Hybrid- und Elektroautos drängen auf den Markt. Doch bei der Wartung und Reparatur kommen ganz neue Anforderungen auf Mechaniker zu.

Hamburg. Elektroautos sind in aller Munde - auf den Straßen aber bisher noch kaum präsent. Doch schon heute stellen sich viele Fragen rund um Wartung und Reparatur, denn erste Großserienfahrzeuge sind marktreif und bald zu kaufen. Wie oft muss ein Hochspannungsfahrzeug zur Wartung? Sind die Werkstätten vorbereitet? Was kostet die Inspektion? Und welche Unterschiede gibt es zwischen Elektro- und Hybridautos?

Pkw mit reinem Elektroantrieb sind Experten zufolge pflegeleichter als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Peugeot-Sprecher Bernhard Voß verweist darauf, dass klassische Komponenten wie Luft-, Kraftstoff- und Ölfilter oder Zündkerzen schlicht entfielen. Der französische Hersteller liefert ab Dezember den Elektrokleinwagen iOn aus. Auch andere Hersteller kommen in Kürze mit elektrifizierten Fahrzeugen: Mitsubishi bringt ebenfalls im Dezember den Kleinwagen i-Miev in den Handel. Und Nissan hat zum Jahreswechsel den kompakten Leaf angekündigt.

Bei Hybridfahrzeugen sieht die Situation anders aus: Neben einem Elektroantrieb kommt ein Verbrennungsmotor zu Einsatz. Die Technik unter der Haube ist also komplexer. Die Wartungskosten fallen in den meisten Fällen dennoch nicht teurer als bei einem herkömmlichen Wagen, sagt Carsten Graf vom ADAC-Technikzentrum. Schließlich seien die elektronischen Komponenten nahezu wartungsfrei. Außerdem werden herkömmliche Bauteile durch neue Technologien haltbarer - zum Beispiel die Bremse. "Die Beläge müssen seltener erneuert werden, wenn zusätzlich über einen Generator gebremst wird", erklärt Werner Steber vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Das ist bei Autos der Fall, die mit Rekuperationstechnik Bremsenergie zurückgewinnen.

Hohe Kosten kann bei allen elektrifizierten Fahrzeugen allerdings die Batterie verursachen. Sie ist mit Abstand das teuerste Bauteil. Geht sie kaputt, droht der wirtschaftliche Totalschaden. "Kein Mensch weiß, wie lange solche Batterien durchhalten", sagt ADAC-Experte Graf mit Blick auf häufig eingesetzte Lithium-Ionen-Akkus.

Beim Toyota Prius, dem Vorreiter unter den Hybrid-Pkw, seien die Erfahrungen mit dem Akku immerhin "sehr gut", urteilt der Auto Club Europa (ACE). Bei einem Dauertest des Wagens (der allerdings eine Nickel-Metallhydrid-Batterie und nicht die teure Lithium-Ionen-Technik nutzt) blieben die Inspektionskosten überschaubar: Nach

20 000 Kilometern war eine Wartung für 250 Euro fällig. Nur geringfügig teurer wird die Inspektion zum Beispiel bei einem Honda Civic Hybrid.

Bei reinen E-Fahrzeugen gibt es dafür noch keine Erfahrungswerte. "Die Inspektion wird aber wohl in ähnlicher Taktung wie bei Pkw mit Verbrennungsmotor erforderlich sein", sagt Frank Volk vom TÜV. Neben den Strom führenden Teilen hätten elektrifizierte Autos immer noch eine Lenkung, Klimaanlagen, Räder und Reifen, die regelmäßig überprüft werden müssten. Bei batteriebetriebenen Autos ist laut dem ADAC auch der Nässeschutz sensibler Elektrokomponenten wichtig. Über eine mögliche Kostenersparnis kann bis jetzt nur spekuliert werden. Diese lässt sich Graf zufolge erst abschätzen, wenn die Hersteller Wartungspläne und Ersatzteilpreise bekannt geben.

Doch kann jede Werkstatt Fahrzeuge mit Elektro-Komponenten ohne Risiko für Mensch und Maschine kompetent warten? Der TÜV Süd bezweifelt das. Seine repräsentative Umfrage vom Frühjahr hatte ergeben, dass in mehr als 80 Prozent der Werkstätten die Mechaniker nicht für Arbeiten an E-Fahrzeugen ausgebildet waren. Außerdem gab seinerzeit mehr als ein Viertel der Betriebe an, sich auch ohne Schulung an ein unbekanntes Elektroauto heranzuwagen. Laut TÜV-Sprecher Volk dürfte sich die Lage zwar gebessert haben, doch sieht er noch Handlungsbedarf für Werkstätten. ZDK-Referent Steber hält dagegen: Das Kfz-Gewerbe sei jetzt schon gut vorbereitet. Seit 2009 biete man Schulungen für den Umgang mit Hochvoltfahrzeugen an - also Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellenwagen.