Auf der dritten Generation des Leon ruhen die Hoffnungen der VW-Tochter Seat. Der Kompakte hat einiges zu bieten.

Seat wagt den Aufbruch in eine neue Ära: Mit dem Mut der Verzweifelten bringt die krisengeschüttelte VW-Tochter Ende November die dritte Generation des Leon in den Handel und wirft dabei so ziemlich alles in die Waagschale, was sie zu bieten hat: Ein leidenschaftliches Design, bewährte VW-Technik für mehr Komfort, Leistung und Effizienz sowie vor allem attraktive Preise sollen den heißblütigen Bruder des VW Golf wieder ins Bewusstsein der Kunden rücken und den Spaniern so die Zukunft sichern.

Wie der Golf basiert auch der Leon auf dem Modularen Querbaukasten. Er hat deshalb bei leicht gekürztem Format einen sichtlich größeren Radstand und bringt bis zu 90 Kilo weniger auf die Waage. Das merkt man natürlich auch beim Platzangebot und Verbrauch, aber vor allem beim Fahren: Der Leon gibt den feurigen Heißsporn. Er steht viel stabiler auf der Straße, bleibt deshalb länger ruhig und gelassen. Dabei helfen ihm auch die unterschiedlichen Fahrprogramme, die auf Lenkung, Motorkennung und Getriebe wirken.

Zwar nutzen Golf und Leon den gleichen Komponentensatz. Doch wo Ersterer die konservative Konstante in der Kompaktklasse ist, gibt der Leon einmal mehr den Latin Lover. Er ist muskulös, mit klarem Strich und starken Proportionen gezeichnet. Mit seinen 4,26 Metern ist das Auto etwa fünf Zentimeter kürzer als früher, hat aber sechs Zentimeter mehr Radstand. Entsprechend kurz und knackig sind die Überhänge. Trotzdem reicht es für einen Innenraum, der spürbar mehr Platz bietet. Und der Kofferraum wächst um fast 40 auf 380 Liter.

Aber wichtiger als der Raumgewinn ist den Spaniern der noble Eindruck, den der Innenraum hinterlässt. "Da hatten wir deutlichen Nachholbedarf", räumt Entwicklungschef Matthias Rabe ein und schwärmt von einem Cockpit mit hochwertigen Anzeigen und jeder Menge Zierrat auf den Konsolen. Ganz auf Golf-Niveau ist der Leon damit noch nicht, weil manche Materialien nicht so recht zueinander passen wollen, die mechanische Handbremse seltsam antiquiert wirkt und der Bildschirm des Navigationssystems so gar nichts mit Brillanz und Schärfe aktueller Smartphones gemein hat. Doch alle Bedienelemente liegen perfekt zur Hand, und das Ambiente ist stimmig.

Während die Spanier am Zeichenbrett ihre eigene Linie gefunden haben, nutzen sie unter dem Blech die Vorzüge des Konzernverbundes. Das bedeutet bis zu 22 Prozent weniger Verbrauch und jede Menge neuer Infotainment- und Assistenzsysteme. So wacht die Elektronik auf Wunsch über die Einhaltung der Fahrspur und greift zur Not auch korrigierend ins Lenkrad, warnt den Fahrer, bevor er zu müde wird, zündet automatisch das Fernlicht und steigt bei einer drohenden Kollision selbstständig in die Eisen.

Anders als der Golf startet der Leon gleich mit einer Vielzahl von Motoren: So gibt es drei Diesel mit 90 bis 150 PS und vier Benziner von 86 PS bis 140 PS. Damit sind Geschwindigkeiten von 178 bis 211 km/h möglich. Die Verbrauchswerte liegen laut Werk zwischen 3,8 Litern Diesel (Co2-Ausstoß 99 g/km) und 5,2 Litern Benzin (119 g/km). Für das kommende Jahr hat Seat neben einem Spardiesel mit 3,3 Litern Verbrauch für sportliche Fahrer einen 1,8-Liter-Turbo mit 180 PS sowie einen 2,0-Liter-Diesel mit 184 PS angekündigt. Und damit ist es noch lange nicht genug: Außerdem stellen die Spanier eine Erdgasvariante sowie einen neuen Cupra mit mehr als 250 PS und Allradantrieb in Aussicht, den es dann auch für die zivilen Varianten geben wird.

Schon im Frühjahr sollen dem Fünftürer ein noch sportlicherer Dreitürer und im Herbst erstmals in dieser Klasse ein Kombi folgen. Das Gute aus der Gegenwart: Mit 15 390 Euro ist der neue Leon billiger als der Alte.