Anfang März rollt der neue Panda zu den Händlern. Der Kleinwagen hat seinen Charme behalten und ist dennoch erwachsen geworden.

Was haben uns die Italiener in den letzten Monaten alles zugemutet. Aus dem Dodge Journey wurde der Fiat Freemont, den Chrysler 300 verkaufen sie als Lancia Thema und den Lancia Ypsilon wollen sie uns wirklich als Luxus-Kleinwagen unterjubeln. Ihre Kernkompetenzen haben sie dennoch nicht vergessen. Im Gegenteil: Wenn Anfang März hierzulande der neue Panda an den Start geht, findet Fiat wieder zu alter Stärke zurück und konzentriert sich auf das, was die Italiener seit dem ersten Topolino wirklich können: den Bau von kleinen, ehrlichen Autos.

Nicht umsonst haben sie in den vergangenen 30 Jahren fast 6,5 Millionen Panda verkauft und mit der zweiten Generation ununterbrochen den europäischen Kleinwagenmarkt angeführt. "Neben dem 500er ist der Panda die tragende Säule unseres Geschäfts", sagt denn auch Markenchef Olivier Francois, der im komplett umgekrempelten Werk Pomigliano bei Neapel bis zu 300 000 Pandas pro Jahr bauen will. Obwohl beide Kleinwagen im gleichen Fahrzeugsegment antreten und sich zumindest eine weiterentwickelte Plattform teilen, sind sie allerdings grundverschieden: Der Fiat 500 ist Kult, doch der Panda ist Klasse.

+++Ein Mann unter Strom+++

+++Elektroauto erstmals billiger als Benziner+++

Denn wo der eine den modischen Lifestyle-Flitzer für Besserverdiener gibt, ist der andere das bezahlbare, ehrliche Mobil für die Massen und damit der eigentliche Erbe des originalen Cinquecento. Das wird sich auch in der Preisgestaltung ausdrücken: Wo der Fiat 500 bei uns mindestens 11 400 Euro kostet, wird es den Panda deutlich günstiger geben: "In allen wichtigen Märkten starten wir unter 10 000 Euro", verspricht Francois und macht bei der Ausstattung wenig Abstriche: Vier Airbags, Servolenkung und Zentralverriegelung, Schleuderschutz ESP und Start-Stopp-Automatik sind immer Serie.

Begonnen hatte die Karriere des Panda im Jahr 1980. Schon damals fiel der italienische Gernegroß durch die extreme Einfachheit seiner von Giugiaro gezeichneten Form auf. Auch innen dominierte Sachlichkeit - mit dünnen, vielfach verstellbaren Sitzen und einer großen Ablagefläche auf dem Armaturenbrett. "Die tolle Kiste", wie sie von der deutschen Werbung tituliert wurde, machte mit einer frechen Anzeigenkampagne von sich reden.

In der dritten Generation hat der Kleine diesen Charme behalten und ist trotzdem erwachsen geworden: Nicht nur, weil er in der Länge elf und in der Breite sieben Zentimeter zulegt und deshalb spürbar mehr Platz und einen auf 260 Liter gewachsenen Kofferraum bietet. Sondern auch, weil er innen ein bisschen moderner aussieht ohne modisch zu sein, praktisch ist ohne spießig zu wirken und sich obendrein halbwegs solide anfühlt. Ebenfalls nachgelegt haben die Italiener bei der Wunschausstattung: Die jetzt an den Kanten deutlich abgeschliffene Kiste, die mit der Grundform des weichen Würfels spielt und dieses Detail überall wieder aufnimmt, bekommt deshalb jetzt zum Beispiel ein ordentliches Navigationssystem oder einen Notbremsassistenten, der bis Tempo 30 automatisch in die Eisen steigt, wenn die Sensoren einen drohenden Unfall registrieren.

Auch unter der Haube beginnt eine neue Zeitrechnung: Zwar bleiben der Vierzylinder-Benziner mit 69 PS sowie der 75-PS-Diesel im Programm. Daneben hieven die Italiener ihren Twinair-Turbo an die Spitze der Modellpalette: Aus nur zwei Zylindern und 0,9 Liter Hubraum schöpft er 85 PS und bringt den Panda flott in Fahrt. Wer geschickt mit den nur fünf Gängen des Getriebes umzugehen weiß, sich von hohen Drehzahlen und dem röchelnden Sound nicht stören lässt, wuselt damit flink wie ein Wiesel durch die Stadt und mag kaum glauben, dass der Panda tatsächlich 11,9 Sekunden auf Tempo 100 braucht und 177 km/h schafft. Was man dann aber vergessen kann, ist der Normverbrauch von 4,2 Litern. Bei unserer Testfahrt stand am Ende vorne eine Sieben auf dem Bordcomputer. Aber wer sparen will, der muss sich eben ein wenig zusammenreißen - oder gleich den Diesel (3,9 Liter) nehmen.

Obwohl der Panda noch immer ein kleines Auto ist und man mit ihm deshalb prima auch durch den dichten Stadtverkehr kommt, fühlt er sich draußen auf dem Land eine halbe Nummer größer an. Das Fahrwerk ist komfortabel und kompromissbereit und lässt sich auch von den Sünden süditalienischer Straßenbauer nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen rumpelt man ungeniert und ohne Klappern über innerstädtisches Kopfsteinpflaster und genießt später auf der Autobahn überraschend viel Ruhe und Gelassenheit. Zumindest bis sich bei 140 Sachen arge Windgeräusche bemerkbar machen.

"Wir haben mit unserem Kleinen noch großes vor", verspricht Markenchef Francois. Es wird deshalb nicht nur Varianten für Erd- und Flüssiggas geben, sondern natürlich auch wieder einen Panda 4x4 mit Allradantrieb und speziellem Design. Und selbst für all jene, denen das alles zu bunt und zu modern ist, hat der Markenchef einen Trost parat: Noch mindestens das nächste Jahr über wird der alte Panda parallel weitergebaut.