Caprio-Coupés: Das von Mercedes wiederentdeckte Prinzip nutzen nun andere Hersteller

Hamburg. Wer künftig mit seinem neuen Cabrio oder Roadster punkten möchte, der braucht statt des herkömmlichen Stoffverdecks offensichtlich ein Klappdach aus Stahl und Glas. So kann der Fahrer je nach Lust und Lufttemperatur zwischen freizügigem Open-Air-Vergnügen und gut verpackten Coupe-Freuden entscheiden. Vorgemacht hat das Mitte der neunziger Jahre der Mercedes SLK, der als erster Wagen der Neuzeit eine stählerne Haube zur Schau stellte. Mittlerweile jedoch hat das Konzept bereits eine ganze Reihe erfolgreicher Nachahmer gefunden. So nehmen der Mercedes SL und der Lexus SC 430 den Reichen dieser Welt die Qual der Wahl zwischen Coupe und Cabrio. Peugeot hat die Technik mit dem 206 CC erstmals auch im Kreis der bezahlbaren Viersitzer etabliert - und damit aus dem Stand den Sprung auf Platz eins der Cabrio-Hitliste geschafft. In diesem Sommer wird die Auswahl noch einmal größer. Denn jetzt wagt die Löwenmarke mit dem 307 CC auch den Sprung in die Golf-Klasse. Renault kontert darauf mit einem Cabrio-Coupe in der neuen Megane-Familie, das im Spät-herbst an den Start gehen wird. Dabei betreten beide Marken technisches Neuland, weil die Distanz zwischen Verdeckkasten und Frontscheibe größer ist als je zuvor: Erstmals überspannt das variable Hardtop vier Sitzplätze, die ihren Namen auch verdienen. Und dennoch bleibt sogar bei geöffnetem Dach im Kofferraum noch Platz für mehr als vier Zahnbürsten. Besonderer Clou bei Renault: Das Dach ist - bis auf den Rahmen - nicht aus Metall gefertigt, sondern aus vier Millimeter dickem Spezialglas; der Bereich der Heckscheibe ist beheizbar. Hergestellt wird diese Konstruktion bei Karmann in Osnabrück. Aber selbst jenseits der Kompaktklasse stößt die neue Verdecktechnik nicht an ihre konstruktiven Grenzen. So hat der finnische Zulieferer Valmet zuletzt auf dem Genfer Salon unter Beweis gestellt, dass auch ein Modell der gehobenen Mittelklasse wie etwa der Volvo C70 oder der offene Dreier BMW mit einem festen Verdeck ausgestattet werden können. Und als besonderen Blickfang zeigten die Finnen sogar einen neuen Ford Thunderbird, dessen Dach aus Glas und Stahl sich per Handy-Steuerung in wenigen Sekunden elektrohydraulisch hinter die Sitze falten lässt. Die nächsten Premieren werden aber vermutlich doch erst noch einmal eine oder zwei Nummern kleiner ausfallen. Denn schon bald wird es wohl den neuen Nissan Micra als Klapp-Cabrio geben. Opel hat für den nächsten Sommer einen Roadster mit entsprechendem Verdeck angekündigt. Und auch aus Wolfsburg hört man immer wieder, dass der nächste offene Golf sich nicht mehr mit einer Regenhaut aus Kunststoff begnügen wird. Kein Wunder also, wenn auch der neue Astra eine große Klappe riskiert. Spätestens, wenn die Wolfsburger und die Rüsselsheimer in ihren volumenträchtigen Baureihen tatsächlich auf ein festes Verdeck wechseln, wird der Damm endgültig brechen. Dann kommt, was Hersteller wie Peugeot oder Renault schon jetzt vorhersagen: Innerhalb einer Fahrzeuggeneration werden danach alle Cabrios und Roadster am Markt mit einer solchen Technik antreten. Einzige Ausnahme bleiben nur erklärte Preisbrecher und ein paar mehr oder minder hartgesottene Zweisitzer, die ganz bewusst auf Purismus und die nostalgische Romantik unter dem Zeltdach setzen.