Statt ganzer Autos werden zunehmend fest verbaute Teile gestohlen, oft im Auftrag

Wer in Hamburg einen Fiat oder einen Renault fährt, hat Glück. Sein Fahrzeug wird nicht häufig aufgebrochen, um bestimmte Teile aus dem Wagen zu entwenden. Ganz anders geht es den Haltern eines Modells von BMW, Mercedes, Audi oder Porsche. Sie müssen oft der Polizei und ihren Versicherungen Diebstahls-Schäden zu melden.

„Alle Typen dieser Marken sind betroffen“, heißt es bei der Hamburger Polizei. Und entwendet werde alles, was teuer sei, zum Beispiel Airbags, Außenspiegel, Navigationsgeräte oder Beleuchtungseinrichtungen. Vorrangig geschehe das in Stadtteilen, wo „Menschen hochwertige Fahrzeuge besitzen“, so die Hamburger Polizei, „zum Beispiel in den Elbvororten, rund um die Alster, in den Walddörfern und im Alstertal.“ Nach Erkenntnissen der Behörde sind das Auftragsdiebstähle. Das Diebesgut bleibe in Deutschland oder gehe ins osteuropäische Ausland. Die Autoversicherer der HUK Coburg mussten bereits im Januar dieses Jahres 104 Schadensmeldungen für Teile-Klau im Postleitzahl-Gebiet Hamburg entgegen nehmen.

„Edelmarken wir BMW, Audi, Mercedes und VW sind von Teile-Diebstahl in besonderer Weise betroffen“, berichtet auch Michael Teßin, leitender Kfz-Sachverständiger der Itzehoer Versicherungen. Seiner Erfahrung nach greifen die Teilediebe gegenwärtig häufig nach fest eingebauten Navis für hochwertige Fahrzeuge deutscher Hersteller. Hier verzeichnet die Versicherung in der Hansestadt jährlich eine zweistellige Fallzahl.

„So ein Navi ist mitunter leider immer noch innerhalb von wenigen Minuten zu entfernen“, weiß Teßin. Im schlimmsten Fall lösen die Diebe nicht fachmännisch die Kontakte, sondern kappen den Kabelbaum: „Dann kommt zum Wert des Navi, der oft bei 1000 bis 2000 Euro liegt, noch ein Sachschaden für die Neuverkabelung von bis zu mehreren tausend Euro hinzu.“

Nach Beobachtungen der Versicherung ist die Schadenshäufigkeit im Hamburger Stadtgebiet etwa doppelt so hoch ist wie im ländlicheren Umland. „Wir führen das auf die größere Anonymität in der Stadt zurück und darauf, dass die Fahrzeuge dort oft unbeobachtet am Straßenrand stehen“, sagt Michael Teßin. „Wohingegen bei ländlicher Kundschaft die Autos auf den Grundstücken parken, wo die Besitzer und deren Nachbarn sie aufmerksamer im Blick haben.“

Der Autodiebstahl selbst ist im Jahr 2012 um mehr als acht Prozent auf insgesamt 18.063 Autos zurückgegangen. Im Vergleich zum Jahr 2002 hat sich die Zahl der gestohlenen Autos fast halbiert. Auch die Schadenhäufigkeit pro 1000 kaskoversicherter Pkw hat sich seitdem mehr als halbiert und liegt aktuell bei 0,5. Insgesamt zahlten die deutschen Kraftfahrtversicherer im vergangenen Jahr 242,4 Millionen Euro an ihre Versicherten für gestohlene Fahrzeuge. Im Vergleich zu 2002 ist dies ein Rückgang um rund 19 Prozent. Die durchschnittliche Entschädigung pro gestohlenes Auto ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen und liegt aktuell bei 13.421 Euro.

Im Vergleich der Bundesländer wurden in Berlin mit 3,2 pro 1000 kaskoversicherter Pkw die meisten Autos gestohlen. 2011 lag der Wert noch bei 3,6. Es folgen Hamburg mit 1,7 (Vorjahr: 2,1) und Brandenburg mit 1,5 (Vorjahr: 1,7). Besonders beliebt bei den Autodieben sind Fahrzeuge im Alter von vier bis sieben Jahren. In dieser Gruppe wurden 6622 (Vorjahr: 7062) Autos gestohlen, bei den bis zu drei Jahre alten Fahrzeugen waren es 4847 (Vorjahr: 5253) Autos. Wenn ein Auto acht Jahre oder älter ist, nimmt das Interesse der Autodiebe rapide ab.

Angeführt wird die „Hitliste“ der Autodiebe von zwei BMW-Modellen: Der BMW X6 Xdrive 40D und das M3 Coupe (M390) wurden am häufigsten gestohlen. Pro 1000 kaskoversicherter Fahrzeuge wurden 26,6 beziehungsweise 19,7 Autos dieser Konstruktionsgruppen entwendet. Auf Platz drei liegt der Toyota Lexus RX350 mit 15,4, gefolgt vom BMW X5/X6 3.0 SD mit 12,3 pro 1000 kaskoversicherter Fahrzeuge. Bei allen vier Fahrzeugen liegt die durchschnittliche Entschädigungshöhe jeweils bei etwa 45.000 Euro.

Das höchste Diebstahlrisiko der Automarken hatte 2012 BMW und Audi mit 1,1 beziehungsweise 1,0 gestohlenen Fahrzeugen pro 1000 kaskoversicherter Fahrzeuge. Auf Platz drei folgt Porsche (0,9 von 1000).