Die britische Auto-Manufaktur ist 100 Jahre alt. Jetzt wird das in Hamburg gefeiert.

Nicht nur Audi feiert in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum - auch Morgan, als letzter unabhängiger britischer Hersteller, macht das Jahrhundert voll. Aus diesem Anlass lädt der Morgan Park Hamburg (Hanskampring 23, 22885 Barsbüttel) am Sonnabend ab 11 Uhr Fans der Marke zur großen "100 Years Party" ein.

Als eine von vielen Attraktionen hat Geschäftsführer Lutz R. Leberfinger einen "Three-Wheeler" Baujahr 1933 aufgeboten - eines jener skurrilen Dreiräder, mit denen Firmengründer H.F.S. Morgan 1909 den Stein ins Rollen brachte. Erst 1936 legte Morgan sein erstes vierrädriges Modell auf: den 4/4. Die Bezeichnung stand für "vier Räder, vier Zylinder". Gebaut wurde der Four-Four nach einem Prinzip, das noch heute für das Gros der in Malvern Link (Grafschaft Worcestershire) gebauten Autos bindend ist. Nach dem Vorbild des Kutschen- und Bootsbaus besteht ein "echter" Morgan wie eh und je aus einem Z-Profil-Leiter- und einem darauf montierten Eschenholz-Rahmen. Auf dem wiederum werden - bis auf die vorgepressten Kotflügel - alle Bleche per Hand in die passende Form gedengelt.

Auf diese anachronistisch-charmant anmutende Weise hat Morgan 2008 fast 700 Autos zusammengezimmert. Gut 100 davon gingen nach Deutschland, dem weltweit größten Importeur.

Vor allem dem bis 2004 gebauten Morgan Plus 8 mit V8-Motor von Rover war es zu verdanken, dass dem Familienbetrieb das Schicksal anderer Kleinserien-Bauer erspart blieb. Die Rolle des Plus 8 hat heute der "Roadster" mit einem 203 PS starken 3,0-Liter- V6-Motor von Ford eingenommen. Seit 2006 gibt es auch wieder einen Viersitzer.

Los geht der Morgan-Spaß mit dem 39 500 Euro teuren 4/4 Sport. Das ist jedoch nur der Basis-Preis, denn viele Kunden lassen sich den Wagen nach ihren Wünschen ausstatten. Oberhalb des 112 PS starken Basismodells rangiert der Plus 4 mit 145 PS starkem Ford-2,0-Liter: "Der bietet dann richtig Durchzug", sagt Leberfinger.

Morgan-Kunden gelten als kauzig-herzlich und blicken gnädig über kleine Schwächen hinweg. Doch der Morgan ist sehr wartungsfreundlich und mit Euro 4-Motoren ausgestattet, die jeder Ford-Händler prüfen kann.

Selbst das Fahrwerk peinige die Bandscheiben nicht mehr so wie früher, beteuert Leberfinger. "Und die Lenkung lässt sich auch ohne Servounterstützung leicht bedienen."

Der 2002 eingeführte Aero 8, streng genommen die erste Neukonstruktion seit 1936, wirkt im Vergleich wie eine Konzession an die Neuzeit. Puristen lässt er nicht nur wegen seines Preises von 107 800 Euro erschaudern, auch die Einzelradaufhängung, die Airbags, eine Servolenkung und ein optionales Automatikgetriebe wirken auf manche sus-pekt. "Eigentlich ein tolles Auto, auch dank des 4,8 Liter großen BMW V8 mit 367 PS", sagt Leberfinger. "Aber das Problem ist das Design - deutsche Kunden mögen es nicht."

Auch wenn Morgan in der Nostalgie-Nische geschickt allen Fusionen und Insolvenzen sowie Abgas- und Sicherheitsbestimmungen getrotzt hat - ganz die Neuzeit ignorieren wollen sie nicht. Wie die aussehen könnte, zeigten die Briten 2008 mit der Studie LIFEcar. Ein nur 600 Kilo leichter Morgan in traditioneller Bauweise, angetrieben von einer mit Wasserstoff versorgten Brennstoffzelle und vier Radnabenmotoren. Morgan mit seinen zurzeit 163 Mitarbeitern will eben auch die nächsten 100 Jahre noch feiern können.