Neumünster. Die hohe Unfallgefahr von Bäumen am Straßenrand wird von Autofahrern oft unterschätzt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Während enge Kurven von über der Hälfte aller Fahrer als besonders bedrohlich empfunden werden, haben nur 13 Prozent der Autofahrer Angst vor Bäumen am Straßenrand. Tatsächlich sind aber die Unfallfolgen bei einer Kollision meist tödlich. Dies beweisen Crashtests, die die Autoversicherer jetzt in Neumünster durchgeführt haben.

Bei einem Zusammenstoß bei 100 km/h zerfetzt ein direkt am Straßenrand stehender Baum das Auto regelrecht, die Insassen haben dann keine Überlebenschance. Größere Abstände helfen kaum: Stehen die Bäume zehn Meter vom Straßenrand entfernt, beträgt die Aufprallgeschwindigkeit noch immer 74 km/h. Die Tests zeigen, dass selbst, wenn das Fahrzeug seitlich mit "nur" 55 km/h auf den Baum trifft, die Insassen zumeist schwerste Verletzungen erleiden.

"Das Risiko, getötet zu werden, ist nach dem Abkommen von der Fahrbahn dreimal so hoch, wenn das Fahrzeug an einen Baum prallt", warnt Siegfried Brockmann, Leiter der UDV. Pro Jahr sterben auf deutschen Straßen mehr als 1000 Menschen durch Kollisionen mit Bäumen. Noch immer ist der Baumunfall auf Landstraßen mit knapp 30 Prozent die häufigste Ursache von tödlichen Verkehrsunfällen. In manchen Bundesländern ist dieser Anteil noch deutlich höher, zum Beispiel in Brandenburg (61 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (46 Prozent). Im Jahr 2006 starben in Deutschland 1034 Menschen durch Baumunfälle. Seit 1995 haben fast 20 000 Menschen ihr Leben nach dem Aufprall auf Bäume verloren.

Die Forscher fordern Verkehrsplaner und Politiker auf, diese Gefahrenstellen an den Landstraßen zu beseitigen. Wirksam wären Schutzplanken, Überholverbote, Kurvenbegradigungen sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h in Alleen mit konsequenter Tempoüberwachung.