Ob Karibik oder dänische Inseln: Zehntausende Seemeilen legte die Autorin auf eigenem Kiel zurück und schildert ihre Erlebnisse.

Früher hieß es, Frauen an Bord bringen Unglück. Heute sind sie aus dem Wassersport nicht mehr wegzudenken, segeln wie Männer Einhand um die Welt, jagen Geschwindigkeitsrekorde. Seit mehr als 40 Jahren ist Astrid Erdmann dabei, mehrere Zehntausend Seemeilen und zwei Weltreisen hat sie abgesegelt - aus Liebe zur Natur, zum Wasser und nicht zuletzt zu ihrem Mann Wilfried.

Gewissermaßen unbeabsichtigt wurde sie zur Hauptperson in seinen Büchern. Jetzt hat die gebürtige Düsseldorferin im ersten eigenen Werk "Die Weltumseglerin" ihre Erlebnisse aufgeschrieben.

"Ich bin immer wieder angesprochen worden, dass ich mal meine Sicht der Reisen schildern sollte", erzählt Astrid Erdmann (64). Ein Jahr lang habe sie ihre Gedanken und Erinnerungen geordnet und zu Papier gebracht. "Ich musste ganz schön beißen, ohne meinen Mann hätte ich das nicht durchgehalten", so die studierte Sportlehrerin.

Das "Segel-Gen" hat Astrid Erdmann von ihrer Mutter Ingeborg von Heister geerbt. Die beiden Frauen segeln auf dem Ijsselmeer und im Mittelmeer. In einer Hafenbar in Gibraltar lernt Astrid Wilfried Erdmann kennen. Er segelt als erster Deutscher allein um die Welt; sie werden Partner fürs Leben.

Unsentimental und begeistert schreibt die Autorin über das gemeinsame Leben an Bord - von stürmischen Stunden, in denen kein Winkel trocken bleibt, und von sonnenumfluteten Augenblicken, in denen Boot, Segel und Meer eine Einheit bilden und das Dasein perfekt ist. Die Inselwelten von Karibik und Pazifik, Schottland, Bornholm, die Dänische Südsee und natürlich die Schlei sind ihre Reviere.

"Mir gefällt das einfache Leben an Bord", sagt Astrid Erdmann. Und das, obwohl sie immer seekrank wird - "die Liebe zum Sport ist größer als das Leiden". Und so absolviert die Autorin trotz flauen Gefühls im Magen ihre Aufgaben an Bord, stellt die Segel ein, sitzt an der Pinne. Ihr Appell an mitsegelnde Frauen: "Wirklich mitmachen und nicht nur dabei sein."

Ein großes Kapitel widmet Astrid Erdmann dem Leben mit Kind an Bord. Zusammen mit Ehemann Wilfried und dem damals drei Jahre alten Sohn Kym geht es 1976 von Neuseeland aus für drei Jahre in die Südsee. Viele Bücher und Spielsachen im Gepäck, eine eigene Koje, Aufgaben an Bord, viel gemeinsame Zeit, neue Welten, andere Menschen - so halten es die drei miteinander aus. "Wir erlebten eine Nähe zum Kind, die der Alltag an Land nicht bieten kann", schreibt Erdmann. Eine Woche nach Ende der Reise wird Kym in Düsseldorf eingeschult: "Wir schickten einen aufgeweckten, handwerklich geschickten und sportlichen Jungen in die Schule."

Nicht nur diesem Kapitel fügt Erdmann eine praktische Checkliste bei. Auch zum Bootskauf, Proviant, Versorgung auf See macht sie Aufstellungen, gibt ihre Erfahrungen weiter. Auch sie selbst möchte noch mal los: "Das Boot steht schon im Garten, es muss nur noch fertig gemacht werden."

Astrid Erdmann: Die Weltumseglerin. 288 Seiten, Delius Klasing Verlag Bielefeld, 22,90 Euro.