Gemeinsam mit einigen befreundeten Rennsportfans restaurierte Michael Krohn seinen Daren MK.3 - und steuert den seltenen Boliden demnächst beim Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring.

Hamburg. Mehr als hundert Gäste haben sich im Garten von Michael Krohn und seiner Frau Uschi Iden in Duvenstedt versammelt. Bei bester Stimmung gibt es Grillwürstchen und Bier vom Fass. Plötzlich öffnet sich das weiße Garagentor. Ein verdecktes Fahrzeug wird herausgeschoben. Die Besucher raunen, der Besitzer atmet auf - endlich. Nach drei Jahren Bauzeit, Rückschlägen und Momenten voller Ratlosigkeit feiert der Daren MK.3 ein Roll-out. Hörprobe gefällig? Ein Tritt aufs Gaspedal, und aus den Edelstahlschalldämpfern ertönt das erste öffentliche Grummeln des Motors.

Rennwagen der Marke Daren sind rare Einzelstücke. Lediglich 25 Exemplare des aus Großbritannien stammenden Fahrzeugs wurden seit 1967 gebaut. Der MK.3 trat in den 70er-Jahren beispielsweise gegen Kleinserienfahrzeuge wie Chevron, Lola und March in Rennen wie den "24 Stunden von Le Mans" an.

Nicht mit einem Daren, sondern mit einem selbst hergerichteten BMW begann 1972 die Rennkarriere von Michael Krohn. Nach knapp drei Jahren war allerdings erstmal Schluss: Dem Motorsportler fehlten für sein kostenintensives Hobby ganz einfach die Sponsoren. So folgten 15 Jahre Zwangspause. Doch Michael Krohns Rennsportbegeisterung blieb. Und er sagte zu, als ihm ein Freund Anfang der 90er-Jahre eine Rennbeteiligung anbot.

Ein Freund war es auch, der ihn mit seiner wohl schwierigsten Motorsport-Herausforderung bekannt machte. 1999 bekam er den Tipp, dass ein Daren MK.3 zum Verkauf stünde. "Es funkte sofort", erinnert sich Krohn an das erste Zusammentreffen mit dem Boliden. Zu diesem Zeitpunkt fuhr der Duvenstedter aber noch Rennen mit einem Porsche 993. Als das Fahrzeug 2004 tatsächlich verkauft wurde, sollte der Daren eine zweite Chance bekommen. Krohn kontaktierte den Besitzer - und erhielt prompt einen Dämpfer. Nur zwei Wochen zuvor hätte der englische Rennwagen den Eigentümer gewechselt, lautete die Antwort. Sollte sein Restaurations-Traum damit ausgeträumt sein? Keinesfalls. Krohn bearbeitete den Vorbesitzer so lange, bis dieser ihm den Wagen doch noch überließ.

Innerhalb weniger Wochen startete Krohn das neue Projekt. Die ehemalige Werkstatt seines Schwiegervaters funktionierte er zur Schrauberzentrale um. Nahezu täglich nach Feierabend und an den Wochenenden widmete er sich seiner "roten Flunder". Dann - nach nochmaliger Prüfung - der Schock: Das Traumauto war bis auf Motor und Getriebe doch nicht mehr restaurierbar. "Eine Katastrophe", erinnert sich der 53jährige. "Karosserie und Rahmen befanden sich in einem jämmerlichen Zustand. Der linke Flügel war drei Zentimeter breiter als der rechte."

Krohn beschloss, den Wagen komplett neu aufzubauen. Ein Vorhaben, das in dieser Größenordnung ohne die Hilfe Dritter kaum möglich ist. Andere Rennsportbegeisterte um wurden um Unterstützung gebeten.

So goss Matthias von Corvin die von Krohn vorbereitete Polyesterkarosserie. Bei Statikfragen half Klaus Zetsche, technische Hilfestellung gab es von Dieter Riegel, der auch Getriebe und Radnaben fit machte. Die Instandsetzung des Motors wäre ohne Kfz-Meister Dieter Rothe kaum möglich gewesen. Und Lackierer Bernd Schmidt griff tatkräftig ein, indem er die Hülle des Rennwagens glättete und die Lackierarbeiten erledigte. Das Zuschneiden und Einpassen der Blechverkleidungen besorgte Sohn Kevin.

Einen Großteil der Aufgaben erledigte der Besitzer aber in Eigenregie: So fertigte er Rahmen, Fahrwerk, Bremsanlage, Schaltkulisse und -gestänge an. Auch Wasser- und Ölkühlung sowie die Kraftstoff- und Feuerlöschanlage sind Michael Krohns Werkstück. Besonders wichtig war es, dass sämtliche Maße und Schrauben am Fahrzeug den Zollmaßen englischer Fahrzeuge entsprechen. Um das zu gewährleisten, bestellte der Bastler diverse Gelenke und andere Ersatzteile in Großbritannien. 3000 Arbeitsstunden später war der Daren MK.3 wie neu und fahrbereit. Über die Kosten schweigt sich der Besitzer aus. Einige technische Details zum Wagen: Der 2-Liter-Motor leistet 300 PS und beschleunigt den 480 Kilo leichten Renner in vier Sekunden auf Tempo 100 und auf maximal 300 km/h.

Doch Zeit zum Zurücklehnen hat Michael Krohn nicht. Nach etlichen Testfahrten mit Fahrwerksabstimmung und der Abnahme durch den Deutschen Motorsportbund startet er im August beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring. Anschließend will er seinen MK.3 mit Lichtanlage und einem größeren Tank ausrüsten, um an Langstreckenrennen teilzunehmen.

Krohns Zwischenbilanz: "Das faszinierende am Rennsport ist, dass man nie fertig wird."