Ausgerechnet eine Auto-Journalistin hat Fragen zur Lage der Nation am Hindukusch.

Ja, da war er ganz schön überrascht, der Referatsleiter des Wehrbeauftragten vom Deutschen Bundestag. Ausgerechnet eine Auto-Journalistin hat Fragen zur Lage der Nation am Hindukusch. So etwas habe es ja noch nie gegeben. Hindukusch, wir erinnern uns, ist dieses ferne Gebirge, an dessen Fuße über 4000 deutsche Soldaten zusammen mit 41 anderen Nationen ihre Haut hinhalten, um den Terror in Afghanistan zu bekämpfen. Ein stolzes Unterfangen, an dem sich schon die Sowjetunion 20 Jahre zuvor die Zähne ausgebissen hat.

Doch nun müssen "unsere Jungs" nicht nur auf tödliche Treffer der Taliban achten. Nein, wer unversehrt ins Camp heimkehrt, muss weiterhin alle Augen offen halten. Geschossen wird nämlich auch aus den eigenen Reihen. Und zwar mit Laserkanonen. Sie denken, das sei ein Scherz? Ich habe es mir von Reinhold Robbe, dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, höchstpersönlich bestätigen lassen: In den deutschen Camps wird geblitzt. Natürlich als reine Vorsichtsmaßnahme für die Soldaten. Schließlich sind die Lager dicht besiedelt und schlecht beleuchtet. Außerdem, so Robbe, wirbelt schnelles Fahren leicht Staub auf, der in Kabul zu 30 Prozent aus Fäkalien besteht.

Ich stelle mir das vor: Der Einsatz geht los. Die Kameraden im Gefecht warten. Jede Sekunde zählt. Aber im Camp wird erst mal, wie in der Rushhour vor den Elbbrücken, gepflegt abgebremst. Voll gepumpt mit Adrenalin, kehren die Soldaten dann zurück ins Lager. Glücklich, einen solchen Tag überlebt zu haben. Da will man, das ist verständlich, schnell nach Hause. Vielleicht denkt ja auch einer, er muss nur kräftig Gas geben, um genug Punkte in Flensburg zu kassieren und seinen Führerschein gegen ein Flugticket nach Deutschland eintauschen zu können. Schade, die Rechnung geht nicht auf. In Afghanistan gibt es weder Punkte noch Bußgeldkatalog. Nur erzieherische Maßnahmen, wie das bei der Bundeswehr heißt. Und die werden vom Disziplinar-Vorgesetzten verhängt. Da können schon mal 300 Euro Strafe fällig werden für ein Vergehen, das in Deutschland 30 Euro kosten würde. Ein gutes Geschäft, das irgendwie auch für eine Art Heimatgefühl am Hindukusch sorgt. Was kommt als Nächstes - die afghanische Umweltzone?