130 historische Autos und 230 Motorräder sind am Start, die Teilnehmer kommen aus ganz Europa. Auch “Strietzel“ Stuck sitzt hinterm Lenkrad.

Hamburg. Motorradfahren ist seine Leidenschaft, auch heute noch mit 79 Jahren. Deshalb kann Ronald Voth aus Norderstedt auch den 5. September kaum noch abwarten - dann beginnt das 8. Hamburger Stadtpark-Revival. Natürlich ist der Motorradenthusiast auf seiner Norton-Rennmaschine dabei: "Die habe ich mir 1962 gekauft, noch bevor ich geheiratet habe. Seitdem haben wir viele Rennen gemeinsam bestritten", sagt Voth schmunzelnd. Das Stadtpark-Revival sei nun aber die einzige Veranstaltung, an der er noch regelmäßig teilnimmt: "Hier stimmt die Atmosphäre. Wenn ich auf der Maschine sitze und die Zuschauer an der Strecke mir zujubeln, dann bin ich glücklich."

Bereits 1952 war Ronald Voth beim Stadtparkrennen dabei und erinnert sich daran noch bestens: "Es war ein schöner Sommertag. Ich fuhr auf meiner Horex und lag in Führung." Dann allerdings passierte es: "Ich hatte eine technische Panne und blieb stehen. Die restlichen Motorräder zogen an mir vorbei." Aber trotzdem denkt Voth gern an diesen Tag: "Es war mein erstes Rennen, das vergisst man nie."

Das erste Stadtparkrennen wurde vor 75 Jahren ausgetragen. Es gab damals vier Rennen, von denen drei als Meisterschaftsläufe gewertet wurden. Der Rundkurs war 6,5 Kilometer lang und führte direkt durch den Stadtpark. Damals kamen rund 80 000 Zuschauer. In den folgenden Jahren sollten noch acht weitere Stadtparkrennen folgen. Doch 1952 war plötzlich Schluss: "Es gab damals einen schweren Unfall. Danach haben die Behörden Sicherheitsauflagen verhängt, die finanziell nicht zu erfüllen waren", sagt Uwe Quentmeier. Er ließ die beliebte Veranstaltung im Jahr 1999 als Stadtpark-Revival wieder aufleben: "Ich wollte die Hamburger für klassische Autos und Motorräder begeistern. Und dafür eignete sich eine solche Veranstaltung mit historischen Hintergrund."

Im vergangenen Jahr kamen rund 20 000 Zuschauer, um Rennatmosphäre zu schnuppern. Quentmeier: "Bei dieser Veranstaltung kann jeder das Fahrerlager besuchen und sich die Oldtimer und liebevoll restaurierten Motorräder aus nächster Nähe anschauen." Der 1,7 Kilometer lange Rundkurs führt über die Saarlandstraße am Stadtpark entlang und ist Teil der historischen Strecke.

In diesem Jahr sind für das Wochenende 5./6. September mehr als 130 Fahrzeuge angemeldet, darunter zahlreiche Renn- und Sportwagen mit Historie, wie zum Beispiel ein Lancia Aprilia (Baujahr 1938). Außerdem gehen 230 Motorräder und Renngespanne an den Start. "Die Teilnehmer kommen aus ganz Europa", sagt Quentmeier.

Eine kurze Anreise hat Ewald Dahms aus Norderstedt. Der 71-Jährige ist leidenschaftlicher Sammler von alten Motorrädern und fährt bereits seit 1999 beim Stadtpark-Revival mit. Besonders angetan haben es ihm BMW-Gespanne vom Typ RS 54. Diese Maschinen, die im Jahr 1954 gebaut wurden, haben einen sogenannten Königswellenmotor. Es wurden davon nur etwa 25 Stück gefertigt, einige davon gehören nun "Mister BMW". Mit einer dieser Maschinen, die den Namen "Max und Moritz" trägt, ist Max Deubel in den 60er-Jahren vierfacher Weltmeister geworden. Seit 26 Jahren fahren dieses Gespann nun Ewald Dahms und sein Beifahrer Harry Mahrsandt (66): "Wir sind ein eingespieltes Team und unzertrennlich", sagt Dahms. Bis zu zwölf Rennen bestreiten die beiden Rentner im Jahr, nun steht das Stadtpark-Revival auf dem Programm: "Da muss man einfach dabei sein. Die Atmosphäre ist einzigartig."

Nicht auf dem Motorrad, sondern am Steuer eines Audi V8 wird Rennfahrer Hans-Joachim "Strietzel" Stuck sitzen. Mit diesem Wagen hat er bereits 1990 die DTM-Meisterschaft gewonnen. Ein wahrer Hingucker ist auch ein von Ernst Neumann-Neander konstruiertes Fahrzeug, das weder Auto noch Motorrad ist und als Fahrmaschine bezeichnet wird. Das Hamburger Automuseum Prototyp absolviert mit der Fahrmaschine, deren Karosserie aus Flugzeug-Sperrholz besteht, einige Demonstrationsläufe am Stadtpark. Museums-Eigentümer Oliver Schmidt verspricht: "Dieses Unikat wirkte auf den Rennstrecken in den 30er-Jahren wie ein Ufo und zieht auch heute noch die Besucher in seinen Bann."