Möchte ein Bauherr sein Haus sanieren, sind viele Fragen zu klären. Bauexperten geben Tipps, worauf es ankommt

Steht in den eigenen vier Wänden eine umfassende Sanierung an, stellt sich die Frage: Mit welcher Maßnahme startet man? Darauf gibt es keine einfache Antwort, denn jeder Fall liegt anders. Doch einige interessante Tipps haben Sanierungsexperten interessierten Bauherrn schon zu bieten.

„Man sollte sich zuallererst Gedanken über die Heizung machen“, sagt Bert Jenner vom Ingenieurbüro für Gebäudetechnik jenner + partner. „Das lohnt vor allem dann, wenn es im Haus noch keine Gasbrennwertheizung gibt. Stellt man von Öl auf Gas um oder tauscht eine Gasheizung, die zehn Jahre oder älter ist, spart man leicht bis zu 2Prozent Heizkosten ein. Investitionskosten von 6000 bis 10.000 Euro lassen sich zügig amortisieren, da man auch noch Zuschüsse beantragen kann.“

Wichtigstes Bauteil am Haus ist aber das Dach. „Man muss auf jeden Fall darauf achten, dass es wirklich dicht ist und nichts durchfeuchtet, vor allem nicht die Holzbauteile“, sagt Jenner. Wenn das geschieht, wird es richtig teuer. Ein komplettes Dach kostet 30.000 bis 50.000 Euro, etwa 200 Euro pro Quadratmeter. Gebe es hier Mängel, könne man die Sanierung allerdings auch gleich mit energetischen Verbesserungen kombinieren und auch hier Förderprogramme nutzen. Eine Regel, die für alle Maßnahmen gelte.

Gegenstand von Sanierungsplänen sind zudem häufig die Fenster. Zwar sind neue Fenster energetisch viel besser als die alten, um Energie einzusparen lohnt ein Austausch intakter Fenster allerdings kaum, denn darüber lässt sich der Energiebedarf gerade mal um fünf Prozent verringern. Da Fenster die teuersten Bauteile am Haus sind, dauert es entsprechend lange, bis sich die Investition rechnet. „Sinnvoll ist die Maßnahme nur, wenn sie undicht oder mechanisch defekt sind oder die Scheiben blind werden“, sagt Jenner. Dann könne man allerdings auch von der wärmeren Oberfläche und einer größeren Behaglichkeit profitieren.

Eine Fassadendämmung bringt dagegen bei ungedämmten Häusern etwa 20 bis 25 Prozent Energieeinsparung. Die Kosten sind bei diesen Maßnahmen allerdings so hoch, dass sich die Maßnahme in den allermeisten Fällen nicht innerhalb von zehn Jahren rechnen kann. Eine Ausnahme: das Ausblasen von Hohlschichten mit Dämmmaterial in Häusern mit zweischaligem Mauerwerk. In Hamburg wurde bis in die 50er-Jahre so gebaut. Die Hohlschichtdämmung gilt als kostengünstig und wirtschaftlich. Ansonsten lohnt sich auch die Fassadendämmung immer dann, wenn ohnehin Schäden beseitigt werden müssen.

Ein Experten-Tipp ist dagegen das Isolieren der Kellerdecke bei einem ungeheizten Keller. „Die Dämmung der Decke ist eine sehr günstige Maßnahme, denn sie kann in Eigenleistung durchgeführt werden. So fallen nur Kosten für Dämmstoff und Kleber an. Die Kosten dafür liegen bei rund zehn Euro den Quadratmeter. Teuer wird dagegen die Isolierung von Fußböden in Räumen, die nicht unterkellert sind. Der Aufwand, besonders flache und effiziente Vakuumisolationspaneelen einzusetzen, lohnt nur, wenn man in diesem Zusammenhang auch eine Fußbodenheizung installiert. Rund 100 Euro kostet allein das Isolationsmaterial pro Quadratmeter.

Werden mehr Steckdosen oder Schalter benötigt, ist die Sicherungstafel veraltet oder liegt ein Defekt vor, steht eine Sanierung der Elektrik an. Die Kosten für einen kompletten Austausch in einem Einfamilienhaus betragen etwa 15.000 Euro. Hierbei empfiehlt sich raumweises Vorgehen, denn bei der Arbeit entsteht viel Schmutz. Grund genug, dann auch mit einem zeitgemäßen Bussystem die Grundlage für eine spätere Hausautomation zu legen. Aus gesundheitlichen Gründen ist gerade in Altbauten gegebenenfalls der Tausch von Bleirohren sinnvoll, zumal seit Dezember 2013 ein verschärfter Grenzwert von zehn Mikrogramm pro Liter für Blei im Trinkwasser in Kraft ist. Bleirohre führen zu erhöhten Bleiwerten, die auf Dauer gesundheitsschädlich sind.

Berater Jenner hat noch einen weiteren günstigen und effizienten Tipp parat, um den Wohnkomfort zu steigern. „Sind Häuser sehr zugig, kann die Verbesserung der Luftdichtigkeit eine gute Maßnahme darstellen. Gerade bei offenen Treppenhäusern ist das wegen des Kamineffekts ein Problem. Mit speziellen Luftdichtigkeitstest kann man Leckagen auf die Spur zu kommen.“ Oft sind Steckdosen die Quelle der Zugluft. Diese gegen luftdichte Alternativen zu tauschen sei nicht aufwendig und dabei durchaus effizient.

Sind alle Schäden beseitigt, liebäugeln viele Bauherrn mit dem Einbau einer Solaranlage. Für Bert Jenner ist dies jedoch nur eine Option, wenn die Lage stimmt. „Viele Gebäude sind zeitweise verschattet, da lohnt die Stromgewinnung nicht. Dafür braucht es optimale Verhältnisse. Solarthermie-Anlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung lohnen sich schon, sie rechnen sich jedoch erst über einen längeren Zeitraum“, sagt der Experte.