Apples Tablet-Computer auch in Deutschland - wir berichten in loser Folge, was uns in den ersten Tagen mit dem iPad so passiert.

Der digitale Streichelzoo: Das iPad und seine Ahnen

Format und Bedienungskonzept in ihrer Kombination sind die Felder, auf denen das iPad Maßstäbe setzen wird. Tatsächlich war es so, dass das iPad-Konzept älter ist als das des iPhone. Apple hatte – so konnte man zuletzt lesen – bereits einen iPad-Prototypen vorliegen, als man zu der Erkenntnis kam, mit diesen Technologien auch ein Mobiltelefon bauen zu können. So wurde zunächst dem boomenden Mobilfunk-Markt der Vorzug gegeben.

Jetzt endlich wurde das eigentliche Konzept umgesetzt. Apple hat strategisch mit dem iPhone perfekt vorgebaut. Schwer vorstellbar, was gewesen wäre, hätte man die ursprüngliche Reihenfolge beibehalten oder das iPhone wäre gefloppt.

Das Telefon hat eine ganz konkrete Aufgabe. Der Name sagt es. Damit hatte ein Mobiltelefon von Apple per se eine Daseinsberechtigung. Tatsächlich wurde aber eine ganz neue Art eingeführt, mit Daten umzugehen. Information wird berührbar, und zwar nicht mit einem Stift, sondern ausschließlich mit den Fingerspitzen. Diesen revolutionären Schritt setzt das iPad jetzt konsequent fort.

Dabei beschränkt sich das Gerät konsequent auf das, was perfekt funktioniert. Keine Experimente, keine „Bananaware“ (reift beim Kunden). Auch das ist (bei aller berechtigter Kritik an inhaltlicher Einflussnahme) einer der Gründe für das restriktive Vorgehen im Appstore. Keine Frustrationserlebnisse bei den Kunden, die auf Mängel am technischen Konzept zurückzuführen wären.

Vielleicht ist es genau dieses Vorgehen, weshalb Microsoft so überraschend abgehängt wurde, obwohl man in Redmond ebenfalls auf das Multitouch-Prinzip als Zukunftstechnologie schielte.

Technische Innovation kommt jetzt untrennbar mit einem aggressiven Marketing. Zu oft haben Apple, wie auch einige andere Unternehmen, revolutionäre Konzepte leichtfertig verschenkt, indem Produkte unfertig oder instabil verkauft wurden. Beispiele gibt es viele:

So hat zum Beispiel der ehemalige Computerhersteller Atari als erster (Ende der 80er Jahre) ein CD-Rom-Laufwerk herausgebracht ( http://www.atarimuseum.de/cdar50x.htm ). Der Markt war nicht bereit, es gab Anwendungen, keine Infrastruktur – Atari wurde ausgelacht und machte eine teuere Bauchlandung mit dem Konzept.

Anderes Beispiel, wieder Atari, was belegt, dass dasiPad nicht wirklich allein auf dem Mist von Steve Jobs gewachsen ist: Atari präsentierte schon 1991 einen Prototypen des „ ST-Pad “ - fast 20 Jahre vor dem iPad. (weitere Infos dazu unter http://www.atarimuseum.de/stpad.htm ). Auch hier musste Atari feststellen, dass der Markt nicht bereit und die Technik nicht ausgereift und bezahlbar war.

Apple hatte ab 1993 den Newton im Portfolio und immerhin zur Serienreife gebracht. Bis 1998 wurde dieser "Vater aller PDAs" in verschiedenen Versionen verkauft (weitere Informationen unter http://www.mac-history.de/mac/2008-05-25/power-macintosh-6100-und-newton-message-pad-110 ). Aber auch hier blieb der große Erfolg aus. Palm lernte aus Apples Fehlern und brachte seine PDAs zu einem großen und richtungsweisenden Erfolg.

Es gibt noch viele andere Beispiele. Apple hat seine Lektion gelernt und sich selbst den Weg zum kommerziellen Erfolg bereitet. Der iPod war Wegbereiter für das iPhone. Und das iPhone ist in jeder Hinsicht Basis für das iPad. Und letzteres versetzt den gesamten Markt in Bewegung. Es wird eine Vielzahl von Mitbewerbern geben. Die Machbarkeitsstudie liegt vor. Sowohl technologisch, als auch wirtschaftlich.