Wegen der Schadstoffbelastung der Luft planen einige Großstädte jetzt spezielle Umweltzonen - Hamburg noch nicht dabei.

Hamburg. Der 1. März ist ein wichtiges Datum für alle Autofahrer in Deutschland - auch wenn sich viele dessen nicht bewusst sind. An diesem Tag tritt nämlich bundesweit die sogenannte Feinstaubverordnung in Kraft. Sie geht zurück auf eine EU-Richtlinie zur Verbesserung der Luftqualität, wonach die Belastung mit Feinstaub den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur an höchstens 35 Tagen im Jahr überschreiten darf. Um Fahrverbote in betroffenen Innenstädten für Pkw, Lkw und Busse mit hohen Schadstoff-Emissionen aussprechen zu können, beschloss die Bundesregierung eine Plakettenverordnung. Diese regelt, welche Fahrzeuge mit welcher der drei Plaketten in den Farben Rot, Gelb und Grün sich künftig in ausgewiesenen Umweltzonen bewegen dürfen. Für die Besitzer älterer Autos besteht aber kein Grund zur Panik: Vorerst geschieht in der Praxis noch wenig - und die Zahl der betroffenen Fahrzeuge wird von Experten recht unterschiedlich beziffert.

Laut dem ADAC planen München, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin, Köln und Frankfurt die Einrichtung von Umweltzonen. In Hamburg ist das dagegen derzeit kein Thema. "Im bundesweiten Vergleich der Luftqualität steht Hamburg nach wie vor sehr gut da. Es sind deshalb in absehbarer Zeit keine Umweltzonen geplant", bestätigt Volker Dumann, Pressesprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Einer der Gründe: Die Hansestadt liegt in einem Westwind-Korridor, die hier gemessenen Feinstaub-Werte liegen etwa zehn Prozent unter dem Bundesschnitt. Laut der Umweltbehörde sind die Feinstaub-Immissionen in Hamburg seit 1982 sogar um 45 Prozent gesunken. Außerdem hat man bei einer Ausweisung von Verbotszonen die Befürchtung, der Verkehr könnte sich von den betroffenen Bereichen in Wohngebiete verlagern. Im Hamburger Stadtgebiet gibt es 12 Messstationen. Am häufigsten wurde der EU-gültige Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in den vergangenen beiden Jahren an der Habichtstraße überschritten - jeweils an 45 Tagen. Seit Jahresanfang 2007 wurde der Wert dort bisher einmal erreicht.

Dumann verweist im Zusammenhang mit der Feinstaub-Diskussion auch auf einen Aktionsplan für Hamburg, der zusätzliche Maßnahmen beim Umweltschutz vorsieht, etwa die verbesserte Abgasreinigung im öffentlichen Nahverkehr. So hat die Hochbahn ihren Bus-Fuhrpark inzwischen weitgehend mit Dieselpartikelfiltern nachgerüstet, um so die Emissionen zu senken. Auch die Steuerung der Ampeln soll verbessert werden, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen.

Nach der Ausweisung von Umweltzonen in deutschen Großstädten könnte älteren Autos aber die Zufahrt in absehbarer Zeit verweigert werden. Betroffen sind dann nach Auskunft des ADAC vor allem Dieselmodelle mit Abgasstufe Euro 1 und schlechter (Baujahre vor Mitte der 90er-Jahre) sowie Benziner ohne geregelten Katalysator (vor Anfang der 90er-Jahre), teilweise aber auch ältere Kat-Fahrzeuge. "Es gibt vier Stufen für die Einordnung der Fahrzeuge nach Schadstoff-Emissionen", erklärt Hermann Schenk, Verkehrsexperte der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). Die größten Abgassünder zählen dabei zur niedrigsten Stufe: Sie bekommen keine Feinstaubplakette. Die Fahrt in den Umweltzonen wird ihnen somit grundsätzlich verwehrt. Bei den weiteren Fahrzeugen unterscheidet man zwischen drei Farben. Rot steht dabei für den im Vergleich geringsten Grad der Abgasreinigung, Gelb für mittlere Werte und Grün für die saubersten Fahrzeuge. Laut GTÜ bekommen Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 2 in der Regel eine rote Plakette, die Abgasnorm Euro 3 steht meist für die gelbe Plakette und Grün für Euro 4 oder besser. Das allerdings ist nur eine grobe Einordnung. Welcher Gruppe der einzelne Wagen exakt zugeordnet wird, ergibt sich aus der Schlüsselnummer in den Fahrzeugpapieren. Die Plaketten werden unter anderem von Sachverständigenorganisationen wie GTÜ, TÜV oder Dekra sowie in manchen Werkstätten angeboten - zum Preis von fünf bis zehn Euro. Anzubringen sind die Aufkleber an der Windschutzscheibe.

Vorerst allerdings ist es noch jedem selbst überlassen, ob er sich eine derartige Plakette besorgt. Denn in diesem Jahr wird wohl kaum etwas in Sachen Umweltzonen geschehen. "Dass die Kommunen sofort loslegen, ist nicht zu erwarten", prophezeit ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Zu rechnen sei mit der Einrichtung entsprechender Zonen wohl erst im Jahr 2008. Und ab dann machen die Plaketten Sinn - in den jeweiligen Städten zumindest.

Unterschiedliche Zahlen kursieren darüber, wie vielen Autos die Plaketten gänzlich versagt bleiben. Der ADAC meldet, dass nach aktuellem Stand insgesamt 6,7 Millionen Personenwagen die Anforderungen nicht erfüllen und somit nicht in die als Umweltzonen ausgewiesenen Innenstädte dürfen. Nach Angaben des Bundesumweltamtes sind es jedoch weit weniger, nämlich etwa 0,9 Millionen Diesel-Pkw und 2,3 Millionen Benziner. Die Nachfrage nach den neuen Plaketten ist nach Auskunft der Sachverständigenorganisation GTÜ seit dem 1. Februar aber beträchtlich - die Bevorratung an den Prüfstellen wurde demnach schon "deutlich aufgestockt".