Pflege, Juckreiz, Wunden, Muttermale, Kortison, Faltenbehandlung – Experten geben im Abendblatt Tipps zu häufig gestellten Fragen und Unsicherheiten rund um die Gesundheit der Haut.

Um das Thema Haut ranken sich viele Fragen und Unsicherheiten. Das Abendblatt hat bei Dermatologen und weiteren Fachleuten nachgefragt.

Sollte man seinen Hauttyp kennen?

Es gibt kaum Kosmetika oder Körperpflegemittel, die nicht für einen speziellen Hauttyp gedacht sind. Aber ist es wirklich so wichtig, seinen Hauttyp zu kennen? „Ja, das ist es“, sagt Prof. Matthias Augustin vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am UKE. „Es gibt zwar viele Menschen, die haben gar keine Probleme mit ihrer Haut, bei ihnen ist es nicht so wichtig. Wer aber Pflege betreibt, kann dabei einiges falsch machen.“

Die Dermatologen unterteilen in drei Kategorien, aus denen sie jeweils den Hauttyp mischen. Als Erstes unterscheiden sie zwischen einer Haut mit mehr oder weniger starker Fettausschüttung. Zweitens gibt es die Einteilung nach feuchter oder trockener Haut und drittens nach empfindlicher oder unempfindlicher Haut. „Manche Menschen haben trockene, empfindliche Haut und pflegen sie nicht genug. Das kann zu Ekzemen oder Juckreiz führen“, sagt Augustin. Andere wiederum hätten eine wunderschöne Haut und benutzten zu viele Cremes, Make-up oder Lotionen. „Bei Überpflege kann es vorkommen, dass die Haut anfängt zu rebellieren, mit Rötungen und Reizungen.“ Etwa ein Fünftel der Patienten in der Instituts-Sprechstunde mit „Problemhaut“ hat diese Probleme laut Augustin aufgrund falscher Pflege. „Diesen Patienten kann man aber recht schnell helfen.“

Juckreiz: Ein lästiges Symptom

Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Ekzeme bringen häufig lästigen und quälenden Juckreiz mit sich. Nicht selten sind aber gar keine Auffälligkeiten an der Haut zu erkennen – und es juckt trotzdem wie verrückt. „Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die zu Juckreiz führen können, dazu gehören Leber- und Nierenkrankheiten“, sagt Prof. Matthias Augustin vom UKE. „Manchmal ist der Juckreiz auch die Nebenwirkung eines Medikaments oder ein erstes Anzeichen für Stoffwechselerkrankungen und in seltenen Fällen für Krebserkrankungen, auch psychische Ursachen kommen vor.“ Wer länger als sechs Wochen unter Juckreiz leide, sollte laut Augustin die Ursache vom Arzt abklären lassen.

Laut Daten, die sein Institut in Studien gewonnen hat, leiden in Deutschland bis zu 14 Millionen Menschen an Juckreiz, darunter 3,6 Millionen an schweren Formen. „Der Ratschlag ,Nicht kratzen‘ ist eigentlich richtig, damit sich die Haut nicht entzündet. Er ist aber schwierig umzusetzen, denn Kratzen ist ein Impuls und lässt sich schwer kontrollieren.“ Teils gebe es spezielle Kratztrainings für Patienten. Oft reichten Lotionen oder Cremes aus, um den Juckreiz zu lindern. Für besonders schwere Fälle stehen Medikamente zur Verfügung, die eigentlich für Krampfanfälle oder Depressionen gedacht sind. Diesen sogenannten „Off label“-Gebrauch müsse man mit den Patienten gründlich durchsprechen, sagt Augustin, der mittwochs eine Spezialsprechstunde anbietet. Anmeldung unter Telefon 040/741059504.

Wunden: Pflaster oder Luft ?

„Wunden heilen besser an der trockenen Luft“ – dieser gängige Tipp ist durch Forschungsergebnisse widerlegt, wenn es um frische Wunden geht, die blutig sind oder Flüssigkeit absondern. „Die Wundheilung verläuft in drei Phasen, Hautzellen und Zellen des Immunsystems sind daran beteiligt. Damit diese Zellen aktiv sein können, brauchen sie unter anderem Flüssigkeit, die Wundheilung verläuft im trockenen Milieu oder mit Schorf darauf eher langsamer als im feuchten Milieu“, sagt Prof. Ingrid Moll, Direktorin der Hautklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Wer sich eine Schürfwunde zuziehe, solle diese reinigen, dann möglichst desinfizieren mit einem geeigneten Mittel aus der Apotheke, und ein Pflaster darauf machen. „Man muss jedoch darauf achten, dass es sich wirklich um ein Wundpflaster handelt, und dieses täglich wechseln.“ Ist die Wunde krustig belegt, könne das Pflaster mit der Zeit weggelassen werden.

Wer bei Wunden sorgsam sein sollte

Für viele Menschen sind Schürfwunden kein Problem. Doch Patienten mit Krankheiten, die zu einer gestörten Wundheilung führen, müssen besonders aufmerksam sein. „Dazu gehören Diabetiker, Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, Menschen mit Krampfadern oder auch mit Nervenschäden“, sagt Prof. Ingrid Moll vom UKE. Bei diesen Risikogruppen könnten auch kleinere Verletzungen zu chronischen Wunden werden, die über einen langen Zeitraum nicht verheilen. „Heilt eine Wunde nach einer Woche bei diesen Patienten nicht deutlich, so ist es ratsam für sie, zum Arzt zu gehen, beispielsweise zu ihrem Hausarzt.“

Das sogenannte offene Bein (Ulcus cruris) tritt nach Angaben von Moll häufig bei Menschen auf, deren Venenklappen in den Beinen nicht mehr funktionieren, das Blut staut sich. „Die Behandlung eines Ulcus cruris wird oft von Hautärzten übernommen, die Patienten erhalten eine spezielle Behandlung in drei Stufen, die den Phasen der Wundheilung entspricht“, sagt Moll. Die Poliklinik am UKE bietet dienstags und donnerstags eine spezielle Wundsprechstunde für Patienten an. Termine unter Telefon 040/741053650.

Reizthema Kortison

Zu den wirksamsten Medikamenten in der Behandlung von Hauterkrankungen zählen Kortikosteroide. „Besonders bei Ekzemerkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte und Kontaktekzemen setzen wir diese Mittel in Form von Salben, Lotionen oder Cremes ein, je nach Hauttyp und Erscheinungsbild des Ekzems“, sagt Dr. Marc Oliver Armbruster, Oberarzt an der Hautklinik der Asklepios Klinik St. Georg. Ein Ekzem könne zum Beispiel trocken und schuppig, nässend oder pustulös sein. Kortikosteroide bekämpften zwar nicht die Ursache dieser Krankheiten, wohl aber die Symptome wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen durch die Entzündung. „Augenscheinlich merken die Patienten, dass die Rötung blasser wird.“

Trotz der Möglichkeit der sicheren Anwendung seien Patienten oft skeptisch, ob sie Kortisonpräparate nehmen sollten – wegen der Nebenwirkungen, die bei unsachgemäßer und langer Anwendung vorkommen können. „Es ist richtig, dass die Behandlung von einem Hautarzt überwacht werden sollte, in richtiger Dosierung ist die äußerliche Anwendung oft sehr erfolgreich und als sicher anzusehen“, sagt Armbruster.

Generell gilt, so wenig Hautfläche so kurz wie möglich, aber dennoch so viel wie nötig zu behandeln und sich nach der betroffenen Hautpartie zu richten. „Im Bereich des Augenlides muss man vorsichtiger sein und niedriger dosieren als etwa an den Füßen.“ In einem akuten Schub bei Neurodermitis oder Schuppenflechte könne es durchaus sinnvoll sein, die Haut vorübergehend zweimal am Tag großflächiger mit Kortikosteroiden einzucremen. „Wichtig ist bei chronischen Erkrankungen, die Behandlung langsam ausschleichen zu lassen, damit es nicht zu einem Rückfall kommt, bei dem die Symptome schlimmer sein können als zuvor.“ Bei Neurodermitis werde teils versucht, gefährdete Stellen einmal die Woche vorbeugend zu behandeln. Patienten sollten sich intensiv von ihrem Arzt beraten lassen und sich an seine Anweisungen halten.

Die Asklepios Klinik St. Georg bietet dazu auch eine Telefonsprechstunde an: Chefarzt Prof. Christian Sander, Telefon Ambulanz 040/1818-852219, Telefon Sprechstunde 040/1818-852291.

Muttermale und Veränderungen

Die meisten Menschen haben gutartige Flecken oder Muttermale auf der Haut, sie nehmen mit dem Alter zu. Um auf die Spur von bösartigen Veränderungen zu kommen, kann die sogenannte ABCDE-Regel helfen. Oft ist die Rede von einem „hässlichen Entlein“, das sich von anderen Pigmentmalen unterscheidet. Solche Veränderungen sollte man im Auge behalten und gegebenenfalls vom Arzt untersuchen lassen.

Die Regel setzt sich zusammen aus Asymmetrie: Ungleichmäßige Form des Pigmentmals. Begrenzung: Der Rand ist unregelmäßig. Colorierung: Die Farbe verändert sich, eventuell liegen ungewöhnliche Farben vor. Durchmesser: Das Pigmentmal wird größer, insbesondere größer als sechs Millimeter; Melanome, die nicht aus einem Leberfleck hervorgehen, sind jedoch häufig kleiner. Entwicklung: Das Muttermal verändert sich, fängt an zu nässen oder bluten, wächst oder verkrustet.

Hautkrebs-Screening

Mit dem sogenannten Hautkrebs-Screening sollen vor allem drei Arten von bösartigen Veränderungen frühzeitig gefunden werden: Maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs), Basaliome und Plattenepithelkarzinome (zusammen weißer Hautkrebs). Seit dem 1. Juli 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren einen Anspruch auf dieses Screening, das die Krankenkassen übernehmen. Alle zwei Jahre können sie für diese Untersuchung einen Hausarzt oder einen Dermatologen aufsuchen. Nicht jeder Haus- oder Hautarzt hat die Genehmigung, die Untersuchung anzubieten, ein Zertifikat und eine Fortbildung sind notwendig. In der Hansestadt sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Hamburg derzeit mehr als 600 Ärzte dafür qualifiziert.

Faltenbehandlung – was ist wichtig?

Ob Botox, Hautstraffung oder andere Methoden – wer sich und seine Haut verschönern lassen will, möchte sich in gute Hände begeben. Verbraucherschützer raten, sich vor solch einem Eingriff mehrere Meinungen einzuholen. „Die Behandlung von Falten fällt in den sogenannten Selbstzahlerbereich, es gibt keine Stelle für Qualitätssicherung, bei der man sich über die Qualität einer Faltenbehandlung informieren kann“, sagt Christoph Kranich, Fachabteilungsleiter Gesundheit und Patientenschutz bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „Holen Sie sich immer mehrere Meinungen über eine Behandlung ein. Lassen Sie sich über die Risiken aufklären und genau erklären, wie die Preise zustande kommen.“

Der Hautarzt in der Nähe

Das Internet bietet mehrere Möglichkeiten: Die Website des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (www.uptoterm.de) hat eine Suchmaske eingerichtet. Ebenso gibt es die Arztsuche der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (www.kvhh.de). Die KVH bietet zudem eine Patientenberatung an, Telefon: 040/202299222.