Nicht jeder kann sich einen Klassiker in die Garage stellen. Aber die Schätze früherer Jahrzehnte lassen sich auch mieten .

Klassiker und Youngtimer stehen hoch im Kurs: Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet steigende Bestandszahlen, die Preise ziehen an - trotz des großen Angebots in den Gebrauchtwagenbörsen. Aber nicht jeder Freund ehrwürdigen Blechs hat genügend Zeit oder Geld für einen eigenen Oldtimer. Für diese Klientel bieten findige Geschäftsleute den Klassiker als Mietwagen an. Man kann aber auch mit den Schätzen früherer Jahrzehnte auf Urlaubsfahrt gehen.

"Das ist die perfekte Lösung für viele Oldtimerfans, die nie einen eigenen Wagen besitzen werden", sagt der Klassikexperte Johannes Hübner. Bei vielen scheitere es schon an der Garage, und manche trauten sich keine Reparaturen zu, hat der Eventmanager und Moderator von Oldtimerveranstaltungen beobachtet. "All diese Probleme hat man mit einem Mietwagen nicht."

Das Angebot ist üppig. Nicht nur Autohersteller wie BMW oder Mercedes vermieten Oldtimer und organisieren für die Kunden die Teilnahme an Klassikveranstaltungen bis hin zur legendären Mille Miglia samt eigenem Mechanikerteam. Darüber hinaus finden sich in fast jeder größeren Stadt mittlerweile Verleiher, die sich auf Oldtimer spezialisiert haben. In Hamburg beispielsweise wird man im Fuhrpark der Firma "Oldtimer Paradies" fündig. Etwa mit einem Mercedes 230 6/8 Pullmann aus dem Jahr 1974 (Preis: vier Stunden für 359 Euro) oder einem Rolls-Royce Silver Shadow Baujahr 1979 (509 Euro).

Und sie würden gut gebucht, berichtet Wulf Henrichs, der in München den Verleih Enjoy the Classics betreibt. Sein gutes Dutzend Fahrzeuge ist für Tagespreise zwischen 250 und 500 Euro fast die gesamte schöne Jahreszeit über unterwegs. "Viele Kunden haben erkannt, dass sie mit einem Mietwagen am Ende billiger fahren", sagt Henrichs. Wer den eigenen Klassiker ohnehin nur ein paar Wochenenden im Jahr nutzt, zahle für Steuern, Versicherung, Unterhalt und Unterstand meist mehr als für einen entsprechenden Mietwagen. "Und außerdem kann man die Autos so zwischendurch auch mal wechseln", sagt Henrichs.

Wurden Miet-Oldtimer früher vor allem als Hochzeitsfahrzeuge gebucht, registriert Thomas Schlott immer mehr Selbstfahrer unter den Kunden. Er ist Chef der Oldtimervermietung Köln und hat knapp 40 Fahrzeuge vom 1941er Cadillac über den Opel Kapitän der 60er bis zur Mercedes S-Klasse aus den 70ern im Programm. "Zum einen sind das Mieter, die sich endlich selbst einen Traum erfüllen oder eine Jugenderinnerung auffrischen wollen", hat Schlott beobachtet. "Oder es sind nüchterne Rechner, die nur ein paar Wochenenden Spaß haben und bei Klassikerausfahrten mitmachen wollen."

"Es gibt aber noch einen ganz anderen Grund für einen Miet-Oldtimer", ergänzt Götz Knoop aus dem Präsidium des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge Deuvet: "Das ist die beste Probefahrt, die man mit einem Fahrzeugtyp machen kann." Nach einem Wochenende wisse man schließlich besser als nach 15 bis 20 Kilometern im Beisein des Verkäufers, ob ein englischer Roadster nicht vielleicht zu klein oder die unsynchronisierte Schaltung eines italienischen Sportwagens nicht doch zu kompliziert sei.

Egal aus welchem Beweggrund man in den Mietoldtimer steigt: "Für den Fahrer ist das ein vergleichsweise geringes Risiko", sagt Deuvet-Vorstand Knoop. Bei einem ordentlichen Vermieter seien die Fahrzeuge in der Regel vernünftig versichert und technisch gut in Schuss. "Schließlich werden sie ja meist viel öfter und regelmäßiger gefahren als von einer Einzelperson." Trotzdem rät Szenekenner Hübner zum detaillierten Vertragsstudium. "Vor allem über den Pannenfall muss man sich Gedanken machen. Denn meist gehen Oldtimer ja ohne direktes Verschulden des Fahrers kaputt. Deshalb sollte man dafür auch nicht zur Kasse gebeten werden", fordert der Experte.

Im Prinzip sei es nicht komplizierter, einen alten VW Käfer zu buchen als einen neuen VW Golf am Flughafen, berichtet Oldtimervermieter Thomas Schlott. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: "Anders als bei modernen Mietwagen werden die Kunden bei uns detailliert ins Fahrzeug eingewiesen und machen zudem eine kurze Probefahrt mit einem Mitarbeiter, damit sie die Eigenheiten des Oldtimers kennenlernen." Das ist auch nötig: Nicht umsonst warnt das Allianz Zentrum für Technik vor dem ungewohnten Fahrverhalten: "Denn ABS, der Schleuderschutz ESP oder Fahrerassistenzsysteme waren vor 30 Jahren noch weitgehend unbekannt."

Man kann mit automobilen Stars der Vergangenheit aber auch auf Urlaubsfahrt gehen. Der Veranstalter CRD Oldtimerreisen aus Hamburg arbeitet dafür mit dem Autovermieter Oldie Garage zusammen und bietet Touren in Bayern an. Zum Paket gehören außer dem Wagen - vom Porsche bis zum alten Käfer - das Hotel sowie ein Roadbook mit der Wegbeschreibung. Die Fahrer sind bei CRD in der Regel ohne Tour Guide unterwegs. "Meist erst ab sechs Autos sind die Touren begleitet", sagt eine Sprecherin. Ansonsten gilt: Bei Problemen werden die Experten der Oldie Garage alarmiert.

Auf eine deutlich exklusivere Mischung aus Auto und Romantik setzt ein anderer Anbieter: Grand Tourisme. Im Unterschied zu Reisen mit Leihwagen bietet das Hamburger Unternehmen den Hin- und Rücktransport des eigenen Liebhaberautos - egal ob Oldtimer oder nicht - etwa nach Italien an. "Unsere Kunden wollen sich nicht auf fremde Technik einstellen", sagt Geschäftsführerin Kathrin Kattwinkel. Sie zögen es deshalb vor, im eigenen Wagen durch die südländische Landschaft zu rollen.