Der italienische Sportwagenhersteller Maserati schickt im Herbst den neuen Ghibli ins Rennen. Zum ersten Mal gibt es ein Auto der Nobelmarke als Diesel. Enthüllt wird die Limousine in Shanghai.

Von 8000 auf 50.000 in nicht einmal fünf Jahren: Firmenchef Harald Wester hat für Maserati große Pläne – und setzt sie jetzt konsequent um. Denn um die italienische Nobelmarke breiter aufzustellen und neue Kunden zu erreichen, schickt er nun unterhalb des deutlich gewachsenen Quattroporte den neuen Ghibli ins Rennen. Fans der Marke und Freunde italienischen Designs kennen den zwar aus den Siebzigern noch als rassiges V8-Coupé oder aus den Neunzigern als Mitglied der sogenannten Bi-Turbo-Familie, wobei Letzterer weder formal noch technisch etwas mit dem Supersportler zu tun hatte. Doch auf dem Weg in die Moderne bekommt der heiße Wüstenwind (Ghibli heißt ein Wüstenwind der Sahara) zwei Türen mehr, büßt dafür zwei Zylinder ein und startet als V6-Limousine gegen Mercedes E-Klasse & Co.

Enthüllt wird die Limousine auf der Motorshow in Shanghai (21. bis 29. April), und in den Handel kommt sie im Herbst. Für Preise ist es dabei natürlich noch zu früh, doch muss es schon deutlich unter 80.000 Euro losgehen, wenn der Ghibli nennenswert zu Westers Wachstumsplänen beitragen soll.

Wo die deutschen Konkurrenten so brav und bieder wirken wie erfolgreiche Sachbearbeiter im Finanzamt, gibt der Maserati auch als Geschäftslimousine den Schöngeist. Geschätzte 4,80 Meter lang und mit allen Italo-Insignien wie dem riesigen Kühler, den Kiemen in den Kotflügeln, der stark konturierten Flanke und dem knackigen Heck gesegnet, ist er schon im Stand sportlicher als die E-Klasse von Mercedes, der BMW 5er oder der Audi A6.

Und wenn es nach den Italienern geht, gilt das erst recht fürs Fahren. Schon der Quattroporte ist trotz seines riesigen Formates eine der agilsten und aggressivsten Limousinen der Oberklasse, und für den Ghibli verspricht Wester noch einmal eine deutlich schärfere Abstimmung. Aber nicht nur das Segment und das Modell sind neu – auch beim Antrieb gehen die Italiener neue Wege. Wo es seit der BiTurbo-Ära in den 90er-Jahren nur noch V8-Motoren gab, kommen jetzt erstmals in der jüngeren Geschichte wieder Sechszylinder zum Einsatz.

Die drei Liter großen, mit Turbos beatmeten V-Motoren tanken nicht nur Super. Zum ersten Mal gibt es in der Maserati-Historie künftig auch einen Diesel. Während der in zwei Leistungsstufen mit angeblich deutlich mehr als 400 PS lieferbare Benziner, wie der V8-Motor von Markenschwester Ferrari in Maranello gebaut wird, kommt der Selbstzünder vom italienischen Zulieferer VM Motori.

Doch Wester weiß, was er seinen Kunden schuldig ist und verspricht: „Auch mit einem Diesel fährt der Ghibli wie ein echter Maserati – und vor allem klingt er so.“ Das ist allerdings noch nicht alles an Neuheiten, auf die sich Maserati-Fahrer im Ghibli einstellen müssen. Ebenfalls als Technologiepremiere bringen die Italiener in der neuen Einstiegslimousine auch einen Allrad-antrieb, den es zeitgleich dann auch im Quattroporte geben wird.

Das ist dann quasi auch der Probelauf für die dritte und entscheidende Neuheit, die Maserati gar vollends zum ernsthaften Mitspieler im Oberhaus machen soll: der noble Geländewagen Levante. Das Auto kennt man als IAA-Studie Kubang, die bis zum Debüt im kommenden Jahr mit allen Sechs- und Achtzylindern des aktuellen Modellprogramms allerdings stilistisch noch deutlich verfeinert werden soll. Natürlich weiß auch Wester, dass die Kunden zu allerletzt einen Geländewagen erwarten würden. Doch für das Wachstum vor allem in Amerika und China sei so ein Auto unerlässlich, sagt der Firmenchef. „Ohne den Levante könnten wir die 50.000 Zulassungen im Jahr gleich wieder vergessen.“