Der neue Mercedes SLS erlebt Premiere auf der Frankfurter IAA. Die Stuttgarter haben “eine alte Idee neu interpretiert“.

Stuttgart. Von keinem Mercedes ist in den vergangenen Monaten so viel gesprochen worden wie vom SLS: Seit es das Gerücht über ein Comeback des Flügeltürers gibt, sind die Fans wie elektrisiert und die Besserverdiener kratzen längst ihre letzten Euros zusammen. Jetzt endlich hat das Warten ein Ende: Kurz vor der Weltpremiere auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt hat Mercedes den Schleier gänzlich gelüftet und die ersten Fotos der neuen Stilikone veröffentlicht.

Zwar zitiert der SLS mit seinen Türen den womöglich berühmtesten Flügelschwung der Autogeschichte. Doch nimmt der Chef des Mercedes-Haustuners AMG, Volker Mornhinweg, den Begriff "Retro" nicht in den Mund. "Wir haben auf eine alte Idee zurückgegriffen und diese neu interpretiert", sagt er und ist stolz auf ein Design, das alles andere als nach hinten gerichtet ist: Die Scheinwerfer scharf geschnitten, die Motorhaube von markanten Falzen durchzogen, der Bug breit und das Heck knackig, ist der Silberpfeil-Nachfolger auf Zukunft programmiert.

"Das Design des neuen Mercedes-Benz SLS AMG ist nicht nur wegen der exklusiven Flügeltüren etwas ganz Besonderes", schwärmt deshalb auch Designchef Gordon Wagener, der nicht weniger vorhat, als den schönsten Sportwagen des 21. Jahrhunderts auf die Straße zu bringen. "Wir wollen eine neue Design-Ikone schaffen, die neben Mercedes-Modellen wie etwa dem CLS oder dem SL den unvergleichlichen Mythos unserer Marke prägt."

Vom Klassiker aus den Fünfzigern, der nur 1400 mal gebaut wurde und heute zu den begehrtesten Oldtimern der Schwaben zählt, übernimmt der SLS neben charakteristischen Flügeltüren auch die Idee des Leichtbaus: Rahmen und Karosserie werden deshalb komplett aus Aluminium gefertigt, die Kardanwelle lässt Mercedes bei einem Luftfahrtspezialisten aus Karbon backen. Und auf Wunsch stecken in den großen Rädern Bremsscheiben aus Keramik. So sinkt das Leergewicht gegenüber einem normalen SL um runde 20 Prozent auf 1620 Kilo.

Obendrein hat AMG den hauseigenen Achtzylinder noch einmal überarbeitet, die Leistung des schnellen Saugers auf 571 PS und das maximale Drehmoment auf 650 Newtonmeter gesteigert. Entsprechend attraktiv sind die Fahrleistungen: Den Sprint auf Tempo 100 schafft der Renner in 3,8 Sekunden und Schluss ist erst bei 317 km/h. Dennoch soll der Spitzensportler mit einem Normverbrauch von rund 13 Litern halbwegs sozialverträglich bleiben. Außerdem nimmt AMG den Kritikern ohnehin den Wind aus den Segeln, weil auch eine Elektrovariante avisiert wird. Mit 533 PS und bis zu 200 km/h schnell, soll sie beweisen, dass Vernunft und Vergnügen auch auf der Rennstrecke kein Widerspruch sein müssen.

Aber der SLS soll nicht nur geradeaus schnell fahren. Für eine maximale Querdynamik gibt es deshalb einen besonders tief gelegten Motor und eine ausgeglichene Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Dafür wurde ein neues Getriebe gewählt, das direkt auf der Hinterachse sitzt. Und dazu gleich eine siebenstufige Automatik mit Doppelkupplung eingekauft.

Mit dem SLS rückt AMG nicht nur ins Feld der Supersportwagen auf, sondern emanzipiert sich vollends von der Marke Mercedes. Denn anders als alle bisherigen Sportler teilt der Flügeltürer keine nennenswerten Komponenten mehr mit der Großserie und gilt als erste Eigenentwicklung in der über 40jährigen AMG-Geschichte. Gebaut allerdings wird bei AMG nur der Motor, denn die Karosserie und das Gesamtfahrzeug montieren die Schwaben in Sindelfingen.

Kurz vor der Premiere hat Mercedes nun auch den Preis verraten und damit für die eigentlich größte Überraschung gesorgt: Denn mit rund 177.000 Euro ist der Traumwagen des 21. Jahrhunderts nicht ganz so teuer wie erwartet. Das hat für AMG-Chef Volker Mornhinweg auch strategische Bedeutung: Er will mit dem SLS nicht nur dem Besitzer Fahrspaß bieten, sondern die gesamte Marke aufwerten. "Deshalb muss das Auto auf die Straße und nicht in als Exot in eine Sammlung." Kurzentschlossene Kaufinteressenten müssen wohl etwas Geduld aufbringen: Weil seit der Bestätigung des Projektes fast täglich Blindbestellungen eingegangen sind, dürften die ersten Flügeltürer längst verteilt sein.

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