Smart bietet jetzt ein modern gestyltes Elektrofahrrad an. Auch Opel, Ford und BMW haben schon das Kundeninteresse dafür ausgelotet.

Da quält man sich keuchend aus dem Sattel gehend eine lange Steigung hinauf, sehnt das nächste Flachstück schon herbei. Und plötzlich zieht ein rüstiger Rentner mit mitfühlendem Lächeln lässig vorbei, unterstützt von einem kleinen elektrischen Helfer, der seine Muskelkraft potenziert. Pedelecs - Fahrräder mit einem Elektromotor, der sich zuschaltet, sobald der Fahrer die Pedale tritt - verleihen regelrecht Flügel. Diesen Effekt schätzen auch jüngere Semester, speziell als Alternative zum Auto in staugeplagten Städten. Binnen sechs Jahren ist der Markt für die elektrischen Drahtesel explodiert - von 25 000 auf 310 000 Einheiten im vergangenen Jahr. 2012 rechnet die Branche mit etwa 400 000 Verkäufen.

Mittlerweile beschäftigen sich auch immer mehr Autohersteller mit dem Thema. Die Daimler-Tochter Smart etwa bietet jetzt ihr "ebike" an. Zum Preis von 2849 Euro - in Anbetracht des starken Markennamens und der Fertigung beim renommierten E-Bike-Bauer Grace aus Biesenthal bei Berlin ein fast schon moderater Preis, denn Design und Technik überzeugen. So wird zum Beispiel die Muskelkraft nicht mehr über eine ölige Kette, sondern via Karbon-Zahnriemen auf das Hinterrad übertragen. Eine flexible Smartphone-Halterung für mobile Endgeräte eröffnet Multimedia-Zugang, serienmäßige Schutzbleche erlauben auch einen Einsatz bei Nässe.

+++Mit dem E-Bike durch den Landkreis Stade+++

+++Schnittiges E-Bike soll Markt revolutionieren+++

Die Reichweite für das mit einem 250-Watt-Elektromotor bestückte Bike soll 90 bis 100 Kilometer betragen. Das Aufladen des in den Rahmen integrierten Lithium-Ionen-Akkus erfolgt an der Steckdose. Oder teils schon während der Fahrt - beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen. Smart-Chefin Annette Winkler sieht für das Zweirad vor allem Potenzial in Europa, Nordamerika und im Mittleren Osten. "Wir werden in unserem Händlernetz dafür auch eine Vertriebs- und Servicekompetenz aufbauen", kündigt sie an.

Damit nicht genug: Das erste getunte E-Bike steht schon in den Startlöchern. Smart-Haustuner Brabus will es Ende 2012 anbieten und beginnt die Veredelungsmaßnahmen beim Exterieur: Rahmen und Gabel sind schwarz gehalten; Nabenspanner, Pedale und Bremssättel grün eloxiert. Weitere Tuning-Zutaten: Vier-Kolben-Bremsanlage im Vorderrad, mattschwarze Vierspeichen-Räder aus Karbon, gewichtsoptimierte Kurbeln und Pedale sowie eine Karbon-Sattelstütze.

Dazu spendiert Brabus noch eine kräftige Leistungsspritze. Mit 500 Watt hat der E-Motor eine doppelt so hohe Leistung wie das Serienmodell - bei einem um zehn Prozent reduzierten Gewicht. Wie stark der E-Motor assistiert, entscheidet der Fahrer per Gasdrehgriff: Je nach Bedarf stehen vier verschiedene Leistungsstufen bereit.

Peugeot bietet schon seit 2011 Fahrräder mit Elektrounterstützung an, nun befassen sich weitere Autohersteller mit dem Thema. Opel, mit Drahteseln schließlich einmal groß geworden, stellt passend zum 150. Unternehmensjubiläum die Studie "RAD e" vor. Anstelle exotischer Materialien verwendet man hohle Rahmenteile aus Pressstahl - leicht, sehr robust und einfach zu fertigen. Der Pedelec-Antrieb des "RAD e" basiert auf einem 250 Watt starken E-Motor plus Lithium-Ionen-Batterie. Die Reichweite variiert zwischen 60 und 140 Kilometern.

Eines der attraktivsten Zweiradmodelle zauberte Ford 2011 auf der Frankfurter IAA aus dem Hut. Axel Wilke, Direktor Fahrzeug-Individualisierung: "Wir halten E-Bikes für ein wichtiges Element der städtischen Mobilität." An eine Serienfertigung sei zwar noch nicht gedacht - man beobachte aber genau die weitere Entwicklung, so Wilke. Anders als Opel setzt Ford auf eine teure Leichtbauweise: Der trapezförmige Rahmen aus Alu und Kohlefaser wiegt nur 2,5 Kilo. Der Aktionsradius beträgt etwa 85 Kilometer, die Ladezeiten liegen bei zwei bis vier Stunden.

Auch BMW liebäugelt mit dem E-Bike-Markt und stellt Besuchern und Athleten bei den Olympischen Spielen in London 200 Falt-Pedelecs zur Verfügung. Einen Schönheitspreis ist mit dem eher grob geschnitzten Elektro-Radl jedoch nicht zu gewinnen.

So markiert zunächst das SmartE-Bike technologisch wie stilistisch das Maß der Dinge. Es könnte bei entsprechendem Erfolg auch andere Autofirmen bestärken, aus Studien und Prototypen Serienfahrräder werden zu lassen. Nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum Auto.