Für Technik-Fans, die nicht spitz rechnen: der Volvo V60 Plug-in-Hybrid im Praxistest

Wer sich mit dem Volvo V60 Plug-in-Hybrid befasst, stellt schnell fest: ein tolles Auto mit interessanter Technik – aber noch zu teuer. Mit seinem Listenpreis von 59.410 Euro kostet der Halb-Stromer 11.230 Euro mehr als ein vergleichbarer konventioneller Diesel. Ausstattungsbereinigt (der Hybrid hat z.B. eine Standheizung und Kurvenlicht) sind es immer noch um die 8000 Euro extra. Bei einer Laufleistung von 200.000 Kilometern müsste man also kraftstoffseitig 40 Euro pro 1000 Kilometer sparen, um zumindest die Mehrausgaben beim Kauf wieder hereinzubekommen. Kann man das? Wohl nicht. Monetär hat man zurzeit nicht genug davon, dass dieser Volvo Leistungsspitzen und Bremsenergie in Strom verwandelt und später wieder für den Antrieb nutzbar macht. Da nützt auch nichts, dass die 11,2-kWh-Batterie per Steckdose aufladbar ist. Zudem ist bei einer Elektroreichweite von höchstens 50 Kilometern bei maximal 125 km/h auch dieser Vorrat schnell verbraucht.

Mal angenommen, man tankt mit dem Volvo ausschließlich Strom, sind für den elektrischen Verbrauch von etwa 25 kWh bei aktuell 27 Cent pro Kilowattstunde 6,75 Euro/100 km fällig. Hinzu kommen die Kosten für jenen Diesel, der in die Stand- bzw. Zusatzheizung fließt, denn ohne so ein Extra bliebe der Volvo im Winter ziemlich kalt. Hier sind im Ganzjahresdurchschnitt bis zu 0,35 Liter pro Fahr-Tag realistisch, was etwa 50 Cent bedeuten würde. Man käme also für 14.500 Euro 200.000 Kilometer weit, ohne zu frieren, allerdings auch, ohne jemals den Dieselmotor zum Fahren genutzt zu haben. Ein normaler Diesel würde wohl auf gleicher Strecke bei ähnlichem Fahrprofil mit 6,5 Liter Kraftstoff auskommen, also auf 200.000 Kilometern Spritkosten (bei im Mittel 1,50 Euro pro Liter) von 19.500 Euro verursachen. Das sind 5000 Euro mehr als beim Hybrid, der 8000 Euro mehr gekostet hat. Das Beispiel zeigt: Selbst im extremsten Fall – der vollelektrischen Nutzung bei Steckdosen-Aufladung – lohnt sich der Volvo Plug-in-Hybrid noch nicht.

Dennoch ist dieser V60 bemerkenswert. Denn er zeigt, dass sich bei anderen Energiepreis-Konstellationen (zum Beispiel Diesel 2 Euro pro Liter und Ökostrom 20 Cent pro kWh) sehr wohl eine Verschiebung zugunsten des Plug-in-Prinzips ergeben könnte. Und, was noch wichtiger ist: Er zeigt auch, dass die Technik schon heute funktioniert. Drei Betriebszustände kann der Fahrer wählen: „Hybrid“ (das Auto entscheidet selbst, ob und wann es den E-Motor einsetzt), „Pure“ (das Auto fährt rein elektrisch) und „Power“. Jetzt nutzt der V60 grundsätzlich beide Motoren und wird so auch zum Allradler – denn der E-Motor wirkt nur auf die Hinterräder, der Diesel setzt ausschließlich vorn an. Beide Motoren leisten zusammen 283 PS und drücken den Wagen mit maximal 640 Newtonmetern Drehmoment voran – was trotz des um 295 Kilogramm höheren Gewichts gegenüber dem Standardmodell in einer guten Sprintzeit mündet: Nur 6,1 Sekunden vergehen für die Beschleunigung von 0 auf Tempo 100.

Die Batterien und der hinten untergebrachte E-Motor nehmen den Insassen im Volvo V60 übrigens nichts von ihrem Raum. Das Ladevolumen ist mit 430 (bis 1240) Litern allerdings V60-typisch knapp. Das Bedienkonzept des Infotainmentsystems könnte eine Überarbeitung vertragen, es lenkt den Blick zu lange von der Straße ab. Ansonsten gilt: Wer das kühle skandinavische Design mag, wird sich im V60 sehr wohl fühlen.