Im Herbst geht der neue Audi TT an den Start. Ein schönes Auto, das einige Optimierungen aufweist – aber keine nennenswerten Innovationen bietet. Einstiegstriebwerk leistet 180 PS.

Das Design der Modelle verwechselbar, bei wichtigen Generationswechseln wie des A4 oder Q7 im Hintertreffen und dann auch noch Unruhe an der Konzernspitze, wo die Führungskräfte in einer Art Dauer-Rotation sind: Gute Nachrichten über Audi waren in den letzten Monaten selten zu lesen. Zwar verzeichnet die Ingolstädter Marke ungebrochen Absatzrekorde, die Modelle verkaufen sich noch glänzend. Doch an der Zukunft zehrt der Zweifel, und vom „Vorsprung durch Technik“ in Anlehnung an den oft bemühten Werbeslogan spricht bei den Bayern schon lange keiner mehr.

Doch jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer, er trägt das Kürzel TT. Von der Neuauflage des Sportwagens hat Audi auf dem Genfer Autosalon zur Premiere nun das Tuch gezogen, nachdem sie als Appetitanreger bereits auf der Consumer Electronics Show im Januar in Las Vegas stolz das innovative Cockpit-Konzept des Flitzers gezeigt hatten.

Die dritte Generation der Design-Ikone kommt zwar erst im Spätherbst in den Handel, und selbst die Vorbestellungen nehmen die Händler nicht vor Juni entgegen, sodass jetzt auch noch keine Preise genannt werden (derzeit startet die Baureihe bei 30.700 Euro). Doch weil das Coupé ein wunderschönes Auto geworden ist und Sportwagen immer als Image-Rakete taugen, tut Audi nicht schlecht daran, den 2+2-Sitzer möglichst lange als Neuheit zu feiern.

Heckpartie breit und bullig – so muss ein kompakter Sportwagen aussehen

Auf den ersten Blick ist der TT den ganzen Zauber wert. Denn das Design des Coupés ist den Bayern richtig gut gelungen, das dürfte fast als Konsens gelten. Die Proportionen durch den gestreckten Radstand und die kürzeren Überhänge bei nahezu unveränderter Länge sind stimmig, die Silhouette wieder näher am Original von 1998 und die Heckpartie breit und bullig – so muss ein kompakter Sportwagen aussehen.

Zum entschlossenen Auftritt passen das Gesicht mit neuer Leuchtengrafik, die vielen klare Flächen und die kreisrunden Schweller um die Radläufe, die es seit Beginn der Modellreihe gibt. Das digitale Cockpit ist wohl keine Revolution mehr, doch so konsequent wie Audi hat die Möglichkeiten eines TFT-Tachos bislang noch kein anderer Hersteller genutzt: Fast alle Anzeigen sind dabei hinters Lenkrad gewandert – neben den Fahrdaten wird auch die Navigation sowie das Infotainment dort dargestellt werden, herkömmliche Anzeigen fliegen da kurzerhand heraus.

Die Folge: Der Querträger ist flach und aufgeräumt, es gibt nur noch ganz wenige Schalter und nichts, was den Blick vom Wesentlichen ablenkt. Und wo die Designer doch noch ein Bedienelement unterbringen mussten, haben sie sich dafür etwas einfallen lassen: Zum Beispiel die Steuerung für die Klimaanlage ist jetzt in die Naben der kreisrunden Lüftungsausströmer integriert. So weit, so gut. Doch wenn man genauer hinschaut, lässt die Begeisterung nach. Ganz sicher ist das Coupé, dem spätestens zum nächsten Frühjahr wieder ein Roadster und womöglich sogar ein Shooting Brake, also die Mischung aus Coupé und Kombi, folgen werden, kein schlechtes Auto. Immerhin fußt es auf dem viel gelobten modularen Querbaukasten, dem Volkswagen-Baukasten, dessen sich der Golf und weitere Modelle im Konzern bedienen. Aber gerade wegen dieses Komponentensatzes wird es eben auch keine bahnbrechende Neuheit. Denn etwas wirklich Neues hat der TT außer dem Cockpit bislang nicht zu bieten. Ja, LED-Scheinwerfer sind in dieser Klasse noch etwas Besonderes, auch das Matrix-Licht aus dem A8 mit den einzeln ansteuerbaren Dioden – technologische Neuerungen sind das aber nicht. 50 Kilo Gewichtsersparnis durch mehr Alu im Blech sind nicht schlecht, aber ein nicht ganz so großer Wurf wie etwa die Carbon-Karossen bei den i-Modellen von BMW oder dem Alfa 4C.

Mit der leichteren Karosse dürfte er schärfer um die Kurven fegen als bisher

Die Progressivlenkung für mehr Agilität ist ein Garant für Fahrspaß. Aber auch hier ist der TT nicht der Erste – die Technik gibt es schon im VW Golf. Sogar unter der Haube hat Audi erst einmal nur gehobenen Standard zu bieten. Allesamt tolle Motoren, aber nichts substanziell Neues, sondern die bekannten und allenfalls optimierten Zweiliter-Vierzylinder aus A3 und anderen Baureihen. Los geht’s mit einem 184-PS-Diesel, der mit seinen 380 Nm in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 sprintet, maximal 235 km/h erreicht und mit 4,2 Litern zufrieden ist. Alternativ verkauft Audi den 2.0 TFSI in zwei Leistungsstufen: mit 230 PS im TT und als TTS mit 310 PS sowie als quattro. Hier sinken die Sprintwerte auf 6,0 bis 4,7 Sekunden, und das Spitzentempo wird jeweils auf 250 km/h limitiert.

Er sieht klasse aus und hat ein faszinierendes Cockpit. Und mit seinem optimierten Fahrwerk und der leichteren Karosse dürfte er noch schärfer um die Kurven fegen als bisher. Wenn Audi dann wie versprochen auch noch den Preis stabil hält, wird sich der TT sicher bestens verkaufen. Und er wird endlich mal wieder für ein paar positive Schlagzeilen sorgen. Nur für einen Befreiungsschlag wird es nicht reichen und das Audi-Image nicht wieder in den Himmel heben.