STOCKHOLM. Ein leidenschaftlicher Kuss in einer Kneipe hat die Top-Beraterin von Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt ihren Job gekostet. Staatssekretärin Ulrica Schenström trat gestern zurück, nachdem ihre innige Umarmung mit einem Fernsehreporter vom Kanal TV4, Anders Pihlblad, in einer Kneipe zu einer hitzigen Debatte über die nationale Sicherheit geführt hatte.

Nachdem die schwedischen Medien sich zunächst über den Kuss zwischen der Vertreterin der Staatsmacht und dem Journalisten aufgeregt hatten, kam schließlich ans Tageslicht, dass die beiden für 945 Kronen (102 Euro) Wein getrunken hatten - das waren 19 Gläser.

Reinfeldt räumte gestern ein, dass Schenström Dienst hatte. Seither diskutiert die schwedische Öffentlichkeit darüber, dass an diesem Abend offenbar eine sturzbetrunkene Staatssekretärin im Falle einer nationalen Katastrophe für die erste Reaktion der Regierung verantwortlich gewesen wäre.

Diese Frage ist für die Schweden nicht so hypothetisch, wie sie klingt. Während der Tsunami-Katastrophe in Thailand im Dezember 2004 waren dort rund 20 000 Schweden im Urlaub; 543 von ihnen starben durch die Flutwelle. Der Staatssekretär des damaligen Regierungschefs Göran Persson musste zurücktreten, weil die Reaktion der Führung als zu langsam kritisiert worden war.

Reinfeldt verliert mit der 35-jährigen Schenström eine wertvolle Beraterin, der er politischen Beobachtern zufolge seinen Wahlsieg 2006 verdankt.