Muckefuck, braune Plörre. Es lässt sich viel Schlechtes über Filterkaffee sagen. Totzukriegen ist er allerdings nicht. Im Gegenteil: Er ist wieder da!

Hamburg/Wien. Filterkaffee. Vermeintliche Experten verdrehen nur die Augen, wenn sie das Wort hören. Das ist doch was für Omas. Klingt nach Blümchenkaffee und „Draußen nur Kännchen“. Wenn schon Kaffee, dann bitte Latte macchiato, Caffe latte oder zumindest Cappuccino. Das Problem bei diesen inzwischen nicht mehr ganz so neuen Trendgetränken: Das wahre Kaffeearoma bleibt vor lauter Milch oft auf der Strecke. Echte Kenner greifen daher immer öfter wieder zur guten alten Filtertüte.

„In den vergangenen zehn Jahren ging der Trend zwar in Richtung espressobasierter Getränke wie Latte macchiato. Filterkaffee bleibt aber weiterhin der Klassiker unter den Kaffeegetränken“, sagt Britta Zietemann vom Deutschen Kaffeeverband in Hamburg. Auch Coffeepads und Kaffeekapseln hätten ihm nichts anhaben können, sondern nur stärkere Aufmerksamkeit bekommen, weil sie neu waren. Das Filtern aber sei nach wie vor die klassische Zubereitungsart: Rund zwei Drittel der Bundesbürger trinken ihren Kaffee nach wie vor so.

„Dass Filterkaffee jetzt in ist, wirkt so, weil der Trend zu sortenreinen Spezialitätenkaffees geht“, sagt die Kaffeeexpertin und Buchautorin Johanna Wechselberger aus Wien. Das sind hochwertige Produkte aus ausgewählten Lagen, sie werden in der Regel von Hand geerntet und schonend verarbeitet. Vor allem in angelsächsischen Ländern sei es in Coffee-Shops derzeit groß in Mode, diese besonderen Kaffees vor den Augen der Gäste von Hand aufzubrühen. Aber auch viele Verbraucher hierzulande kämen ab vom Allerweltsprodukt aus dem Supermarkt, ergänzt Klaus Langen, Präsident der Deutschen Röstergilde, einem Zusammenschluss von Röstereien für Spezialitätenkaffee. Sie suchten neue Geschmackserlebnisse im schwarzen Aufguss.

+++ Kaffee macht nicht nur wach, er schützt auch vor Depressionen +++

+++ Kapselkaffee hat Konjunktur - auch bei Tchibo in Hamburg +++

+++ Kaffee senkt den Blutdruck - eine Tasse am Tag reicht aus +++

Das schätzt Thomas Schweiger ähnlich ein: „Filterkaffee wird ganz, ganz stark wiederkommen“, prophezeit der Kaffeebuchautor und Barista aus Ansbach. Wegen „nicht-artgerechter Behandlung“ in Imbissbuden, Krankenhäusern, Büroküchen und Bäckereien sei er in den vergangenen Jahren zwar etwas ins Hintertreffen geraten. Aber es gebe genug Kaffeeverrückte wie ihn selbst, die ihn nun wieder schätzen.

„Um die Charakteristik aus einem Kaffee herauszuholen, ist Filtern die beste Methode“, sagt Langen. Denn je länger das heiße Wasser mit dem Kaffeepulver in Berührung ist, desto mehr Geschmack kann es einfangen. „Die Extraktionszeit ist mit 30 bis 60 Sekunden beim Filtern viel länger als beim Kaffeevollautomaten mit 10 bis 15 Sekunden oder bei der großen Espressomaschine in der Gastronomie.“

„Beim Filterkaffee sind die Aromen daher breitgefächerter als bei Espresso“, erläutert Schweiger. Während sie sich im Espresso in wenig Wasser ballen, lassen sie sich in der wässrigen, quasi verlängerten Variante namens Filterkaffee besser herausschmecken. „Kleinröster wie wir tun sich damit leichter beim Verkosten“, sagt Wechselberger.

Doch auch weniger geschulte Gaumen können im Filterkaffee Vorteile entdecken: Nicht jeder möge seinen Kaffee immer so kräftig im Geschmack, wie er als Espresso daherkommt, sagt Wechselberger. Außerdem enthalte er durch den längeren Kontakt von Kaffeemehl und Wasser mehr Koffein. „Und wenn ich mal länger an einer größeren Tasse trinken will, dann mache ich mir auch einen Filterkaffee“, sagt sie.