Die Nachfrage nach Elektrorädern steigt - obwohl sie nicht gerade billig sind. Bis zu 1500 Euro muss man für den Gewinn an Komfort ausgeben.

Hamburg. Kräftig bläst der Wind von vorne. Doch anstatt keuchend dagegen anzukämpfen, gleite ich ohne größere Anstrengung in einem ziemlich flotten Tempo dahin. Ich sitze auf einem Elektrofahrrad. Dank der Unterstützung eines kleinen Frontmotors können mir all die "Unannehmlichkeiten" des Fahrradfahrens nichts mehr anhaben. Ich schwitze nicht, sondern genieße auf gerader Strecke das angenehme Gefühl des ständigen Bergabfahrens - als ob mich jemand ganz sanft von hinten anschiebt.

Mühelos beschleunige ich auf 20 km/h, lege an der nächsten Ampel bei Grün einen Blitzstart hin und komme selbst bei Steigungen nicht mehr aus der Puste. Ganz ohne eigene Muskelkraft geht es aber trotzdem nicht. Denn erst wenn ich zu treten beginne, schaltet sich der Elektromotor zu und sorgt für den spürbaren Schub - anders als beim E-Bike (Elektroleichtmofa), bei dem für den Antrieb Pedalbewegungen nicht notwendig sind. Ein eingebauter Sensor misst während der Fahrt, mit welcher Kraft das Rad angetrieben wird. Je kräftiger ich in die Pedale trete, desto mehr Antriebskraft wird mir geliefert.

Noch bis vor ein paar Jahren war das Elektrofahrrad ein Nischenprodukt, verschrien als Fortbewegungsmittel für Rentner, Faule oder Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen sind. Doch seit etwa vier bis fünf Jahren hat sich das geändert, da die Räder, in der Fachsprache Pedelecs genannt ("pedal electric cycle), immer mehr Zuspruch finden.

"Das Image des Elektrofahrrads hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Die Nachfrage wird immer größer", berichtet Piete Eckhof, Inhaber des Fahrradfachgeschäfts 1000 Räder (www. 1000raeder.de) in Hamburg-Barmbek. Die Verkaufszahlen geben ihm recht. Hunderttausendfach rollen Pedelecs bereits über Europas Straßen, besonders oft in den Niederlanden.

Aber auch in Deutschland finden Elektrofahrräder immer mehr Abnehmer. Stuttgart geht dabei mit gutem Beispiel voran und will in den kommenden Jahren sogar öffentliche Leihstationen in der Stadt verstärkt mit Pedelecs ausstatten.

Zugegeben: Zum Teil sehen die Pedelecs immer noch etwas klobig aus und sind gut fünf bis zehn Kilogramm schwerer als ein normales Fahrrad - für diejenigen, die ihr Rad also täglich in den Keller oder ins Treppenhaus bringen wollen, ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Doch die Elektrorad-Offensive sieht für die Zukunft sportlichere Varianten vor, einige Modelle haben Akku und Elektroantrieb sogar im Rahmen oder Tretlager versteckt. Und auch technisch hat sich eine Menge getan. Die modernen Akkus werden immer platzsparender und leichter. Die Lithium-Ionen-Batterien verlängern zudem bei angemessener Fahrweise die Reichweite und vertragen eine sofortige Nachladung.

Die Reichweite der Pedelecs beträgt normalerweise zwischen 20 und 50 Kilometern. Für Kurzstrecken wie zur Arbeit oder zum Einkaufen ist das völlig ausreichend. Einige Modelle versprechen mit einer Akkuladung auch Entfernungen von bis zu 100 Kilometern. "Ausschlaggebend sind dabei unter anderem der Ladezustand des Akkus, Reifenluftdruck, Gewicht des Fahrers, die Fahrbahnbeschaffenheit, Gegenwind und in welchem Modus der Fahrer das Rad bewegt", erklärt Eckhof.

Zum "Auftanken" wird der Akku herausgenommen und an eine Steckdose angeschlossen. Nach zwei bis fünf Stunden ist das Rad wieder einsatzbereit. "Im Vergleich zum Kraftfahrzeug liegen die laufenden Kosten nur bei wenigen Cent pro 100 Kilometer." Ein klarer Vorteil gegenüber den hohen Benzinpreisen.

Vom 250 Watt starken Motor ist während des Fahrens nur ein ganz leises Summen zu vernehmen. Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h können erreicht werden, dann schaltet sich der Motor automatisch ab. Sonst würde man Pedelecs nämlich zu den Kraftfahrzeugen zählen und sie wären führerschein- und versicherungspflichtig. Da sie aber als normales Fahrrad durchgehen, besteht für die Drahtesel mit Trethilfe auch keine Helmpflicht, obwohl dies natürlich im Straßenverkehr ratsam ist. Elektrofahrräder sind zum Auto mittlerweile eine wirkliche Alternative geworden. Als umweltfreundliches Verkehrsmittel bringen sie einen in der Stadt schnell, entspannt und kostengünstig zum Ziel. Gute Modelle gibt es ab 1500 Euro.