Der Jetta mit elektrischem Hilfsantrieb überzeugt auch außerhalb des Stadtverkehrs. Günstig wird das Auto bei uns nicht

Dass Hybrid-Autos sparsam sind, hat sich nach mehr als vier Millionen verkaufter Toyota-Modelle so langsam herumgesprochen. Doch leider hat mittlerweile auch fast jeder gelernt, dass der Spaß in den Teilzeitstromern gerne mal auf der Strecke bleibt. Zumindest wenn man nicht gerade einen Porsche Panamera oder einen Fünfer BMW mit elektrischem Hilfsantrieb fährt. Aber damit ist bald Schluss - behauptet jedenfalls VW und fährt zum Beweis den neuen Jetta Hybrid vor. Die kompakte Limousine soll zum ersten Volkshybriden aus Wolfsburg werden und beweisen, dass auch in dieser Klasse Sparen Spaß machen kann.

Die ersten Testfahrten bei der Premiere in Los Angeles geben den Niedersachsen recht: Denn der Jetta macht nicht nur im Stadtverkehr eine gute Figur, wenn er die meiste Zeit elektrisch unterwegs ist, sich bei freier Strecke sanft der Motor zuschaltet und sich beim Bremsen wieder die Batterie füllt. Er ist der erste Hybrid in dieser Klasse, der einem auch jenseits der City-Limits ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Denn mit einem Doppelkupplungsgetriebe statt einer stufenlosen Automatik und einem kräftigen TSI-Benziner statt eines asthmatischen Sparmotors beschleunigt er kräftig.

Während zum Beispiel der Toyota Prius auf eine Systemleistung von 136 PS kommt, kann der Jetta-Fahrer bis zu 170 PS abrufen. Die Arbeit teilen sich dabei ein 1,4 Liter kleiner TSI-Motor mit 150 PS und eine E-Maschine mit 27 PS, die aus einem Lithium-Ionen-Akku im Kofferraum gespeist wird. Im Stadtverkehr fährt der Jetta damit bei maximal 45 km/h bis zu zwei Kilometer alleine. Und in den Hollywood Hills schiebt der E-Motor wie ein zweiter Turbo kräftig mit an. Sobald man allerdings den Gasfuß ein wenig lupft, wird es auch auf der Landstraße an Bord wieder ganz leise. Denn bis 135 km/h öffnet sich dann eine Trennkupplung zum Benziner, und die Elektronik schaltet den Vierzylinder im Handumdrehen ab.

Obwohl der VW beim Ampelstart vorn dabei ist, auf der Landstraße kräftig ausschreitet und auf der Autobahn 210 km/h schafft, ist er an der Tankstelle tatsächlich eine Spaßbremse - zumindest für den Mann hinter der Kasse. Denn mit einem Normverbrauch von 4,1 Litern laut Werk ist er sogar noch einen Tick sparsamer als der genügsamste Diesel in der Modellpalette. Und die Praxis hält zumindest halbwegs, was die Theorie verspricht: Nach einem halben Tag im Stau zwischen Beverly Hills und Santa Monica, auf dem Pacific Coast Highway und in den Hollywood Hills zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von weniger als 5,5 Litern. Das ist für ein Auto dieser Größe und eine Strecke dieses Profils nicht schlecht.

Allerdings hat die Sache einen Haken: VW lässt sich den Sparer teuer bezahlen. In Amerika haben die Niedersachsen die Ausstattung zwar so weit abgespeckt, dass sie auf 25 000 Dollar kommen und so beinahe auf einem Niveau mit dem Toyota Prius liegen. Doch auch dann ist der Teilzeitstromer ein Drittel teurer als das Einstiegsmodell.

In Deutschland wird es noch schlimmer kommen. Weil VW angesichts der Dominanz des Diesels ohnehin nicht mit den größten Stückzahlen rechnet, wird der Hybrid komplett ausgestattet und entsprechend teuer. 30 000 Euro seien eine vernünftige Schätzung, sagt ein VW-Sprecher. Damit liegt er nicht nur zehn Prozent über dem Prius, sondern auch gute 2000 Euro über dem stärksten Diesel - und dafür kann man verdammt viel tanken.