Hamburg. Wird ein Autofahrer geblendet, erkennt er ein Hindernis später, reagiert also im Zweifelsfall zu spät. Ergebnis: ein erheblich längerer Anhalteweg. Je nach Helligkeit der Umgebung und Alter des Fahrers kommen da schnell zehn Meter und mehr hinzu, bevor das Fahrzeug steht. Blendung stellt deswegen nicht nur eine unangenehme Störung dar, sondern ein Risiko.

In Deutschland geschieht jeder vierte Unfall bei schlechten Sichtverhältnissen und in der Nacht. Blendung durch die Spiegel ist also mehr als ein Komfortproblem. Sie beeinträchtigt die Sicherheit. Vor diesem Hintergrund hat der TÜV Rheinland in einer Studie das Verhalten von mehr als 3000 Autofahrern in Deutschland, Großbritannien und Frankreich untersucht. Und kam dabei erstaunlichem und nur auf den ersten Blick amüsantem Verhalten von Autofahrern auf die Spur. So trägt fast jeder zehnte Brite nachts eine Sonnenbrille, um die Blendung von Innen- und Außenspiegeln zu vermeiden. In Deutschland und Frankreich greifen nur halb so viele Autofahrer zu dieser absonderlichen Technik. Den mühsamsten Weg wählen die Franzosen. Drei von vier verstellen den Innenspiegel mit der Hand. Jeder Dritte dreht nachts den Außenspiegel so, dass er nicht geblendet werden kann - aber auch nichts mehr sieht.

Viele Autofahrer drehen den Kopf weg, versuchen, an den Spiegeln vorbeizusehen oder verändern die Position ihres Körpers auf dem Sitz so, dass Licht aus den Spiegeln nicht ihre Augen trifft. Immerhin fast acht Prozent reagieren gar nicht und lassen sich blenden. Diese Gruppe geht ein besonders hohes Risiko ein. Je dunkler die Umgebung ist, desto heftiger reagiert das Auge auf plötzlich auftreffendes Licht. Mit zunehmendem Lebensalter braucht das Auge anschließend immer länger, um wieder im Dunkel ebenso gut sehen zu können wie vor der Blendung. Blaues Licht, wie es zum Beispiel Xenon-Scheinwerfer aussenden, blendet dabei besonders intensiv.