Der Glaube an Fantasiegestalten ist gut für die kognitive Entwicklung eines Kindes. “Das lässt Kinder Möglichkeiten erwägen, die in der realen Welt nicht existieren“, sagt eine Wissenschaftlerin.

Köln. Gute Nachrichten für alle Kinder, die den Osterhasen mögen: Der Glaube an Fantasiegestalten ist gut für die kognitive Entwicklung eines Kindes. Das sagt die Psychologin Jacqueline Woolley von der Universität von Texas in Austin. "Das regt die Fantasie an und lässt Kinder Möglichkeiten erwägen, die in der realen Welt nicht existieren", so die Wissenschaftlerin.

Nach Ansicht von Ute Bayen von der Universität Düsseldorf sollten Eltern genau darauf achten, was ihre Kinder gern glauben wollen: „Wenn sich alle Spielgefährten im Kindergarten auf den Osterhasen freuen, dann ist es schon schade für ein Kind, wenn es zu Hause zu hören bekommt: Den gibt es doch gar nicht“, sagt die Psychologin. Die kindliche Begeisterung solle nicht gedämpft werden, findet sie.

Mit etwa drei Jahren beginnen Kinder, an Fantasiewesen wie den Osterhasen oder das Christkind zu glauben. Wenn dann auch noch die Eltern behaupten, der Hase habe die Eier gebracht, nehmen Kinder ihnen das in der Regel ab. Denn Eltern gelten als glaubwürdige Quelle.

Doch das birgt nach Ansicht Bayens auch Risiken: „Hier ist das Vertrauensverhältnis gefährdet. Denn die Kinder könnten enttäuscht sein, wenn ihnen klar wird, belogen worden zu sein.“ Sie rät Eltern deshalb, sensibel mit dem Thema umzugehen: Wenn Kinder anfangen zu zweifeln, dann sollte man kritische Fragen unterstützen, etwa solche wie: „Kann ein so kleiner Hase denn wirklich so viele große Eier tragen?“

Jacqueline Woolley empfiehlt, in solchen Momenten die Frage umzudrehen und das Kind erzählen zu lassen, was es denn glaube. Ihrer Erfahrung nach erreicht der Glaube an den Osterhasen ohnehin nie die Intensität, die etwa der Glaube an den Weihnachtsmann hat, der kulturell tiefer verankert sei: „Deswegen kommen beim Osterhasen auch viel früher Zweifel auf.“ Sie findet es völlig in Ordnung ist, wenn Eltern den Hasen spielen, solange es allen Freude bereitet. „Aber wenn nicht, ist das genauso in Ordnung. Kinder können ihre Fantasie auch auf andere Weise zur Entfaltung bringen.“

Auch der Kinder- und Jugendpsychiater Gerd Lehmkuhl von der Uniklinik Köln meint, dass der Glaube an den Osterhasen von ganz allein aufhört, schon allein deswegen, weil sich die Kinder im Freundeskreis oder in der Schule austauschten: „Kinder merken doch, dass es das nicht gibt – sie hoffen aber trotzdem, dass der Hase kommt und Eier bringt.“

Mit Material von epd und dpa