Weder mit Kaffee oder Pfefferminz, Mundwasser und Energiedrinks lassen sich Testgeräte austricksen.

Hamburg. Zwei Gläser Wein mit Freunden am Abend trinken und dann noch Autofahren? Mancher denkt in solchen Situationen über sogenannte Alkoholkiller nach - Hausmittelchen, die den Promillewert schnell wieder senken sollen. Der Österreichische Automobil- und Touringclub (ÖAMTC) hat jetzteinige dieser "Helfer" wissenschaftlich getestet. Ergebnis: Weder mit Kaffee oder Energiedrinks, Mundwasser oder Pfefferminzbonbons lassen sich geeichte Alkoholtester austricksen. Keines dieser Mittel kann den Alkohol vertreiben oder reduzieren.

Als Irrtum hat sich dabei der Glaube erwiesen, Mundwasser wirke gegen Alkoholgeruch. Denn der Alkoholwert im Atem stieg kurzfristig sogar auf 3,6 Promille. Grundsätzlich erregt ein intensiver Spearmint-Geruch in jedem Fall Verdacht, warnten die am Test beteiligten Polizisten. Demnach lässt sich auch mit einem Pfefferminzbonbon die Alkoholfahne nicht verschleiern. Falsch ist auch die Annahme, Kaffee oder Energiedrinks machen nüchtern. Stattdessen regen beide Getränke die Magendurchblutung und damit die Aufnahme des Alkohols an. "Kohlensäure beschleunigt den Vorgang weiter", erklärt Mediziner Heimo Vedernjak.

Auch die Ausrede, alkoholgefülltes Konfekt sei Schuld am Promillewert, hilft bei einer Verkehrskontrolle nicht. Drei zerkaute Schnapspralinen ließen zwar den Alkoholwert in Mund und Rachen auf über drei Promille steigen, innerhalb von wenigen Minuten sank er aber wieder auf Null. Anders verhält es sich beim Tricksen mit Eiswürfeln. Das Testgerät ist tatsächlich durch den eiskalten Atem beeinflussbar. Doch praktikabel ist das nicht, denn wer schafft es schon, den Mund voller Eiswürfel zu nehmen, nebenbei mit dem Polizisten ganz normal zu sprechen und auch noch mit voller Kraft ins Röhrchen zu blasen?

Grundsätzlich weisen die Tester darauf hin, dass die gemessene Promillezahl nicht unbedingt etwas über die tatsächliche Verkehrstüchtigkeit aussagt. Gerade wenn man nicht regelmäßig Alkohol trinkt, können schon bei den kleinsten Mengen die Auswirkungen verheerend sein.

Als untauglich haben sich bei einem Test auch Alkohol-Selbsttestgeräte erwiesen. Zum Preis zwischen zwei und 50 Euro werden sie beispielsweise im Internet angeboten. Sechs dieser Geräte mussten gegen einen geeichten Alkomaten der Polizei antreten. "Das Ergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternd. Die Promillewerte weichen teilweise enorm vom tatsächlichen mit dem Alkomaten gemessen Wert ab", sagt Verkehrspsychologin Dora Donosa. Bei einer Testkandidatin (31 Jahre, 1,70 Meter, 57 kg) betrug die Abweichung zwischen Selbsttestgerät (0,5 Promille) und dem Alkomaten (1,28 Promille) sogar 0,78 Promille. Die Hersteller dieser Geräte halten sich im Ernstfall allerdings schadlos und stellen in ihren Bedienungsanleitungen klar: "Der Alkoholtester kann nicht verbindlich dazu herangezogen werden, um festzustellen, ob eine Person nach dem Genuss von Alkohol dazu in der Lage ist, ein Fahrzeug zu lenken."

Unterschiede zeigten sich beim Alkotest zwischen den Geschlechtern. Während beide männlichen Testpersonen nach dem Alkoholkonsum noch unter der gesetzlichen 0,5-Promille-Grenze lagen, hätten die weiblichen Probandinnen ihren Schein nach der gleichen Menge Alkohol schon eingebüßt: Die Testerinnen hatten beide bereits einen Wert von über 1,1 Promille. Expertin Donosa: "Die geprüften Geräte sind nicht mehr als ein Partygag. Sie geben lediglich darüber Auskunft, dass Alkohol getrunken wurde; über den tatsächlichen Promillewert lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen."