Das Kollisionsschutz-System bremst den Schweden im Notfall bis zum Stillstand.

Göteborg. Die Braut putzt sich heraus und zeigt ihre Mitgift: Nachdem der amerikanische Ford-Konzern die Tochter Volvo zum Verkauf angeboten hat und sich die Einigung mit den chinesischen Interessenten in die Länge zieht, rollen die Schweden schon jetzt ihren größten Hoffnungsträger ins Rampenlicht. Etwa vier Monate vor der offiziellen Premiere auf dem Genfer Autosalon zeigen sie schon einmal den neuen S60.

Dabei wird nicht mit Vorschusslorbeeren gespart. "Der neue S60 ist ein emotionales Erlebnis", sagt Volvo-Chef Stephen Odell. "Er begeistert mit faszinierendem Design und Fahreigenschaften wie kein anderer Volvo zuvor. Seine Technologie verleiht dem Fahrer ein noch stärkeres Sicherheitsgefühl. Und wir sind überzeugt, dass er eines der stärksten Fahrzeuge seiner Klasse ist", trommelt der Chef der Schweden.

Die Stufenheck-Limousine stammt noch aus der Feder von Designchef Steve Mattin und fährt mit einer Länge von gut 4,60 Metern in einer Liga mit der Mercedes C-Klasse, dem Audi A4 und dem BMW Dreier, die auch beim Preis die Richtschnur ziehen: Rund 30 000 Euro dürfte der schmucke Schwedenhappen deshalb kosten, wenn er im nächsten Sommer an den Start rollt.

Auf den jetzt veröffentlichten Fotos sieht man bereits das neue Gesicht, das die Schweden von der vor Jahresfrist auf der Motorshow in Detroit enthüllten Studie übernommen haben. Ähnlich wie die E-Klasse von Mercedes bekommt deshalb auch der neue Nordländer eckige Zusatzscheinwerfer, die dem Wagen einen futuristischen Look geben sollen. Ansonsten ist von den Finessen der Messestudie wenig geblieben. Mit Blick auf Kosten und Konstruktion öffnen sich die vier Türen wie eh und je; von nach hinten schwingenden Portalen für die Fondgäste ist inzwischen jedenfalls keine Rede mehr.

Ordentlich nachgelegt hat Volvo dagegen bei der Sicherheitsausstattung: Ein halbes Dutzend Airbags und stabiler Schwedenstahl sind natürlich Standard; neu ist aber das Kollisionsschutz-System, das den Wagen im Notfall automatisch bis zum Stillstand bremst. Das macht es nicht nur, wenn der S60 einem anderen Auto gefährlich nahe kommt. Weil Kamera und Software sogar Passanten auf der Straße erkennen, bremst der Volvo als weltweit erstes Serienauto im Ernstfall auch automatisch für Fußgänger.

Kaum mehr als Gerüchte gibt es zur Antriebstechnik des neuen Modells. Dem Vernehmen nach wird der S60 mit neuen Motoren aus dem Ford-Konzern bestückt, die den Namen Ecoboost tragen und mit Benzindirekteinspritzung und Turboaufladung mehr Leistung bei weniger Verbrauch versprechen. Dazu gehört ganz sicher auch der 1,6-Liter-Antrieb mit 180 PS aus der Studie, der kaum mehr als fünf Liter verbrauchen soll. Außerdem gesetzt sind natürlich die aktuellen Dieselaggregate, ein Doppelkupplungsgetriebe sowie ein "DrivE"-Sparmodell mit Start-Stopp-Automatik und optimierter Aerodynamik.

Und sogar ein an der Haushaltssteckdose aufladbares Hybridauto ist denkbar. Schließlich haben die Schweden für das Jahr 2012 bereits einen Pkw mit Elektromotor versprochen, der bis zu 50 Kilometer elektrisch fahren kann. Zwar soll es diesen umweltfreundlichen Antrieb zunächst in einem neuen Kombi geben. Doch weil der Kombi direkt von der Limousine abgeleitet wird, sollte der Technologietransfer hier eine leichte Übung sein - selbst wenn dann möglicherweise die neuen Firmenchefs aus China die Finger im Spiel haben.