Die Studie Active Tourer hat Vorderradantrieb und ähnelt dem ersten Van der Münchner, der 2014 auf den Markt kommt.

Sie sind nicht sexy, aber erfolgreich: Mercedes B-Klasse, VW Golf Plus, Ford C-Max - wann immer ein kompaktes Auto auch praktisch sein soll, greifen die Kunden gerne zum Hochdachmodell und zahlen dafür bereitwillig einen soliden Preisaufschlag. Kein Wunder, dass sich jetzt auch BMW dieses Segment anschaut und ganz gegen die eigenen Prinzipien mit einer Großraumlimousine liebäugelt. Mit der imponiert man zwar eher der künftigen Schwiegermutter als der Angebeteten, aber ein bisschen Platz und Sinn fürs Praktische kann ja nicht schaden, sagen die Produktmanager und haben deshalb den ersten Van in Auftrag gegeben. Kaufen kann man ihn zu Schätzpreisen ab 25 000 Euro wohl frühestens Anfang 2014. Aber wie er mal aussehen wird, das zeigen die Münchner schon jetzt mit dem ziemlich seriennahen "Concept Active Tourer", das Ende des Monats seine Weltpremiere auf dem Pariser Salon feiert.

Mit einer Länge von 4,35 Metern und einer Höhe von 1,56 Metern misst die Raumkapsel aus München fast auf den Zentimeter genau so viel wie die B-Klasse von Mercedes. Und auch sonst sind die Unterschiede nicht besonders groß: kurze Überhänge, langer Radstand und stark konturierte Flächen.

BMW-Designer Michael de Bono hat das Exterieur der Studie verantwortet und spricht viel von Dynamik, Spannung, Kraft und schönen Linien. Nur das Wort "Van" will ihm partout nicht über die Lippen kommen. Fakt ist: Der Active Tourer baut höher und hat einen schlechteren Schwerpunkt als jedes andere Modell aus München. Vor allem aber bricht er mit einer Tradition, die BMW von allen Herstellern am längsten hochgehalten hat: dem Heckantrieb.

Erstmals werden beim Serienmodell die Vorderräder angetrieben. Kein Wunder, denn künftig sollen alle Baureihen der Bayern unterhalb des Dreiers auf einer gemeinsamen Plattform mit den Modellen der britischen Tochter Mini stehen, um die Stückzahlen in die Höhe zu treiben und so die Kosten zu drücken. Für die Messe in Paris machen de Bono und sein Kollege Frank Reuter der Stammkundschaft den Abschied vom alten Antriebskonzept allerdings etwas leichter. Ganz ähnlich wie beim grünen Supersportwagen i8 stopfen sie in die ohnehin schon knappe Karosse einen Plug-in-Hybrid mit elektrischer Hinterachse.

"Zumindest bei sportlicher Fahrweise hat der Active Tourer deshalb sogar Allradantrieb", sagt Reuter und schwärmt von der vereinten Kraft der beiden Motoren: Vorn ein aufgeladener Dreizylinder aus einer neuen Motorenfamilie, hinten eine E-Maschine - das macht zusammen 190 PS, die den Wagen in weniger als acht Sekunden auf Tempo 100 bringen und bis zu 200 km/h schaffen. Auch Hinterradantrieb ist weiter möglich: Auf Knopfdruck wechselt man dafür einfach in den E-Modus und stromert bestenfalls über 30 Kilometer. Dann ist allerdings der Lithium-Ionen-Akku leer. Also fährt man mit dem Benziner weiter und gewöhnt sich so an den Frontantrieb.

Wenn dabei die Elektronik den besten Mix auswählen darf, sinkt der Normverbrauch laut Werk auf 2,5 Liter. Wie der erste Van von BMW mal aussehen wird, daran lässt die Studie kaum mehr einen Zweifel - selbst wenn die orange leuchtenden Konsolen rund um die beiden Einzelsitze vorn und die verschiebbare Rückbank hinten sicher noch verschwinden werden. Nur wie er einmal heißen soll, da hat BMW noch so recht keine Ahnung.