Eine Ansichtssache von René Soukup

Wir alle haben uns schon einmal maßlos darüber geärgert, wenn der Depp von links einem wieder die Vorfahrt nimmt oder Fußgänger trotz roter Ampel noch schnell über die Straße huschen und man deswegen ordentlich in die Eisen gehen muss. Vergessen Sie's. Denn im Vergleich zu den Gegebenheiten auf russischen Straßen herrschen in Deutschland geradezu paradiesische Zustände.

Dort werfen sich regelmäßig Fußgänger vor Autos, um Schmerzensgeld zu kassieren. Wirtschaftsbonzen in schwarzen Limousinen sind mit Blaulicht unterwegs und haben immer freie Bahn - auch falsch fahrend auf der Gegenspur. Kommt es zu einem Unfall, suchen sie nicht selten noch schneller das Weite. Konsequenzen haben sie kaum zu befürchten. Weil Augenzeugen vor Gericht nicht ernst genommen, Verkehrspolizisten als extrem korrupt eingeschätzt werden, legen sich immer mehr russische Autofahrer eine Kamera für den Pkw zu. Sozusagen als Schutz des kleinen Mannes gegen Verkehrsrowdys und Unfallbetrüger. Allein in diesem Jahr werden es zwei Millionen sein. Schließlich kann man die Videos bei Gericht als Beweismittel vorlegen.

In einem Land, das mit die höchsten Unfallzahlen hat und wo auf der Straße das Recht des Stärkeren regiert, ist das leider die einzige Möglichkeit. Wie gut, dass wir hierzulande sicherer unterwegs sind.