon, die er vermarktet. Nachdem er sich kurz nach Saisonstart mit der Lautstärke eines der alten V8-Motoren zu Wort gemeldet hatte, legte er vor einigen Tagen nach: „Nicht akzeptabel“ seien die Rennen in ihrer derzeitigen Form. Was war passiert? Hatten die Ingenieure im Anfall von Böswilligkeit Boliden gegen Bobby-Cars ausgetauscht? Hatten Umweltaktivisten Tempo-30-Schilder aufgestellt, die Vettel, Rosberg und Co. verwirrten? Oder war der Pitstop-Service auf Selbstbedienung umgestellt worden?

Nichts von alledem. Ecclestone ist es schlicht und ergreifend zu leise. Die neuen V6-Aggregate veranstalten einfach nicht mehr den infernalischen Lärm, der Normalhörige an den Weltuntergang und Schwerhörige an einen im Gehörgang startenden Kampfflieger erinnerte. Und das, das kann ja nun wirklich nicht sein. Zur Formel 1 gehört ein Hörsturz wie die Champagner-Dusche zum Sieger, die jungen Damen höchst zweifelloser Provenienz zur Boxengasse und zweifelhafte politische Ansichten zu Bernie Ecclestone.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll man sich mit dem Chef-Impresario des Rennzirkus allerdings schon seit mehreren Dekaden nur unter Zuhilfenahme eines Megafons verständigen können. Also handelt es sich möglicherweise um „Viel Lärm um nichts“