Wer Beetle Cabriolet fährt, den umweht immer auch ein Stück Geschichte. In Deutschland ist das Auto von Februar 2013 an zu haben.

Das ist also das Gefühl im Käfer Cabrio: Es dröhnt und rasselt der Boxermotor im Heck, die Karosserie schüttelt sich im Takt der Zündungen, aus den Benzinleitungen weht dieser unverwechselbare Duft herüber, und den Rückspiegel füllt das Verdeck aus, das zusammengefaltet auf dem Heck liegt.

Zeitreise am Strand von Malibu: Die kurze Ausfahrt mit einem offenen VW 1303 LS, der 50 PS starken, 1972 bis 1980 gebauten letzten Spielart eines deutschen Klassikers, verdeutlicht schnell, was man heute an Autos hat - mehr Präzision, Qualität und Leistung. Und trotzdem gibt es beim neuen Beetle Cabriolet einen klaren Bezug zur Vergangenheit. Denn auch hier liegt das geöffnete Verdeck auf der hinteren Karosseriekante. Längst nicht so hoch wie beim Original und auch flacher als beim direkten Vorgänger, dem New Beetle Cabriolet. Aber betrachtet man das neue Auto (nun ohne "New" im Namen) von der Seite, ragt die zusammengeklappte Konstruktion keck ein Stück nach hinten, sie lässt sich einfach nicht ganz im Verdeckkasten versenken.

Designchef Klaus Bischoff nimmt Zettel und Stift und skizziert die Draufsicht des Autos. Rundlich schließt es unter der hinteren Fensterkante ab, das ist nun mal der Käfer-Style. Das vordere Ende des Verdecks aber, das zuletzt in die Ablage hinter den Sitzen muss, ist eckig. "Hier müsste also das Eckige ins Runde, und das geht nicht." Hätte irgendwer für dieses Problem doch eine Lösung gefunden, Bischoff hätte nicht groß gekämpft um den charakteristischen Verdeckbürzel. "Das wäre für mich ein verzichtbares Stilelement gewesen." Um keinen Preis retro sein, so ist das bei VW. Dennoch darf man im offenen Beetle ruhig schwelgen von der guten alten Autozeit (als die Straßen noch freier waren), und dafür ist es nett, wenn das Verdeck sichtbar bleibt und auch im Rückspiegel seinen Platz einnimmt.

Sanft säuselt der Fahrtwind um die Windschutzscheibe, wer das Windschott (325 Euro) aufstellt, kann die Fahrt sogar mit frisch frisierten Haaren überstehen. Heute ist nicht unbedingt Offenheit das Leitmotiv in der Cabrio-Entwicklung, sondern Komfort. So darf man es auch getrost unterlassen, die Persenning übers geöffnete Verdeck zu knöpfen, weil kein offenes Verdeckgestänge gefährlich nach oben ragt. Wenn also das Novemberwetter so ist, wie es in Malibu Beach eben ist, nämlich sonnig und mit 18 Grad nicht wirklich kalt, drückt man den Knopf und staunt. Nicht, dass noch nie jemand ein elektrisch öffnendes Cabriodach gesehen hätte. Aber 9,5 Sekunden, und das bis Tempo 50 während der Fahrt - alle Achtung.

Schon beim Grundmodell, dem TSI mit 105 PS für 21 350 Euro, ist die elektrische Bedienung serienmäßig, genau wie die Persenning, die den Wagen zwar verschönert, aber ihn eines Vorzugs beraubt: Setzt Regen ein, lässt sich das Verdeck nicht mehr lässig im Rollen schließen, wenn die Abdeckung montiert ist. Aber nach Regen sieht es jetzt nicht aus, und die 105-PS-Version hat VW auch zu Hause gelassen. Dies ist eine amerikanische Veranstaltung, und da gibt es nur die amerikanischen Modelle: den Zwei-Liter-Turbodiesel mit 140 PS, den Zwei-Liter-Turbobenziner mit 200 PS und einen Motor, den in Deutschland zu Recht keiner kennt, aber dazu später.

Die 200-PS-Variante braucht man nicht unbedingt für den Pacific Coast Highway. Aber es gibt in den USA auch kurvige, sehr kurvige Landstraßen dritter Ordnung. Eine von ihnen ist die Latigo Canyon Road vom Highway aus ins Landesinnere: eng, nicht überall eben, steil auf und ab. 15, 25, maximal 35 Meilen pro Stunde erlauben die Verkehrsschilder - aber man muss doch testen können, wie das von Rennfahrer Hans-Joachim Stuck abgestimmte Fahrwerk funktioniert. Trotz Sport-Attitüde hält der offene Beetle mehr als genug Fahrkomfort bereit. "Das musste sein", sagt Stuck, "das ist schließlich ein Cabrio." Die werden eigentlich gar nicht so rasant bewegt, aber im 200-PS-Beetle könnte man es versuchen, ohne sich und das Auto zu blamieren.

Mit leichtem Reifenquietschen, aber sonst erfreulich spurstabil zieht der offene VW ums Eck, nur die Sechsgangschaltung ist beim raschen Wechsel vom dritten in den zweiten Gang etwas unwillig. Zudem stört das schräg stehende Lenkrad: Wechseln die Kurven in schneller Folge, bekommt man ein leichtes Busfahrer-Gefühl, als müsse man zu weit ausholen.

Zurück am Strand von Malibu kann man eine Schar Frauen entdecken, die im Sand liegen und sich an Gymnastikbällen abarbeiten. Die Trainerin wird ihre Gerätschaften am Ende der Übungen in einen Hummer-Geländewagen verstauen. Solche Gas Guzzlers (Sprit-Gurgler) sieht man hier weiterhin an jeder Ecke, trotz knapp vier Dollar pro Gallone (3,8 Liter) Super bleifrei. 70 Prozent der amerikanischen Beetle-Kunden kaufen bislang das 2,5-Liter-Modell mit fünf Zylindern ohne Turbo mit 170 PS, Sechsgangautomatik und wenig ruhmreichen Verbrauchswerten. Alteisen aus deutscher Sicht, aber so motorisiert kostet der Wagen nur 24 995 Dollar; Diesel oder Turbo sind knapp 3000 Dollar teurer.

In Deutschland wird der offene Beetle ab Februar 2013 zu haben sein, für jeweils 4200 Euro mehr als die geschlossene Version. Der TDI ist ab 26 100, der 200-PS-Turbo ab 29 400 Euro zu haben - lieber nicht in Dollar umrechnen.

(Die Reise zur Präsentation des Beetle Cabriolet wurde unterstützt von VW.)