Als Packesel und Familienkutsche war der kleine Italiener in ganz Europa unterwegs.

Hamburg. "Ich lieferte Ihnen unter Zugrundelegung der Verkaufs-, Lieferungs- und Garantiebedingungen der Fiat / Neckar Automobil AG Heilbronn ein Stück Fiat Cabriolimousine, Typ 500 Standard zum Preis von DM 3077, inklusive Heizung und Kraftfahrzeugbrief." So steht es in der Rechnung vom 13. April 1960, die Reinhard Heine aus Hamburg dem Hamburger Abendblatt geschickt hat, nachdem die Leser aufgerufen waren, ihre ganz persönlichen Erinnerungen mit dem italienischen Kleinwagen aus früheren Jahrzehnten zu schildern.

An diesem Wochende steht nun die Neuauflage des Fiat 500 bundesweit bei den Händlern. Anlass für die Hamburger Fiat Niederlassung am Nedderfeld, in einer kleinen Ausstellung an den Vorgänger zu erinnern. Mehr als 40 Liebhaber des kleinen "Hutschefiedel" (der Kosename war offenbar bei vielen Besitzern üblich) haben ihre Erlebnisse mit dem kleinen Italiener zu Papier gebracht und in alten Fotoalben gekramt. Die Mühe wurde für einen Einsender mit einem Wochenende im Kempinski Grand Hotel Heiligendamm belohnt: Gewonnen haben Holger und Margret Schmidt.

An einen Benzinpreis von 53 Pfenning pro Liter kann sich Beate Hardenack aus Glinde erinnern, als sie mit 19 Jahren einen ockergelben Fiat 500 von ihrem Großvater vorfinanziert bekam, da ihre Mutter nicht begeistert war, wenn sie den Familien-VW nahm.

Richtig bepackt wurde der Kleinwagen von Eckhard Wyrowski, der sich 1965 einen gebrauchten Fiat 500 zugelegt hatte. Wie er uns schrieb, sei er mit vier Personen und einem Baby sowie einem Kinderwagen auf dem Dachgepäckträger zu vielen Ausflügen mit dem Wagen gestartet.

Verstaut wurde der kleine Wagen in einem Möbelwagen, als Renate Schulz-Kiesow von Passau nach Hamburg Anfang der siebziger Jahre umzog und man "mit dem bloßen Finger wie bei einer Sahnetorte durch den Fahrzeugboden Löcher bohren konnte", wie sie uns in ihrem Brief schrieb. Auf große Fahrt gingen 1968 Burkhard Lange und seine Freundin. Mit ihrem roten Fiat 500 fuhren sie 6200 Kilometer durch Schweden bis nach Hammerfest. Zwei Personen mit Zelt und einem aufblasbaren Paddelboot, so machten sich die damals 24-Jährigen auf die weite Reise, die "bis heute unvergessen ist".

Angst bekam dagegen die etwas beleibte Tante aus Amerika von Ilse Schrader aus Hamburg. Die Tante, die damals vom Schiff in Bremerhaven abgeholt wurde, meinte, dass es gefährlich sei, mit so einem Auto in den USA zu fahren. Aber Ilse Schrade konnte sie beruhigen, denn sie "hätte auch nicht vor, mit ihrem Fiat nach Amerika zu kommen". Sorgen machte ihr aber die im Winter recht kälteempfindliche Batterie. Also nahm Ilse Schrader sie abends mit Hilfe eines Drahtgestells mit in die Wohnung - bis die Plastikummantelung eines Tages während der Fahrt glühte und der ganze Wagen heftig stank.

"Man bekam überall einen Parkplatz" lobt Dorothe Pokrandt die Dimensionen des Wagens, "außerdem konnte man die Kinder auf dem Rücksitz vom Vordersitz aus sehr praktisch mit Schnuller und Flasche versorgen".

Neben dem neuen Fiat 500 sind die eingeschickten Fotos und Berichte noch eine Woche lang in der Niederlassung am Nedderfeld zu betrachten.