15 bis 20 Prozent der Deutschen haben Gallensteine. Die meisten bleiben ohne Beschwerden

Wie Gallensteine entstehen und ob man vorbeugend etwas dagegen tun kann, erklärt Prof. Frank Lammert. Er ist Gastroenterologe am Universitätsklinikum des Saarlandes und koordiniert die neuen Leitlinien von Internisten und Chirurgen zur Behandlung von Gallensteinen.

Hamburger Abendblatt:

Um was handelt es sich bei Gallensteinen?

Frank Lammert:

Die Leber produziert die Gallenflüssigkeit, jeden Tag etwa einen halben Liter. Wir brauchen sie für unsere Verdauung im Darm. Von der Leber aus geht die Abzweigung eines Ganges zur Gallenblase, in der die Galle gelagert wird, bevor sie über einen Gang in den Zwölffingerdarm mündet. Die Gallenflüssigkeit besteht aus Wasser und anderen Stoffen. Wenn die Zusammensetzung ungünstig ist, kristallisieren diese Stoffe und ballen sich zu mehr oder weniger großen Steinen zusammen. In bis zu 90 Prozent der Fälle handelt es sich um Cholesterin-Steine, in den anderen Fällen meistens um Steine aus Bilirubin.

Kann ich durch cholesterin- und fettarme Kost Gallensteine verhindern?

Lammert:

Interessanterweise gibt es dafür keine sicheren Belege. Fettreiches Essen allein ist nicht die Hauptursache, eher die Menge an Kalorien, Zucker und Essen insgesamt, die man zu sich nimmt. Es gibt keine spezielle Diät als Vorbeugung vor Gallensteinen. Ob das Trinken von Kaffee vorbeugend wirkt, ist umstritten. Klar ist aber, dass Beschwerden durch die Steine oft nach einem üppigen Mahl auftreten, dann wird die Gallenausschüttung getriggert, weil Verdauungssäfte gebraucht werden.

Wer ist besonders häufig betroffen?

Lammert:

Etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen haben Gallensteine. Bei den meisten Betroffenen liegen sie friedlich herum. Bei etwa einem Viertel davon entwickeln sich irgendwann einmal Beschwerden wie Koliken oder Entzündungen. Frauen sind doppelt so häufig betroffen, vor allem Frauen, die Kinder bekommen haben. Mit dem Alter steigt das Risiko, und es gibt eine familiäre Komponente. Fettleibige Menschen sind anfälliger, auch bei einer raschen Gewichtsabnahme kann es verstärkt zu Gallensteinen kommen. Häufig sehen wir Patienten, die Diäten machen und dabei den Jojo-Effekt erleben, also Abnehmen und Zunehmen im Wechsel.