PARIS. In Frankreichs Regierung ist ein heftiger Streit über den Besuch des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi ausgebrochen. Außenminister Bernard Kouchner und die Staatssekretärin für Menschenrechte, Rama Yade, kritisierten den Besuch scharf. Präsident Nicolas Sarkozy verteidigte seine Einladung. "Frankreich muss mit allen reden, die den Weg zurück in die Staatengemeinschaft gewählt und Terrorismus abgeschworen haben", sagte Sarkozy gestern nach einem gut 50-minütigen Gespräch mit Gaddafi, den er gleich nach dessen Ankunft im Élysee-Palast empfing. Am Abend wurden bilaterale Verträge unter anderem über Waffen und ein Atomkraftwerk in Milliardenhöhe unterzeichnet.

Es ist der erste Besuch Gaddafis in Paris seit 34 Jahren. Die Visite falle ausgerechnet auf den Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, schrieb Kouchner. Jeder Aktivist erinnere sich, dass Gaddafi "professionell" Menschenrechte verletzt habe. Yade sagte: "Gaddafi muss begreifen, dass unser Land kein Fußabtreter ist, auf dem sich ein Staatsführer das Blut seiner Untaten abstreifen kann."