Die Praxis zeigt: Wer die niedrigen Werte bei Verbrauch und CO2-Ausstoß einhalten will, braucht schon einen sehr sensiblen Gasfuß.

Hamburg. Der kürzlich beendete Weltklimagipfel hat - da sind sich die meisten Experten einig - wenig Konkretes für die Umwelt gebracht. Da hat es der Autokäufer schon eher in der Hand, seinen Beitrag für bessere Luft zu leisten. Schließlich sind inzwischen einige Autos im Angebot, die weniger als 100 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Zwei der wichtigsten Konkurrenten treten hier zum Vergleich an: der Toyota Prius mit Benzin-/Elektroantrieb sowie Wolfsburgs neuer Spar-Star, der VW Golf BlueMotion mit effizientem Diesel.

Beide sind die CO2-Minimalisten der Kompaktklasse. Der Prius verspricht 92 Gramm, der Golf 99 Gramm pro Kilometer. Dass der Japaner beim Treibhausgas ein wenig besser dasteht, liegt am Superkraftstoff. Der ist nicht so energiereich wie Diesel und verbrennt daher CO2-ärmer. Doch stimmen die Verbrauchsversprechen im Alltag? Vier Liter sollen es beim Prius sein und 3,8 Liter beim Golf. Wie so oft gibt es Unterschiede zwischen Prüfstand und Teststrecke. In der Praxis hinterlassen beide Kandidaten einen höheren CO2-Wert (121 bzw. 133 g). Die 100-Gramm-Hürde zu unterbieten erfordert hier wie dort einen ultrasensiblen Gasfuß.

Der Prius macht seinem Fahrer das Knausern leicht und erzieht selbst Bleifußkandidaten zu Gutmenschen. Schließlich ist es viel reizvoller, das Pedal nur zu streicheln und mit Elektro-Rückenwind zu "segeln", als sich dem Plärren des Benziners auszusetzen, der beim starken Gasgeben hör- und fühlbare Schwerstarbeit leistet. Ab 150 km/h mischt sich angestrengtes Dröhnen in die Roll- und Windgeräusche. Wer viel und lange Autobahn fährt, ist im Golf entspannter unterwegs. Der Stille lauschen kann dagegen, wer den Japaner mit dem Doppelherz in der Stadt elektrisch dahinstromern lässt (mit maximal 45 km/h einige hundert Meter weit). In der Praxis faszinierend und gut für die Umwelt. Fußgänger, die auf brummende Motoren geeicht sind, zucken allerdings schon mal erschreckt zusammen, wenn sich hinter ihrem Rücken ein Hybrid-Toyota anschleicht.

Der Golf macht immer mit dezentem Dieselknurren auf sich aufmerksam. Und verbraucht meist etwas weniger als der Toyota. Nur im Stadtverkehr hat der Prius die Nase vorn, weil dort ein großer Teil der Antriebsarbeit vom Elektromotor übernommen und in Schubphasen Strom für die Batterie gewonnen wird. Im reinen City-Einsatz reichen ihm daher für 100 Kilometer 4,5 Liter. Golf-Fahrer können von so viel Sparsamkeit nur träumen. Denn obwohl der BlueMotion-Verbrauch von der Start-Stopp-Funktion profitiert, die den (betriebswarmen) Motor beim Ampelhalt abschaltet und beim Losfahren wieder zündet, kommt der VW in der Rushhour nicht unter 5,4 Liter. Auf der Autobahn wendet sich das Blatt: Der Golf bleibt auch bei Dauervollgas knapp unter zehn Litern; im Prius driften die Werte in den zweistelligen Bereich.

Bei Tempo 130 schnurrt der Wolfsburger TDI entspannt über die Autobahn. Überholvorgänge und Steigungen erfordern wegen der langen Getriebeübersetzung den Griff zum Schalthebel. Aber auch beim Prius ist Tempozuwachs ein zähes Geschäft - vor allem gefühlt, denn die stufenlose Automatik lässt zunächst die Drehzahl des Benziners hochschnellen, und die Beschleunigung läuft gleichsam hinterher.

Über Gullydeckel setzt der VW gelassener hinweg als der Toyota. Dickere Reifenflanken und bessere Geräuschdämmung helfen ihm dabei. Kurze Stöße und langhubige Bodenwellen bringen den Golf dagegen schneller aus der Ruhe. Schuld ist das Sportfahrwerk, das den Luftwiderstand senkt - und die Kurvenfreude steigert. Der Prius rollt zwar sicher, aber ohne Leidenschaft ums Eck.

Dafür zeigt er jenseits der verspielten Armaturen teilweise mehr Sinn fürs Praktische. Obwohl Toyotas Ingenieure die Batterie unter dem Kofferraum unterbringen mussten, entsteht beim Umlegen der Rücksitze eine ebene Ladefläche. Der Golf liefert hier mit Stufe und Absatz eine eher traurige Vorstellung. Dafür lässt er sich bequemer parken: Beim unübersichtlichen Prius verschenkt man auf engem Raum wertvolle Dezimeter.

Hartes Plastik und günstige Textilien zeigen, dass beim Toyota trotz der umfangreichen Grundausstattung (schlüsselloser Zugang, Klimaautomatik, Head-up-Display) ein großer Teil des Fahrzeugpreises von 26 750 Euro in der Antriebstechnik steckt. Auch beim VW ist Sparen nicht billig: Im Vergleich zum 1.6er-TDI ohne BlueMotion-Paket werden 1050 Euro Ökozuschlag fällig - macht 22 615 Euro. Dafür wirkt der Golf mit seinem feinen Cockpit nicht wie eine lustfreie Sparbüchse. Gut so, denn Klimaschutz sollte den Spaß am Autofahren schließlich nicht verderben.

Fazit: Der Golf gewinnt den Vergleich, beim Prius überzeugt vor allem sein Antrieb. Wer viel in der Stadt fährt, schont damit Umwelt, Geldbeutel und Nerven. Denn je öfter der Benziner Pause hat, desto weniger verbraucht er - und desto leiser geht's voran. Landstraßenpendler und Autobahn-Vielfahrer sind dagegen im Golf sparsamer und komfortabler unterwegs. Sauberer allerdings nicht, denn ungeachtet seines Vorsprungs im Testverbrauch bläst der Golf einen Hauch mehr CO2 und 20-mal so viele Stickoxide in die Luft.