Der flotte Zweisitzer zum Preis von knapp 75 000 Euro wird jetzt in einer Kleinserie montiert. Ein 300 PS starker Volkswagen-Motor ermöglicht Spitzentempo 273 km/h.

Hamburg. Mit dem Artega GT geht dieser Tage ein ganz neuer deutscher Sportwagen an den Start. Kompakt, leicht und unglaublich frisch besinnt er sich aber auf alte Tugenden. Mit 300 PS Leistung tritt der Zweisitzer unter anderem gegen den Porsche Cayman an. Alles am Artega GT ist neu: der Hersteller, der Standort, die Produktionsanlagen und das Konzept. Der Kopf des Projekts heißt Klaus Dieter Frers, ein mittelständischer Unternehmer, der vor über 20 Jahren die Zulieferfirma Paragon gegründet hat. Im verschlafenen westfälischen Delbrück baut Frers nun einen Sportwagen.

Er verlässt sich bei dem Projekt nicht nur auf sein eigenes Können, sondern hat sich mit allem zusammen getan, was in den vergangenen Jahren Rang, Namen und Erfolg hatte. Der Markenname Artega etwa ist ein Kunstwort von Manfred Gotta - der hat schon Autos vom Schlag eines Opel Calibra oder Porsche Cayenne einen einprägsamen Namen verpasst. Das Design stammt von Henrik Fisker, der ehemals bei Aston Martin und BMW als Designer tätig war.

Breit, bullig, flach und unglaublich kompakt - der Artega ist so kurz wie ein Golf und so breit wie eine Corvette. Erst wenn man ihn direkt vor Augen hat, fällt auf, wie groß ein Porsche 911 in den vergangenen Jahren geworden ist. Trotzdem bietet der GT Platz für zwei Personen plus Gepäck. Die beiden Recaro-Sportsitze passen genau, das kleine Lederlenkrad liegt perfekt in der Hand. Man sieht hervorragend; nach vorn über das kurze Armaturenbrett und die Kotflügel, nach hinten durchs tiefe Heckfenster. Die Instrumente sind ein Mix aus alter Schule und Zukunftsmusik, der klassische Tacho wird von zwei Monitoren mit Anzeigen für Tankinhalt, Kühlwasser- und Öltemperatur sowie für die G-Kräfte beim Beschleunigen und Bremsen in die Zange genommen.

Und so bietet der Artega genug individuelle Handschrift, um von den Großserienteilen abzulenken. Zündschloss, Luftdüsen und Lenkhebel beispielsweise kennt man bereits von diversen Volkswagen-Modellen. Die Verarbeitungsqualität liegt auf hohem Niveau, denn beim GT klappert oder rappelt nichts. Das ist nicht selbstverständlich bei der Kleinserienfertigung. Zurzeit wird täglich ein Artega gebaut, im kommenden Jahr sollen dann 500 Autos produziert werden Der 3,6-Liter-V6-Motor über der Hinterachse wird nicht selbst gebaut, sondern stammt von Volkswagen.

Doch was beim Starten im Heck erwacht, hat mit dem VW Passat R36 nichts mehr gemeinsam. Der Direkteinspritzer bollert beim ersten Gasstoß derartig, dass ein Cayman vor Neid wohl blass werden würde. Artega hat die Motorsteuerung und den Abgasstrang selbst abgestimmt und mit einem stimmgewaltigen Auspuff kombiniert. Trotzdem macht der GT - es steht für Gran Turismo, also großer Reisewagen - seinem Namen alle Ehre und bietet auf langen Strecken einen anständigen Komfort. Der Motor hält sich bei niedrigen Drehzahlen angenehm zurück, die Federung schluckt trotz der flachen Reifen erstaunlich viele Schläge. Nur auf schlechten Pisten wird es ruppig. Dafür gönnt sich der Artega auf Wunsch das schärfste Handling jenseits der Lotus Elise. Kein Wunder, wiegt er doch leer nur 1150 Kilogramm.

Möglich macht das die Leichtbautechnik mit Alurahmen und kohlefaserverstärkter Kunststoffkarosserie. Das ist nicht nur sportlich, sondern auch zeitgemäß. Immerhin verbraucht der Sportler trotz seiner Fahrleistungen (4,8 Sekunden auf Tempo 100, Höchstgeschwindigkeit 273 km/h) nur 9,1 Liter/100 km. Auf winkeligen Landstraßen ist der GT dann in seinem Element. Bremsen, einlenken, aus der Kurve beschleunigen. So leichtfüßig und perfekt geht das bei kaum einem anderen Sportwagen. Das Doppelkupplungsgetriebe macht den ganzen Spaß mit und schaltet schnell und ohne Zugkraftunterbrechung mit einer sportlichen Zwischengas-Fanfare herunter. Einzig die Bremse lässt Raum für Verbesserungen: Das Pedalgefühl ist schwammig, die Verzögerung selbst könnte bissiger sein.

Trotz Kleinserienfertigung ist der Artega nicht unbezahlbar: 74 983 Euro ruft Klaus Dieter Frers für sein Erstlingswerk auf. Die Ausstattung ist mit Doppelkupplungsgetriebe, Xenon-Scheinwerfern, Navigation, 19-Zoll-Rädern und Soundsystem nahezu vollständig. Vor dem Griff zum Sparschwein sollte aber bei einem der fünf deutschen Artega-Händler oder im Werk selbst nachgefragt werden, ob es in diesem Jahr noch ein Auto gibt. Die Nachfrage übersteigt nach Unternehmensangeben die Kapazität der Fabrik bei weitem. Das könnte auch daran liegen, dass ein Porsche Cayman S nur wenige hundert Euro billiger ist. Wobei sie bei Artega den Vergleich mit Porsche gar nicht so gern sehen. "Wir bauen keinen Porsche nach, wir haben ein anderes Konzept", sagt Frers. Recht hat er: kompakt, leicht, frech fährt sich der GT - so erfrischend wie kaum ein anderer Sportwagen dieser Zeit.