Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Preiselbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren - die Vitaminbomben eignen sich für Desserts und wecken Erinnerungen an Großmutters Küche.

Sommer, Sonne und der Duft frischer Erdbeeren wecken Erinnerungen. In Norddeutschland etwa zwei Wochen verspätet, aber immerhin noch im Juni/Juli heißt es wieder: Die Beeren kommen! Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Preiselbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren. Die süßen Vitaminbomben in kräftig-sommerlichen Farben sind ein Hingucker und dennoch viel mehr als nur schmackhaftes Dekor für Gerichte und Zutaten für Desserts.

„Beeren haben mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Vor allem schwarze Johannisbeeren sind wahre Vitaminbomben“, sagt Ernährungsexperte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Sie sind supergesund und haben fast keine Kalorien. Erdbeeren stehen in den Beeren-Charts der Deutschen an der Spitze: Knapp drei Kilogramm vernascht jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Damit sind sie nach Äpfeln und Bananen das liebste Obst der Deutschen. Zwei Drittel des Verbrauchs können mit heimischer Ernte gedeckt werden, ein Drittel kommt aus Holland, Spanien, Italien, Marokko oder Ägypten.

Saisonal und Regional ist das neue Bio. Das gilt besonders für Obst und Gemüse. Dafür muss man wissen, was wann reif ist. Saisonkalender im Internet helfen – unter www.regional-saiso nal.de/saisonkalender-obst oder bei ASS-Gastro.de. Die kleinen Beeren-Mimosen wollen mit Liebe und Vorsicht behandelt werden. Man darf sie nicht zu früh kaufen, denn sie reifen nicht nach wie andere Früchte. „Sie sind empfindlich, und man kann sie nur wenige Tage aufbewahren, am besten im Gemüsefach im Kühlschrank“, sagt Valet. Nach dem Kauf vorsichtig aus der Plastik- oder Pappschale nehmen und schauen, ob unten Früchte schimmelig sind. „Die Sporen verbreiten sich schnell, und betroffene Früchte sollten unbedingt sofort weggeschmissen werden.“ Umgangssprachlich bezeichnen wir alle Früchte, die „Beere“ im Namen tragen, als Beeren, Botaniker differenzieren zwischen den einzelnen Fruchtarten.

Bio bedeutet nicht gleich regional

Beim Kauf sollten Verbraucher darauf achten, dass auch wirklich so viel drin ist wie angegeben. Valet: „Die Schale wird in der Regel an der Kasse noch einmal nachgewogen. Das Gewicht der Verpackung muss abgezogen werden, das wird nicht immer gemacht. Darüber gibt es bei uns häufig Beschwerden.“ Man sollte die Früchte nicht feucht verarbeiten, sondern erst vorsichtig abtrocknen.

Herrlich schmecken Beeren pur – oder in Kombination mit Eis, Sahne oder Quark als Dessert. Zunehmend werden sie auch gern in der Crossover-Küche eingesetzt, als Beilage zu herzhaften Gerichten wie Geflügel und Lammfleisch. Beliebt sind Erdbeeren mit schwarzem Pfeffer. Auch der Hamburger Sternekoch Wahabi Nouri, Chef des Eppendorfer Gourmettempels Piment, lässt sich von Beeren inspirieren. „Ich kombiniere sie gern mit Wild. Zum Beispiel Rehrücken mit Himbeerkrokant und frischen marinierten Himbeeren mit grünem Pfeffer und Cherrydressing. Danach ein Rhabarber-Erdbeer-Ragout.“

Beeren sind gesund, die Belastung mit Pestiziden ist gering. Zwar gebe es in 90 Prozent der Erdbeeren Pestizide, Grenzwertübersteigungen seien aber eher selten, so Verbraucherschützer Valet. Bei Bio-Produkten sei der Wert sogar unterhalb der Nachweisgrenze. Mirko Göddertz, Betriebsleiter im Kleinhuis‘ Gartenbistro im Bramfeld, kauft das Obst für Desserts und Gerichte ausschließlich beim Bio-Bauern. „Das ist zwar etwa doppelt so teuer, aber der Geschmack ist auch viel intensiver.“ Aktuell gibt es bei ihm „zart geräucherte Entenbrust an Wildsalat mit Preiselbeervinaigrette“ und als Dessert „Blaubeerparfait mit Beerensalat und Blätterteigcrostini“.

Bio heißt nicht automatisch, dass die Früchte aus Deutschland kommen müssen. Da die heimische Ernte für die Erdbeerlust der Deutschen ohnehin nicht ausreicht, sollte man beim Kauf einen Blick auf das Herkunftsland werfen und darauf achten, dass der Transportweg möglichst kurz ist. Wegen des regenreichen Frühjahrs und der um etwa zwei Wochen verzögerten Ernte kamen viele Obstlieferungen zunächst aus Süddeutschland. „Jetzt sind auch die norddeutschen Beeren so weit. Sie sind süß und preislich etwa auf den Niveau vom letzten Jahr“, sagt Recep Altinpinar, Einkäufer beim Hamburger Großhändler ASS Fresh Food Service.

Obstsuppe und Grütze wie von Oma

Beeren, die schon sehr reif sind und nicht mehr ganz so schön aussehen, kann man sehr gut für Grütze verwenden. „Grütze ist typisch norddeutsch. Unsere Großmütter haben damals zum Abbinden Sago oder Pumpernickel verwendet“, sagt Sternekoch Gilbert Köcher. „Eine beliebte Speise besonders an heißen Tagen waren Obstsuppen mit Grießklößchen. Sie waren leicht und gut verdaulich und haben den Körper bei Hitze nicht zusätzlich belastet.“ Oder die Früchtchen wandern in einen herrlichen Beeren-Rumtopf. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.

Wer es gern etwas extravaganter mag, kann eine Spezialbeerensorte kaufen – gekreuzt wird alles Mögliche: zum Beispiel die Himbosbeere (Mischung zwischen Erd- und Himbeere) oder die Ananasbeere (Erdbeere und Ananas). Allerdings sind diese Exoten auch etwa viermal so teuer wie die einfache Erdbeere vom Feld.

„Weil Beeren so gesund sind, appellieren wir auch immer wieder an die Eltern, die Kinder an das Obst heranzuführen. Pur. Nicht nur in Form von aromatisierten Joghurts oder Marmelade“, sagt Ernährungsexperte Valet. „Einen schönen bunten Beerenteller hinstellen, morgens ins Müsli rein, oder wenn es noch erlebnisreicher sein soll: ab in die Beete und Büsche zum Selberpflücken. Das hilft, einen direkten Bezug zu den Früchten aufzubauen“, sagt Valet.