Mercedes gab einen ungewöhnlichen Werbefilm in Auftrag. Die Hauptrolle spielt eine B-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb und Tarnkappe.

Manche Passanten fühlten sich in den James-Bond-Streifen "Stirb an einem anderen Tag" versetzt. Trat doch dort ein Aston Martin V12 Vanquish mit adaptiver Tarnung an. Nur im Infrarot-Bereich sichtbar, nahm der britische Supersportwagen ansonsten wie ein Chamäleon die Farbe der Umgebung an. Auch der Hauptakteur des an zwei Tagen in Hamburg gedrehten Werbefilms "The Invisible Drive" verblüfft durch einen solchen Tarnkappen-Effekt. Dahinter verbirgt sich das Modell F-Cell auf Basis der Mercedes B-Klasse. Der Wagen wird mit von Wasserstoff gespeisten Brennstoffzellen (Fuel Cells) betrieben und stößt daher zumindest lokal keinerlei Schadstoffe aus. Aus dem Auspuff des Elektroautos tropft nichts als Wasserdampf.

Ab 2014 soll ein solcher Saubermann auch für deutsche Privatkunden erhältlich sein. Zeit also, für die als Ultima Ratio geltende Zukunftstechnologie auf besonders spektakuläre Weise die Werbetrommel zu rühren. Denn dank eines Aktionsradius von 400 Kilometern und kurzen Betankungszeiten kennt ein Brennstoffzellenauto im Gegensatz zu rein batteriebetriebenen Elektroautos kein Reichweitenproblem. Grund: Es erzeugt den Fahrstrom mittels Wasserstoff direkt an Bord. Keine Gefahr also, irgendwo mit leerer Batterie zu stranden.

Für die von Mercedes vorgegebene Botschaft fand die Hamburger Agentur Jung von Matt eine ebenso simple wie geniale Umsetzung: Indem wir das Unsichtbare sichtbar machen, befreien wir Auto vom Makel des Umweltverschmutzers und lösen es aus seiner Umgebung. Denn als F-Cell-Mobil rollt es leise und sauber durch die Stadt.

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An diese geradezu paradiesische Vorstellung angelehnt glänzt der Werbefilm mit verblüffenden Optik-Effekten, die in den ersten Tagen nach Erscheinen vier Millionen User zu einem Klick auf dem Online-Portal YouTube veranlassten. Vor allem das besser als jeder Erlkönig getarnte Filmauto zog viele in seinen Bann.

Christopher Schultz, technischer Leiter der in Hamburg ansässigen Produktionsfirma Markenfilm Crossing, erklärt das Geheimnis des Tarnkappenautos: "Wir haben auf einer der beiden Fahrzeugflanken 140 biegsame, magnetische LED-Matten im Wert von rund 200 000 Euro eingesetzt, geliefert von einer Spezialfirma aus Amsterdam. Übliche LED-Kacheln hätten dazu nicht gereicht, sie sind zu starr und brauchen zu viel Platz. Der spezielle Aha-Effekt entstand über eine auf der Beifahrerseite montierte Digitalkamera. Sie nahm alles auf, was der Wagen verdeckte. Zugleich wurden die Bilder auf die andere, "sichtbare" Seitenpartie des F-Cell übertragen - wo die LEDs eine große Videofläche bildeten. "Auf diese Weise scheint das Auto zu verschwinden, die Betrachter gewinnen den Eindruck, durch den Wagen hindurchsehen zu können", erklärt Schultz.

Insgesamt wurde der Mercedes B-Klasse für den Dreh mit einer halben Tonne Hightech beladen - so viel wogen Akkus, Steuertechnik und Hunderte Meter Kabel. Gefilmt wurde unter Einbindung der Öffentlichkeit am Jungfernstieg, in der HafenCity, in einem Harburger Waldgebiet und - für einen Nachtdreh - an der Reeperbahn. "Dort hatten wir etwas Sorge, dass ein partybeseelter Passant eine Flasche gegen das Auto werfen und die empfindlichen LEDs beschädigen könnte. Aber alles ging gut", erinnert sich Schultz. Alle im Clip auftauchenden Darsteller sind keine vorab verpflichteten Komparsen, sondern reale Zeugen des Spektakels. "Die Leute waren zunächst stutzig und neugierig; doch setzten sich bald spielerisch mit dem Wagen auseinander. Viele zogen den Vergleich zum Bond-Auto. Und es wurden unglaublich viele Handy-Aufnahmen gemacht", so Schultz.

Einen Lohn gab es für die Macher des Streifens "The Invisible Drive" schon in Gestalt einer ersten Auszeichnung: "Bronze" in der Kategorie "Special Media" beim PR-Filmfestival "Die Klappe 2012". Neu eingerichtet ist inzwischen auch ein Link auf Facebook.

Die Fahrt der B-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb fand nicht ohne Hintergrund ausgerechnet in Hamburg statt. Steht doch seit Kurzem in der HafenCity die größte Wasserstoff-Tankstelle Europas. Die Projektpartner Vattenfall und Shell ließen sich die Anlage zehn Millionen Euro kosten. Sie ist Vorzeigeobjekt der Clean Energy Partnership, einer Kooperation von 15 Unternehmen, darunter BMW, Daimler, Volkswagen, Opel und Ford. Und die Leistungsdaten des F-Cell lassen aufhorchen: Der Elektromotor leistet 100 kW (136 PS), liefert 290 Newtonmeter Drehmoment. Die Brennstoffzelle verbraucht auf Dieseläquivalent umgerechnet 3,3 Liter/100 km und ermöglicht eine Tempospitze von 170 km/h.