Hamburger Abendblatt Sonntags: Wie empfindet ein Kind die Adoption?

Willy Starck: Adoptierte Kinder haben am Anfang oft mit Ängstlichkeit und Unsicherheit zu kämpfen, wenn sie auf eine fremde Umgebung treffen. Umso mehr, wenn sie - wie im aktuellen Fall - von Afrika nach Deutschland kommen.

HA: Welche Vorteile sehen Sie für adoptierte Kinder, die nach Deutschland kommen?

Starck: Zunächst werden ihre Urbedürfnisse nach Angenommensein, Zugehörigkeit und Geborgenheit befriedigt. Auf lange Sicht bietet die Adoption dem Kind meistens eine verbesserte Lebensperspektive, die Chance für einen materiell sorgenfreien Alltag und eine qualifizierte Ausbildung.

HA: Was bringt für Adoptionskinder große Probleme?

Starck: Bei der Annahme eines fremden Kindes spielt die Erfüllung eines bislang unerfüllten Kinderwunsches meist eine bedeutende Rolle. Verknüpft damit sind in der Regel mehr oder weniger bewusste Träume, Erwartungen und Hoffnungen hinsichtlich der Entwicklung des Kindes. Wenn es diesen später nicht entsprechen kann, besteht die Gefahr, dass es sich nicht angenommen, vielleicht sogar abgelehnt fühlt. Auch bei leiblichen Kindern gibt es diese Gefahr. Sie ist bei Adoptivkindern aber größer.

HA: Was raten Sie den Eltern in diesen besonderen Situationen?

Starck: Eltern sollten sich ihre Träume und Hoffnungen immer bewusst machen, aber ihr Kind nicht daran messen, sondern es so nehmen, wie es ist.