Rekord: Kerstin Emmerichs aus Hamburg ist bundesweit die beste Verkäuferin der Kultmarke.

Hamburg. Sie scheint auf alles eine Antwort zu haben: Der Macho, der augenscheinlich nur widerwillig ein Auto bei einer Frau kauft, wird überzeugt. "Ich habe technisch mehr Ahnung." Bedenken, dass der Mini zu klein sei, zerstreut sie mit einer Anekdote: "Ich habe darin neulich eine Waschmaschine transportiert." Und dem Einwand von Männern, der Mini sei doch ein typisches Frauenauto, begegnet sie mit Fakten: "Der Mini Cooper S fährt mit 163 PS mehr als 200 Stundenkilometer - und das ist ja wohl sehr männlich!" Kerstin Emmerichs versteht ihren Job als Verkaufsberaterin für Mini. "Mein Erfolgsgeheimnis ist meine Natürlichkeit" sagt sie. "Und Ihre Glaubwürdigkeit", ergänzt ihr Chef Joachim Gebauer, Leiter Gesamtverkauf bei der BMW Group Niederlassung in Hamburg. Vermutlich beides hat die 31-Jährige, die aus einem kleinen Ort bei Lüneburg stammt, zur erfolgreichsten Mini-Verkäuferin Deutschlands gemacht. Im vergangenen Jahr hat sie 115 Stück verkauft - eine Zahl, für die sie von den (männlichen) Kollegen kräftig beneidet wird. "Für den Mini sind tendenziell eher weibliche Verkäufer geeignet", glaubt Joachim Gebauer. "Sie können das Auto besser kommunizieren." Dennoch sind Frauen in der Autobranche immer noch in der Minderheit. Ein Problem? "Im Gegenteil", glaubt Kerstin Emmerichs. "Wenn ich in der Werkstatt etwas repariert haben möchte, bekomme ich das meist schneller als die Männer", sagt sie mit einem Lächeln, welches in der besagten Situation wohl auch die Mechaniker zur Eile treibt. "Frauen sind sehr wichtig für das Betriebsklima", so Joachim Gebauer. Und: "Viele möchten eine weibliche Ansprechpartnerin beim Autokauf." In Zukunft will die BMW Niederlassung daher auch im Service-Bereich verstärkt auf weibliche Mitarbeiter setzen. Kerstin Emmerichs' Weg in die Autobranche war quasi vorgezeichnet. "Schon mit 16 habe ich Autos geschraubt." Das klingt so selbstverständlich, als ob kein Mädchen in dem Alter auf eine andere Idee käme, als die Freizeit ölverschmiert im Blaumann zu verbringen. Schuld war damals ihr Freund. Der war älter ("das war bei uns auf dem Land so") und hatte oft Autos, die repariert werden mussten. Auch im Elternhaus waren Autos immer ein Thema. Etwas Handwerkliches sollte es also nach der Schule sein. Doch zunächst machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin und arbeitete zwei Jahre in dem Beruf. Dann wollte Kerstin Emmerichs doch eher in die kaufmännische Richtung: Textilkauffrau bot sich an. Doch um die Wartezeit zu überbrücken, heuerte sie bei einer Versicherung an - und blieb dort sechs Jahre. Ihr eigentliches Ziel mit den Autos hatte sie indes nicht aus den Augen verloren. Schließlich machte sie 1998 bei einem kleinen VW-Händler in Glinde ihre Ausbildung zur Juniorverkäuferin, wechselte dann zu einem Hamburger Autohaus. Dort gefiel es ihr eigentlich sehr gut. Doch dann spürte sie das, was sie so umschreibt: "Man muss Mini im Blut haben." Und das hat sie. "Mit 18 hatte ich meinen ersten Mini und bin seitdem nicht mehr davon losgekommen." Keine Frage, welches Auto sie bei ihrer Hochzeit fuhr. Von dem Mann ist sie inzwischen geschieden. "Aber mit dem Mini bin ich noch immer verheiratet." Ein typisches Frauenauto, da sind sich Kerstin Emmerichs und Joachim Gebauer einig, ist der Mini nicht. Aber ein anderes "Klischee" halten beide für durchaus zutreffend: Der Mini hat einen hohen Flirtfaktor. "Klar", grinst Kerstin Emmerichs, und gibt Lebenshilfe in Sachen problemloser Kontaktaufnahme: "Entweder man geht mit dem Hund an der Alster spazieren - oder man fährt Mini."