Hautärztin Martina Kerscher über Falten, Botox und Cremes

Was muss man unbedingt bei der Hautpflege beachten, welchen Einfluss haben Umweltfaktoren und das eigene Verhalten auf das Aussehen? Und wie lassen sich Falten wirkungsvoll behandeln? Über ein profundes Wissen zu diesen Themen verfügt die Hautärztin Prof. Martina Kerscher, die zudem den Studiengang Kosmetikwissenschaft an der Universität Hamburg (Fachbereich Chemie) leitet. Dort werden Wirkstoffe untersucht und Studien zu Kosmetikprodukten durchgeführt.

Hamburger Abendblatt:

Wodurch altert unsere Haut?

Prof. Martina Kerscher:

Nur zu etwa einem Fünftel ist die Hautalterung genetisch bedingt. So verlieren Frauen beispielsweise in den ersten fünf Jahren der Wechseljahre etwa 30 Prozent ihres Kollagens in der Haut, was zur Entstehung von Falten führen kann. Zum größten Teil sind jedoch äußerliche Faktoren für die Hautalterung verantwortlich, wie etwa die UV- und Infrarotstrahlung der Sonne, aktives und passives Rauchen oder auch Umweltbelastungen.

Was kann ich tun, um die Haut jung zu halten?

Kerscher:

Zunächst einmal sollte man einen möglichst gesunden Lebensstil pflegen. Wer sich viel bewegt und fit ist, lässt seine Haut jünger erscheinen. Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne, ausreichend Flüssigkeit wie Wasser oder Tee, auf Zigaretten verzichten, als negativ empfundenen Stress vermeiden und natürlich die Haut entsprechend dem Hauttyp pflegen und reinigen.

Kann ich Falten mit speziellen Produkten wegcremen?

Kerscher:

Das kommt darauf an. Es gibt glättende Cremes, sogenannte Weichzeichner mit Pigmenten, die die Haut sofort nach dem Auftragen regelmäßiger erscheinen lassen. Das ist allerdings ein kurzfristiger Effekt, der abends nach der Gesichtsreinigung weg ist. Fältchen mit Anti-Aging-Produkten verschwinden zu lassen braucht seine Zeit. Es gibt heute unzählige Wirkstoffe, darunter vor allem Vitamine (zum Beispiel A, B3, B5 und C), sowie sogenannte Signalpeptide oder Wachstumsfaktoren, die eingesetzt werden können.

Müssen es unbedingt hochpreisige Produkte sein?

Kerscher:

Nein, es gibt in jedem Preissegment geeignete Produkte, auch im Drogeriemarkt. Eine Wirkstoffberatung beim Hautarzt, in der Apotheke oder bei einer geschulten Kosmetikerin kann helfen, ein geeignetes Produkt zu finden.

Was muss man bei der Faltenbehandlung mit Botox oder sogenannten Fillern beachten?

Kerscher:

Wer selbst überzeugt ist, dass bestimmte Falten stören, kann bei einer sachgerechten Durchführung mit Botulinumtoxin oder Füllmaterialien wie Hyaluronsäure viel erreichen. Fragen Sie vor einer derartigen Behandlung jedoch den Arzt: Wie oft ma chen Sie diese Behandlung, und wie haben Sie sich weitergebildet? Lassen Sie sich von ihm zu den unerwünschten Wirkungen genau aufklären. Dazu können beispielsweise bei Botulinumtoxin eine veränderte Augenbrauenpartie, kleine blaue Flecken oder im schlimmsten Fall auch ein hängendes Augenlid gehören – dies ist aber bei sachgerechter Durchführung sehr selten. Die Behandlungen werden in der Regel nach einem Abstand von mehreren Monaten bis eineinhalb Jahren wiederholt, das hängt auch von den Wünschen der Patienten ab. Üblicherweise werden die Kosten dieser Behandlungen jedoch nicht von den Kassen übernommen.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Martina Kerscher ist an der Hamburger Universität über die Telefonnummer 040/428 38-7235 erreichbar.