Die Gaslaternen auf Fahrwasser- und Warntonnen haben ausgedient und werden durch solarbetriebene LEDs ersetzt.

Tonne 72 ist erlöscht - solche Meldungen von aufmerksamen Kapitänen und Skippern an das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Hamburg gehören allmählich der Vergangenheit an. Denn sie beziehen sich auf Leuchttonnen, die mit Gas betrieben werden; das Licht liefert ein Glühstrumpf. Das Ende dieser gut 100 Jahre alten Technik ist längst eingeläutet: Sparsame Leuchtdioden, versorgt mit Solarmodulen und Batterie, haben die wartungsintensiven Gaslaternen inzwischen fast komplett verdrängt.

"Von unseren 40 Hauptfahrwasser-Leuchttonnen arbeitet höchstens noch eine Handvoll mit Gas. Sie werden wahrscheinlich alle im Laufe dieses Jahres aus dem Verkehr gezogen", sagt Jürgen Krüger, Leiter des WSA-Bauhofs in Wedel. Das Amt ist für den Elbe-Abschnitt zwischen Wittenberge und Brunsbüttel zuständig. Dort markieren 80 Tonnen das Hauptfahrwasser, jede zweite leuchtet nachts. Hinzu kommen zahlreiche Tonnen in Nebengewässern sowie gelbe Warntonnen.

Beim Austausch wird nur der Tonnenkopf ersetzt, der Körper bleibt der alte - die tonnenschweren Stahlkolosse haben eine Lebenserwartung von 80 Jahren. Die neuen Aufsätze sind viel pflegeleichter und zuverlässiger. Krüger: "Wir nutzen die LED-Technik seit ungefähr drei Jahren. Die Dioden leuchten konstant gut. Ausfälle entstehen eigentlich nur noch durch Kollisionen mit Schiffen." In jedem Jahr gebe es ungefähr ein Dutzend solcher Einsätze. Den havarierten Tonnenköpfen ist dann meistens nicht mehr zu helfen - Totalschaden. Die Bauhofmitarbeiter können höchstens noch einzelne Bauteile aus den zerbrochenen Aufsätzen herausschrauben.

Ansonsten lassen sich die Tonnen im Vorbeifahren überprüfen. Vom Schiff aus drückt ein WSA-Mitarbeiter eine Fernbedienung. Die aktivierte Tonne zeigt mit zweimaligem Blinken, dass sie funktioniert, und signalisiert zugleich den Ladezustand der Blei-Gel-Batterie. Nach wenigen Minuten ist der Funktionstest beendet; das Seezeichen muss ansonsten nur noch alle sechs Jahre einen neuen Anstrich bekommen.

Ganz anders die Gastechnik: "Die Tonnen enthalten eine Gasflasche, die etwa neun Monate lang hält. Um die Flasche zu wechseln, musste der Tonnenkörper geöffnet werden. Dazu wurden die Tonnen an Bord gehievt." Der Austausch sei nicht ungefährlich, so Krüger: "Erst vor zwei Jahren verunglückte ein Kollege in Cuxhaven tödlich, als es beim Öffnen einer Tonne zu einer Verpuffung durch Gasreste kam." Der Glühstrumpf der Gaslaterne musste sogar alle vier Wochen ersetzt werden und war dazu noch störanfällig. So kam es regelmäßig zu technischen Ausfällen, die Schiffsführer dann dem WSA meldeten.

Die solarbetriebenen LED-Leuchten sind inzwischen Standard. Die nächste Neuerung erwartet Krüger eher abseits des Hauptstromes: "Die Nebenfahrwassertonnen könnten demnächst durch Kunststofftonnen ersetzt werden. Derzeit testen Kollegen des Seezeichenversuchsfelds in Koblenz vor allem die Farbbeständigkeit der Tonnen."