Gerade in diesen Zeiten kann sich der Einstieg bei günstigen Wagen lohnen. Klassiker wurden in den letzten 50 Jahren immer wertvoller.

Essen. Es kriselt, die Banken sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Wer sollte in so einer Situation noch an Oldtimer denken? An Autos, die zwar schön anzusehen sind, aber weder als technisch auf der Höhe der Zeit noch als alltagstauglich gelten.

Es gibt dennoch eine Menge Leute, die sich gerade jetzt mit Oldtimern beschäftigen. Denn ein altes Auto gilt nicht nur als schick, sondern auch als Wertanlage. Der Wert von automobilen Klassikern ist immer wieder ein Thema: Zum Beispiel wenn alljährlich beim Concours d'Elegance im kalifornischen Pebble Beach bis zur Perfektion restaurierte Edel-Mobile vorgeführt werden. Immer wieder wird auch über Auktionen berichtet, bei denen ein historischer Ferrari für mehrere Millionen Euro den Besitzer wechselt. Eines der jüngsten Beispiele war ein lange verschollener Bugatti, dem ein unglaublicher Wert nachgesagt wurde. Doch wie ist es heute, in Krisenzeiten, die Teile der Autobranche in Bedrängnis bringt? Und wo man bei alten Autos zuerst an 2500 Euro Abwrackprämie denkt?

Tatsächlich tut sich auch auf dem Oldtimermarkt einiges, das vor dem Hintergrund der Krise geschieht - nur eine Oldtimer-Krise existiert nicht. "Es gibt eine Flucht in die Sachwerte", sagt Dieter Ritter, Oldtimer-Fachmann des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Menschen, die das Vertrauen in Wertpapiere verloren haben, versuchten, ihr Geld in Dinge zu investieren, bei denen man von einem Werterhalt oder gar einer Wertsteigerung ausgehen kann - wie alte Autos. Auch die Organisatoren der weltgrößten Oldtimer-Messe Techno-Classica in Essen, die am morgigen Sonntag endet, sind trotz Autokrise zuversichtlich: Rund 2500 Klassiker werden in diesem Jahr ausgestellt und teils zum Verkauf angeboten - so viele wie noch nie zuvor.

Allerdings gibt es bei Oldtimern derzeit unterschiedliche Bewegungen. So werden gute Autos weiterhin zu stattlichen Preisen angeboten und gekauft. "Bei den wirklich guten Fahrzeugen sind die Preise sogar gestiegen", sagt Frank Wilke vom Marktbeobachter Classic Data in Castrop-Rauxel.

Anders sieht es dagegen bei den Youngtimern in durchschnittlichem Zustand aus - Wilke nennt als Beispiel Fahrzeuge wie die 02-Reihe von BMW, einen Opel Ascona oder den britischen Roadster-Klassiker MG B. "Hier ist als Verkäufer im Augenblick nur über den Preis etwas zu machen." Zu Bemerken ist laut Wilke aber auch, dass in der aktuellen Situation vor allem Kenner kaufen. "Neukunden im Oldtimer-Bereich gibt es wenige." Tatsächlich aber könnte gerade der Einstieg bei günstigen Autos Sinn haben. Denn dass die Verkäufer sich bei den Preisen nachgiebig zeigen müssen, kann für Käufer nur gut sein: "In diesem Zusammenhang muss man nicht vor einem Kauf warnen."

Wer einen hochwertigen Oldtimer vom renommierten Klassiker-Händler sucht, kann es schwer haben. "Bei einigen Händlern ist das Angebot reduziert", sagt Dieter Ritter. Was eben auch damit zusammenhängt, dass manche Besitzer ihren Oldtimer gerade jetzt nicht abstoßen. Vielmehr wird er eben als sicheres Kapital behalten. Wie vielseitig das Thema Oldtimer sein kann, erklärt Oldtimer-Experte Johann König vom ADAC: "Es kann passieren, dass der eine oder andere Sammler Fahrzeuge verkaufen wird - einfach aus dem Grund, dass er das Geld braucht."

Einig sind sich die Fachleute, dass der Oldtimer auch in Zukunft eine lukrative Geldanlage sein wird. "In den vergangenen 50 Jahren sind die Preise für Oldtimer immer gestiegen", so Frank Wilke. Zwar habe es zeitweise auch Einbrüche gegeben. "Aber der Wert ist dann immer wieder angestiegen, und zwar auch über das vorherige Niveau."

Wie hoch der Zuwachs ist, hängt vom Fahrzeug und vom Umgang ab. "Nach unseren Erfahrungen liegen die Wertsteigerungen jährlich bei etwa fünf bis acht Prozent", sagt Dieter Ritter. Aber dieser Durchschnitt bedeute nicht, dass es jedes Jahr bergauf gehe. Johann König vom ADAC weist darauf hin, dass "man immer damit rechnen muss, dass es einmal keine Wertsteigerung gibt." Außerdem ist noch an weitere Punkte zu denken: Wer den Klassiker häufiger auf der Straße bewegt, hat zusätzliche Kosten für Unterhalt, Betrieb und Wartung. Außerdem kommt es zu Abnutzung und Gebrauchsspuren, die wiederum den Wert drücken können. Im Endeffekt geht es eben darum, ob ein altes Auto wirklich nur als Investition angesehen wird - oder ob es auch um die Oldtimer-Liebhaberei geht, bei der dann eine mögliche Wertsteigerung zweitrangig ist.


Die Techno-Classica gilt als weltgrößtes Handelszentrum für klassische Fahrzeuge. Die Messe in Essen ist für Besucher noch bis zum 5. April geöffnet. Eintritt: 20 Euro. Internet: www.techno-classica.de