Wichtigste Kriterien: Der Wagen muss viel Platz haben, sicher sein und die Umwelt nicht belasten.

Hamburg. Französische Autohersteller wissen, wie sie eine Frau schwach machen. Mit Gefühl und Humor - verpackt in Werbung, die alles, nur bitte kein Auto zeigt. Wenn Frau das bekommt, dann kauft sie - selbst ein Auto. 522 749 weibliche Autobesitzer (und damit fast die Hälfte aller Halter) zählte Peugeot Anfang des Jahres hierzulande. Bei Renault liegt die Halterinnenquote bei 38 Prozent. Bei deutschen Marken hat es dagegen weniger gefunkt: Nur jeder fünfte BMW und Audi hat im Fahrzeugschein eine Frau als Halterin eingetragen.

Eine beim Crashtest platzende Weißwurst und paarungsfreudige Marienkäfer in der TV-Werbung scheinen dem weiblichen Geschmack zu entsprechen. Was ihm zuwider ist: Einfach nur ein Auto, das ein cooler Typ in einer kargen Umgebung (meist Wüste oder Gebirge) fährt. "Ganz schlimm wird es mit technischen Details oder Kraftausdrücken", sagt Professorin Doris Kortus-Schultes vom Kompetenzzentrum Frau und Auto der Hochschule Niederrhein. Männer wollen ein Auto kaufen, das mindestens genauso männlich ist wie sie selbst. Frauen wollen am liebsten gar nicht daran erinnert werden, dass sie "nur" ein Auto kaufen. "Wenn eine Frau ins Autohaus kommt, ist es ein Notfall", berichtet Carola Römer von Römer Motors (Münster) aus Erfahrung.

Dabei steigt die Zahl weiblicher Halter kontinuierlich. Waren es vor rund 20 Jahren noch 16 Prozent, sind heute 30 Prozent aller Fahrzeughalter Frauen. Besonders groß ist die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen. Für Prof. Doris Kortus-Schultes eine Folge gesellschaftlicher Veränderungen: "Frauen haben immer bessere Bildungs- und Berufschancen. Sie profitieren vom Wandel zur Wissensgesellschaft, in der es mehr Dienstleistungs-, also typische Frauenjobs gibt."

Gleichzeitig stiegen die Anforderungen, die gerade junge Frauen an sich selbst stellten. "Sie wollen gut aussehen, viele Freunde haben, im Beruf voran kommen. Sie wollen nicht mehr nur Mutter oder Chefin sein. Sie wollen beides und ein Auto, das diesen Anforderungen entspricht", sagt die Professorin.

Frauen ist die Farbe des Wagens zumeist egal. "Männern ist es sehr wichtig, ob ein Auto schwarz oder grün ist. Sie meinen, dass eine bestimmte Marke nur in einer bestimmten Farbe gut aussieht", sagt Carola Römer. "Frauen betrachten das Auto als Gebrauchsgegenstand und Basislager. Es muss Platz für den Kinderwagen, die Einkäufe und den Golden Retriever bieten. Es muss, wenn es denn schon so viel kostet, auch allen Bedingungen entsprechen." Viel Platz haben, im Verhältnis zur Leistung nicht zu viel kosten, sicher sein, die Umwelt nicht belasten, wenig Kraftstoff verbrauchen.

Sport- und Geländewagen, Cabrios und Limousinen kommen Frauen deshalb seltener in die Garage. In einer Studie des Kompetenzzentrums für den Internet-Fahrzeugmarkt "mobile.de" gaben 53 Prozent der Befragten an, einen Klein- oder Kompaktwagen zu bewegen. Jede siebte Frau äußerte übrigens die Absicht, im kommenden halben Jahr ein Auto zu kaufen. Und wenn heimische Marken dann wieder einen Korb bekommen? "Sie haben es nicht besser verdient", sagt die Professorin. "Frauen sind die Zielgruppe von morgen. Das hat die deutsche Autoindustrie wohl nur noch nicht erkannt."