Nächste Generation hat sparsamere Motoren, bietet mehr Platz und parkt automatisch ein.

Arjeplog. Dieser Schuss muss sitzen: Kein Auto ist für Opel wichtiger als der Astra - erst recht in Zeiten der Krise. Denn nur wenn der Nachfolger für das meistverkaufte Modell genauso gut ankommt wie das neue Flaggschiff Insignia, können die Hessen die Kunden bei der Stange halten und all jene Lügen strafen, die seit Wochen am Nachruf auf den Autobauer schreiben. Zwar dauert es bis zur Premiere auf der Frankfurter IAA noch gut fünf Monate, und in den Handel kommt der Hoffnungsträger erst zum Jahresende. Doch seine Feuertaufe hat er bereits hinter sich: Im arktischen Eis Nordschwedens, auf den zugefrorenen Seen von Arjeplog am Polarkreis, musste sich der Hoffnungsträger letzten Abstimmungsfahrten des Vorstands stellen.

"Der Astra ist das mit Abstand wichtigste Auto für uns, das ist unsere Kernkompetenz", sagt Opel-Chef Hans Demant mit einem neugierigen Blick auf die beiden wild getarnten Prototypen. Kaum sitzt er am Steuer des Erlkönigs und hat die ersten Kilometer abgespult, ist die Spannung wie verflogen. Mit jeder Minute liegen die Rüsselsheimer Sorgen weiter hinter ihm. Denn dieses Auto macht ihm Mut im ewigen Duell mit dem Golf, der seit jeher die Zulassungsstatistik dominiert. Vor allem das ausdrucksstarke Design werde den Kunden gefallen, glaubt Demant und bittet noch um einen kurzen Vertrauensvorschuss: Denn viel mehr als die sportlichen Silhouette und die markanten Lichter des Topmodells kann man unter dem Schachbrettmuster des Tarnkleids noch nicht erkennen.

Auch im Innenraum hat Opel einen riesigen Schritt gemacht, sagt Demant und lüftet den Schleier, der sonst bei den Testfahrten oft noch die Armaturentafel verhüllt: Zwar sind die meisten Schalter, Hebel und Konsolen noch handgefertigt und wackeln in ihren Halterungen wie ein Milchzahn im Kinderkiefer, die Kontrolllampen im vornehmen Kombiinstrument blinken wie in einer Diskothek und den Oberflächen fehlt noch die typische Narbung. Doch lässt schon dieses Vorserienmodell den neuen Stil erkennen: Wie im Insignia läuft die Instrumententafel förmlich aus der Tür heraus durchs ganze Cockpit und schmiegt sich um die Gäste in der ersten Reihe. Außerdem ist die Frontscheibe soweit nach vorn gerückt, dass es hinter den Außenspiegeln noch für zwei kleine Dreiecksfenster reicht. So geräumig wirken nicht viele Autos in dieser Klasse. Darauf können sich endlich auch einmal die Hinterbänkler freuen. Weil der Radstand etwas gewachsen ist und die Dachverkleidung zwei unkonventionelle Dellen über den Köpfen hat, ist der Fond auch für erwachsene Passagiere keine Strafbank.

Dazu gibt es eine technische Aufrüstung sondergleichen: So übernimmt der Astra vom Flaggschiff Insignia das "Opel Eye", das bei der Spurführung hilft und Verkehrszeichen lesen kann, sowie die intelligenten Scheinwerfer mit situationsgerechter Lichtverteilung. Und wie der Konkurrent Golf kann er künftig automatisch einparken. Auch bei den Motoren fühlt sich Demant der Konkurrenz aus Wolfsburg gewachsen. So werde es für den Astra natürlich wieder eine Ecoflex-Sparversion geben, und sparsame Turbo-Direkteinspritzer stehen ebenso auf dem Plan.

Punkten will man gegenüber dem ewigen Dauerbrenner aus Wolfsburg auch mit dem Fahrverhalten, das von einer neuen Hinterachse und dem variablen Dämpfersystem Flexride lebt. All das stimmt Opel-Chef Demant zuversichtlich: "Mit dem alten Astra sind wir dem Golf schon sehr nahe gekommen. Mit dem neuen Astra werden wir vorne sein."